Die Amateur-Fußballabteilung des TSV München von 1860 e.V. startet auf Beschluss ihrer Mitglieder ab der kommenden Saison mit den Herrenmannschaften III und IV in der A- und C-Klasse München. Die Münchner Wochenanzeiger sprachen mit Abteilungsleiter Robert Reisinger über die Hintergründe.
Herr Reisinger, der TSV 1860 München und unterklassiger Amateurfußball für Herren, passt das zusammen?
Es ist nicht außergewöhnlich, dass in einem bekannten Verein, der über seine Tochtergesellschaft einen Profibetrieb unterhält, Fußball auch als Breitensport gespielt werden kann. Werder Bremen beispielsweise hat eine eigene Fußball-Amateurabteilung und spielt mit einer 4. und 5. Herrenmannschaft auf lokaler Ebene. Der FC Sankt Pauli kickt sogar mit insgesamt 6 Herrenmannschaften im Amateurbereich. So weit muss man es bei uns nicht treiben. Das geht allein schon aus Kapazitätsgründen nicht. Aber dass die Fußballabteilung im gemeinnützigen e.V. ergänzend zu den Juniorenmannschaften auch Amateurteams für Herren und Senioren im Angebot hat, steht dem Verein gut zu Gesicht.
Was versprechen Sie sich davon?
Ich habe verschiedene Motive. Das eine ist eine stärkere Anbindung der Mitglieder der Fußballabteilung an das Vereinsleben beim TSV 1860. Nun besteht zumindest theoretisch auch für erwachsene Mitglieder in meiner Abteilung die Möglichkeit aktiv Sport zu treiben. Das ist identitätsstiftend. Ein anderer Aspekt ist die Möglichkeit für Junglöwen, die nicht allerhöchsten Leistungsansprüchen genügen, trotzdem als Erwachsene für ihren Verein 1860 zu spielen. Mancher studiert oder macht eine Berufsausbildung in München und kickt nebenher für den TSV 1860 III. Wir verlieren diese Mitglieder nicht mehr zwangsläufig. Und nicht zuletzt freut sich die Christl vom Löwenstüberl, weil Herrenmannschaften für mehr Umsatz sorgen (lacht) .
Unterstützt das Präsidium das Vorhaben?
Ja. Vergessen Sie aber bitte nicht, dass Dieter Schneider und Franz Maget in den vergangenen Monaten andere Sorgen hatten, als sich über einzelne Amateuraktivitäten Gedanken zu machen. Die Idee dazu gibt es schon länger. Bereits mit Dieter Schneiders Vorgänger war das Projekt abgestimmt. Franz Maget ist ein starker Befürworter des Amateurfußballs bei 1860. Die Mitglieder der Fußballabteilung haben letztlich in einer Abstimmung entschieden. Nebenbei: Vor Einführung der Leistungsförderung in U23-Teams, spielte der TSV 1860 jahrzehntelang mit einer 2. Mannschaft ganz normal als Amateur-Elf in der Bezirks- und Landesliga.
In welcher Liga wird die 3. und 4. Mannschaft des TSV 1860 spielen?
Wir gehen das ganz unaufgeregt und entspannt an. Die Mannschaften spielen kommende Saison in der A- und in der C-Klasse. Wobei es dabei natürlich nicht bleiben muss. Wenn sich genügend sportlich ambitionierte Mitglieder engagieren, können die Teams sicher auch ein paar Ligen höher spielen. Mir ist wichtig, dass der TSV 1860 regelmäßig auf Münchner Fußballplätzen präsent ist und sich dort als faire und sympathische Mannschaft zeigt. Das ist Werbung für den Verein.
Woher kommen die Spieler für den Anfang?
Anhänger des TSV 1860 München haben vor sieben Jahren den TSV Weiß-Blau Sechzgerstadion e.V. gegründet und unter diesem Namen aktiv im Bayerischen Fußball-Verband in der A- und C-Klasse gespielt. Viele waren parallel dazu weiter Mitglied im TSV 1860 München. Ohne eigene Jugendabteilung waren dem Verein zuletzt jedoch natürliche Entwicklungsgrenzen gesetzt. Wir gehen in der Amateur-Fußballabteilung für unsere Herren-Teams eine Spielgemeinschaft mit Weiß-Blau ein. Außerdem wurden neue Mitglieder über ein öffentliches Probetraining geworben. Bei allem soll jedoch immer der Spaß am Sport und das Löwentum im Vordergrund stehen.
Wer organisiert den Spielbetrieb und das Drumherum. Doch nicht Sie?
Nein, dafür habe ich keine Zeit. Die Herrenmannschaften III und IV werden sehr engagiert von Arnold Geißler gemanagt, einem Ur-Löwen und erfahrenen Fußballfunktionär.
Wo wird trainiert und gespielt?
Ganz normal an der Grünwalder Straße 114. Die Trainingseinheiten finden so spät statt, dass sie die Ausbildungsmannschaften und den Profibereich nicht behindern.
Wie finanziert sich die 3. und 4. Herren-Mannschaft?
Das ist ein separater schmaler Etat. Wäre auch nur ein Cent dem Juniorenfußball verloren gegangen, hätte ich das nicht befürwortet.
Interview: Alfons Seeler