Veröffentlicht am 17.05.2011 00:00

Ottobrunn · Bei Anruf Hilfe

Patricia Keesmann freut sich, dass die AWO jetzt jeden Tag eine Telefonsprechstunde anbietet.	 (Foto: hw)
Patricia Keesmann freut sich, dass die AWO jetzt jeden Tag eine Telefonsprechstunde anbietet. (Foto: hw)
Patricia Keesmann freut sich, dass die AWO jetzt jeden Tag eine Telefonsprechstunde anbietet. (Foto: hw)
Patricia Keesmann freut sich, dass die AWO jetzt jeden Tag eine Telefonsprechstunde anbietet. (Foto: hw)
Patricia Keesmann freut sich, dass die AWO jetzt jeden Tag eine Telefonsprechstunde anbietet. (Foto: hw)

Eltern und Erziehungsberechtigte von 247 Kindern und Jugendlichen suchten im vergangenen Jahr Hilfe bei der AWO-Beratungsstelle, so viele wie nie zuvor, berichtet Einrichtungsleiterin Patricia Keesmann.

Der Leistungsdruck, dem die Kinder heute schon früh ausgesetzt sind, bereitet vielen Familien Probleme, aber auch die Tatsache, dass immer mehr Ehen vor dem Scheidungsrichter enden. Froh ist die Psychologin deshalb, dass sie ihr Team auf insgesamt fünf Mitarbeiterinnen aufstocken konnte. Dank der guten personellen Aufstellung kann das Team nun täglich in seinen Räumlichkeiten im Jägerweg 10 in Ottobrunn eine Art »Sorgentelefon« anbieten, dass von Montag bis Freitag von 13 bis 14 Uhr besetzt ist. Hier können Eltern, Erzieher aber auch Kinder und Jugendliche unter Telefon 6019364 anrufen, und über ihre Sorgen reden und sich Tipps bei Erziehungsfragen holen.

»Das ganze läuft anonym ab und kostet auch keine Beratungsgebühr«, betont Keesmann. »Manchmal gibt es auf Seiten der Ratsuchenden nur kleine Unsicherheiten im Erziehungsalltag, da tue es gut, einen neutralen Fachmann fragen zu können«, so Keesmann weiter. Stellt sich im Laufe des Gesprächs heraus, dass das Problem doch tiefer sitzt, kann ein Termin vereinbart werden. Auch diese Beratungsgespräche sind allesamt kostenlos und unterliegen der Schweigepflicht. »Die Kinder müssen heute viel schneller erwachsener werden. Die veränderten familiären Umstände erfordern eine hohe Anpassungsbereitschaft und -vermögen von den Kindern«, beobachtet die Psychologin in den letzten Jahren. Dazu kommt der hohe Selektionsdruck in der Schule, der Weg zu einer weiterführenden Schule ist für viele Eltern ein Muss, spätestens in der dritten Klasse beginnt für die Kinder da schon der Stress, ja auch entsprechende Leistungen zu bringen. Aber nicht nur für die Kinder ist das Leben härter geworden, auch für die Mütter. »Es gibt kaum Anerkennung für die Mütter, es ist schade, dass beispielsweise ein Manager so viel mehr Respekt von der Gesellschaft gezollt bekommt, wie eine Mutter, die ihre Kinder gut erzieht«, bedauert die Erziehungsexpertin. So stehen viele Mütter unter dem Druck möglichst früh wieder zu arbeiten und sind häufig zerrissen zwischen ihrem Job, Haushalt und der Erziehung.

Aber auch für Kinder ist es nicht leicht, gerade Mädchen, die in die Pubertät kommen, nehmen sich häufig Popstars und Models als optische Vorbilder und sind verzweifelt, wenn sie diesem propagierten Schönheitsideal nicht entsprechen. Keesmann berichtete, dass manche Mädchen sich schon mit elf Jahren übers Abnehmen und Schlank sein viele Gedanken machten.

Ihre Arbeit sei zwar oftmals sehr anstrengend aber auch sehr befriedigend, betont sie. »Schön ist es immer, wenn man sieht, dass sich was verändert, dass das Zusammenleben innerhalb der Familie besser wird«, bekennt Keesmann. Manchmal helfen die Erklärungen der Psychologin den Eltern schon, mit der Situation gelassener umzugehen. So ist es eben typisch für Teenager, sich von den Eltern

abzugrenzen und sich enger an ihre Freunde anzuschließen, bisweilen eben auch lautstark und mit Türen knallend. Wer weiß, dass das normal und vor allem auch irgendwann wieder vorbei ist, kann diese Zeiten besser durchstehen ohne sich als schlechte Mutter oder schlechter Vater zu fühlen. Nicht nur eingreifen, wenn es Probleme gibt, sondern auch Eltern das nötige Rüstzeug mit auf den Weg geben, um ihre Aufgabe so gut wie möglich zu lösen, darin liegt ein weiterer Schwerpunkt der AWO-Beratungsstelle.

So gibt es beispielsweise ein ABC-Seminar für Eltern, deren Kinder demnächst in die Schule kommen. Dort lernen Eltern, sich auf die neue Situation einzustellen und die richtigen Weichen für einen geglückten Schulstart zu stellen. Die nächsten Termine sind am 19. Juni, 26. September und 10. Oktober.

Anmelden kann man sich in der Beratungsstelle. Auch Vorträge rund um das Thema Familienrecht und Pubertät werden angeboten, ebenso wie eine Gruppe für Kinder zwischen fünf und acht Jahren, deren Eltern sich getrennt haben. Alle wichtigen Informationen rund um die Beratungsangebote der AWO bekommt man unter Telefon 6 01 93 64, sollte einmal der Anrufbeantworter dran sein, erläutert Keesmann, einfach draufsprechen, »wir rufen Sie gerne zurück!«. Zuständig ist das Team für die Gemeinden: Aying, Brunnthal, Höhenkirchen-Siegertsbrunn, Hohenbrunn, Neubiberg, Ottobrunn und Putzbrunn.

Heike Woschée

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