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Hoamat Bayern: Die Kolumne von Markus Wasmeier
München · Der Austrag
Der Riederhof im Markus Wasmeier Freilichtmuseum zeigt anschaulich das bäuerliche Leben und Räume für den Austrag. Fotos: Museum
München · Grüß Gott! Fast täglich kann man in den Zeitungen lesen, dass die Menschen immer älter werden, Heimplätze nicht ausreichen und viele alte Menschen vereinsamen und alleine in ihren kleinen Wohnungen leben. Früher war das gar kein Thema, weil die „Alten“ bis zum Schluss bei ihren Familien gelebt haben und oft schon zu Lebzeiten den Hof übergaben.
- Markus Wasmeier-Kolumne Hoamat Bayern: Informationen zum Markus Wasmeier Freilichtmuseum am Schliersee in Brunnbichl
Als Gegenleistung ließ sich der Übergeber Unterhaltsleistungen zusichern:
Den Austrag.
Als Austrag wird der Vertrag zwischen Übergeber und
Übernehmer bei der Hofübergabe bezeichnet, weil hierbei der bisherige Besitzer
aus den Büchern „ausgetragen“ wird. Mit dem Austrag, eine Form des Leibgedinges,
hat man sich oft verpflichtet den Hofnamen zu übernehmen, dem „Austragler“
eine Wohnstatt zu stellen, ihn mit Nahrungsmitteln zu versorgen und ihn
bis zum Ableben zu hegen und zu pflegen. Die Versorgung mit Lebensmitteln
wurde in solchen Verträgen oft genauestens festgelegt, wie zum Beispiel:
„Der übergebende Huberbauer ist jeden Tag seines noch zu lebenden Lebens
mit einer gleichwertigen Mittags- und Abendmahlzeit wie die des übernehmenden
Huberbauern zu versorgen.
Mindestens aber mit einem Ei, einem Kanten Brot und einem Becher Milch. Wenn es nicht in ausdrücklicher Menge festgelegt war, so hatte die Speis meistens eine zweite Tür zum Austragszimmer und der „Austragler“ hatte freien Zugriff, oder aber auch einen Zweitschlüssel. Auf reichen Höfen wurde oft ein sogenanntes Austragshaus errichtet. Diese waren zwar einfach und schlicht und auf kleiner Fläche gebaut, häufig jedoch mehrstöckig. Auf ärmeren Höfen musste dagegen eine Austragsstube genügen. Bei früheren Einfirsthöfen wurde schon beim Bau berücksichtigt, dass mehrere Generationen darin wohnen werden. Oberbayrische Einfirsthöfe sind aus heutiger ökologischer Sicht eine wirklich geniale Erfindung.
Auch die Anordnung der Räume im Inneren ist mehr als sinnvoll: Der Gang ist vom Eingang bis zur Tenne durchgehend und alle Zimmer sind nach außen angeordnet, so dass diese Zimmer immer Tageslicht haben. Damals hat man schon ans Energiesparen gedacht! Die Wohnstube liegt im Südwesten und hat somit von zwei Seiten das Licht. Im Norden ist die Speisekammer zu finden, ein bisschen „tiefer gelegt“, somit hatte man einen ganz natürlichen „Kühlschrank“. Das Dach und der angebaute Stall wirken wie ein wärmender Mantel für das Gebäude und schützen vor Wind und Wetter. Solche Höfe wurden mit dem Respekt vor der Natur und in Harmonie mit der Landschaft gebaut.
In meinem Museum ist der Riederhof so ein Einfirsthof. Das Gebäude wurde um 1730 aufgestockt, oben kamen Wohnräume dazu. Im Erdgeschoss wurde um Stube, Küche und Schlafkammer erweitert – vermutlich um dem übergebenden Vater einen anständigen Austrag zu ermöglichen. Den Hof können Sie sich im Originalzustand genau aus der Zeit anschaun, in der ein Austrag noch ganz selbstverständlich war. Ich freu mich auf Sie!
Ihr Markus Wasmeier
Veranstaltungstipps!
Schmiedetreffen
17. September 2011, im Markus Wasmeier Freilichtmuseum
Rund 20 Schmiede präsentieren ihre Zunft
Informationen unter www.wasmeier.de
Schottisch-bayrische Highland Games
8. und 9. Oktober 2011 in Schliersee/Neuhaus
Informationen und Eintrittskarten unter http://highlandgames.wasmeier.de
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