Schon den kleinen Kindern bringt man bei Danke zu sagen, wenn sie etwas bekommen. Danke zu sagen, heißt auch dem Gegenüber Respekt zu zollen und zu zeigen, dass man seine Arbeit oder Gaben schätzt und, dass man es nicht als selbstverständlich ansieht, dass etwas für einen getan wird.
Hoamat Bayern Die Kolumne von Markus Wasmeier
Markus Wasmeier-Kolumne Themenseite: Markus Wasmeier, ehemals Skirennläufer, ausgezeichnet als Sportler des Jahres, stellt das Bauernhof- und Wintersportmuseum am Schliersee vor
Genau das ist auch der Hintergrund des Erntedankfestes. Denn eine reiche Ernte ist gerade auch in Zeiten des Klimawandels nicht selbstverständlich. Da kann der Bauer noch so gut gearbeitet haben, wenn das Wetter übers Jahr nicht mitgespielt hat, fällt die Ernte schlecht aus. Und eine reiche Ernte war lebenswichtig und das Wetter eine ständige Bedrohung, was sich in unserer Sprache noch erhalten hat, wenn wir zum Beispiel sagen, dem Unternehmen hat es die Bilanz verhagelt.
Diese Redewendung stammt aus einer Zeit, in der die Abhängigkeit vom Wetter für die meisten Menschen noch deutlich stärker ausgeprägt war als heute. Und wenn die Götter dann gnädig waren, haben sich unsere Vorfahren natürlich ehrfurchtsvoll bei ihnen bedankt. So gab es schon in weit vorchristlicher Zeit Erntedank in Form von Opfergaben für die zuständigen Gottheiten. Seit dem 3. Jahrhundert n. Chr. ist das Erntedankfest in der katholischen Kirche belegt. In unterschiedlichster Form drücken die Menschen seither ihre Dankbarkeit aus. Da werden Erntekronen oder Erntekränze gebunden und in Prozessionen durch das Dorf getragen, es gibt Gottesdienste oder sogar Feldmessen bei denen die Früchte aus Feld und Garten vor den Altar gelegt werden.
Aus den Erntegaben werden Muster oder Motive gelegt und mit Blumen verziert. Manche Bauern haben auch Saatkörner mit in die Kirche genommen, um sie weihen zu lassen und so die Ernte für das nächste Jahr zu begünstigen. Erntedank regt uns auch heute noch an, darüber nachzudenken, woher die Dinge des täglichen Lebens eigentlich kommen. Ich finde es wichtig, sich Gedanken zu machen, dass es eben nicht selbstverständlich ist, mit guten Lebensmitteln versorgt zu werden und durchaus Dankbarkeit angebracht ist. In unserer Zeit wird es wieder wichtiger, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, wie uns die regelmäßig wiederkehrenden Lebensmittelskandale eindrucksvoll vor Augen führen. Vielleicht müssen wir wieder neu lernen, mit Maß und Ziel zu konsumieren und dankbar zu sein für den Wohlstand und die Sicherheit, die wir ohne Zweifel genießen. Wenn ich alte Bilder der Landbevölkerung betrachte, denke ich mir oft, dass die Menschen damals nicht viel gehabt haben zum täglichen Leben.
Aber unglücklicher als wir schauen sie meistens auch nicht aus, vielleicht bewahrheitet sich hier der Spruch, dass weniger oft mehr ist. Nur war der Dank vielleicht selbstverständlicher in einer Zeit in der die ganze Familie beteiligt war an der Versorgung mit den Grundnahrungsmitteln. Auch wir hier im Freilichtmuseum in Schliersee feiern am Samstag, 28. September 2013, das Erntedankfest mit einer Feldmesse. Dort können Sie die wunderbar geschmückten Erntegaben betrachten und sich an den Schätzen der Natur erfreuen. Anschließend findet bei uns auf dem Gelände ein großer Bauernmarkt statt. Dort haben Sie die Möglichkeit, regional erzeugte Lebensmittel zu beziehen und ins Gespräch zu kommen, denn der Ratsch gehört auch heute noch zu einem ordentlichen Marktbesuch dazu, genau wie der Besuch im Wirtshaus nach der Messe oder dem Markt früher üblich war. Unsere Küchenmannschaft im altbayerischen Wirtshaus »Zum Wofen« freut sich über Ihren Besuch. Wenn dann das Wetter mitspielt und man im Biergarten vor dem altbayerischen Wirtshaus sitzt, mit einer Portion knusprigen Schweinebraten und einem frischen, selbstgebrauten Museumsbier, eingerahmt von den Schlierseer Bergen, dann fällt mir das Danke sagen ganz leicht.
Ich freu mich auf Sie!
Ihr Markus Wasmeier
Am Samstag, 28. September: Erntedankfest mit Feldmesse (11.00 Uhr) und großem Bauernmarkt im Markus Wasmeier Freilichtmuseum