Die jüngste aller Landkreisgemeinden ist Ottobrunn. Gegründet wurde sie am 1. April 1955. Bis zur Geburtsstunde Ottobrunns als eigenständigem Ort gehörte die Landkreisgemeinde zu Unterhaching. Die beiden Ortskerne lagen rund 2,5 Kilometer von einander entfernt, sie waren aufgrund der räumlichen Trennung auch durch unterschiedliche Bahnlinien an München angebunden. Im Unterhachinger Gemeinderat waren lange Jahre Vertreter aus beiden »Ortsteilen« vertreten, doch der Wunsch nach Unabhängigkeit war größer als der Wunsch nach Gemeinsamkeit. Nach der Trennung hatte Unterhaching noch 4.970 Einwohner und die »Tochter« bereits 5.816.
Aufwärts ging es nur langsam nach der Währungsreform. Auf den Lorbeeren der neuen Unabhängigkeit konnte sich die frisch gebackene Gemeinde unter Bürgermeister Anton Wild (1956 – 1962/ PWG) jedoch nicht ausruhen, denn es galt möglichst schnell möglichst viel Wohnraum für die zahlreichen Flüchtlinge und Wohnungslose zu schaffen. Die Idee, Ottobrunn zu einer Hochhaussiedlung zu machen, wurde nach massiven Protesten aus der Bürgerschaft verworfen, der Gartenstadtcharakter, der Ottobrunn bis heute prägt, sollte unbedingt erhalten bleiben.
Entscheidend für die Entwicklung Ottobrunns war die Niederlassung der Ludwig Bölkow in Ottobrunn. In den Gebäuden des Triebwerksforschungsinstituts wurden die in Stuttgart begonnenen Raketenversuche fortgeführt. In den folgenden Jahren wurde das Gelände in Zusammenarbeit mit Willy Messerschmitt, Hugo Junkers und Heinkel zu einem bedeutenden Standort der Luftfahrtindustrie ausgebaut. Die Firma blieb der Gemeinde lange Zeit erhalten, wechselte aber öfter den Name: Bölkow GmbH (ab 1965), Messerschmitt-Bölkow-Blohm (ab 1969), Luft-und Raumfahrtkonzern DASA (ab 1989) und schließlich EADS (seit 2000).
Am Montag, 26. Juni 2023 war ein wichtiger Termin für die weitere Realisierung des größten Raumfahrtcampus in Europa im Münchner Süden, genauer gesagt auf einem Campus, der zu Teilen zu Ottobrunn und zu anderen Teilen zu Taufkirchen gehört. An diesem Tag unterzeichneten Ministerpräsident Markus Söder, Wissenschaftsminister Markus Blume gemeinsam mit Roland Weigert, der Staatssekretär für den Bereich Wirtschaft gemeinsam mit Landrat Göbel und den beiden Bürgermeistern Thomas Loderer (Ottobrunn) und Ullrich Sander (Taufkirchen) eine gemeinsame Erklärung, die sich für dieses Projekt genau an diesem Standort ausspricht. Alle sind sich einig: Europas künftig größter Luft- und Raumfahrtcampus entsteht hier.
Der Siedlungsdruck auf Ottobrunn blieb unvermindert und die Bautätigkeit der Gemeinde und auf Gemeindegrund ließ nicht nach. In den 60er-Jahren wurden unter anderem entlang des Ranhazwegs, am Haidgraben und rund um den Zaunkönigweg viele Siedlungen gebaut, die letzten Baracken für Kriegsheimkehrer und Flüchtlinge konnten schließlich 1966 abgerissen werden.
1969 hatte der Gemeinderat einen städtebaulichen Wettbewerb zur Schaffung einer Ortsmitte ausgeschrieben, um die rund 85.000 Quadratmeter große Freifläche im Herzen Ottobrunns zu überplanen.
110 Architekten nahmen an dem Wettbewerb teil und auch ein Sieger wurde mit dem Architektenbüro Kochta-Buddeberg gekürt. Zur Umsetzung der Planungen kam es indes nicht, da die Rezession, die durch die Ölkrise ausgelöst wurde, ein Umdenken im Städtebau auslöste. Um dem sportlichen Ehrgeiz ihrer Bürger gerecht zu werden, wurde 1969 mit dem Bau eines Sportstadions am Haidgraben begonnen.