Veröffentlicht am 29.05.2014 00:00

Hochzeit: Damals und heute ein Wendepunkt im Leben


Von red
Romantisch und typisch bayerisch. Hochzeiten und viele andere Feiern finden das ganze Jahr im Markus Wasmeier Freilichtmuseum statt.	  (Foto: Wasmeier Freilichtmuseum Schliersee)
Romantisch und typisch bayerisch. Hochzeiten und viele andere Feiern finden das ganze Jahr im Markus Wasmeier Freilichtmuseum statt. (Foto: Wasmeier Freilichtmuseum Schliersee)
Romantisch und typisch bayerisch. Hochzeiten und viele andere Feiern finden das ganze Jahr im Markus Wasmeier Freilichtmuseum statt. (Foto: Wasmeier Freilichtmuseum Schliersee)
Romantisch und typisch bayerisch. Hochzeiten und viele andere Feiern finden das ganze Jahr im Markus Wasmeier Freilichtmuseum statt. (Foto: Wasmeier Freilichtmuseum Schliersee)
Romantisch und typisch bayerisch. Hochzeiten und viele andere Feiern finden das ganze Jahr im Markus Wasmeier Freilichtmuseum statt. (Foto: Wasmeier Freilichtmuseum Schliersee)

In den Monaten Mai, Juni und Juli läuten wieder vermehrt die Hochzeitsglocken in Bayern, denn natürlich wünscht sich jeder an der eigenen Hochzeit zum Gelingen der Feier einen weiß-blauen Himmel, der den einzigartigen Tag noch heller erstrahlen lässt.

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Auch früher war die Hochzeit selbstverständlich ein wichtiger Tag im Leben, doch war es nicht nur das Ja zueinander, das das Leben veränderte. Die Hochzeit bedeutete auch eine Übergabe des Anwesens und des Besitzes und man war danach ein vollgültiges Mitglied der Dorfgemeinschaft.

Die Hochzeit stellte noch viel mehr als heute einen großen Wendepunkt im Leben dar. Auch damals versuchte man den Tag möglichst festlich zu gestalten, doch war die Hochzeit immer mit vom harten Alltag geprägt. Wenn man Fotografien um das Jahr 1900 betrachtet, sieht man die Bemühungen sich möglichst feierlich ablichten zu lassen. Doch schaut man genauer, bemerkt man nicht selten die von der täglichen Arbeit noch dreckigen Hände. Zudem erlebe ich es immer wieder, wenn ich mit jungen Frauen darüber spreche, dass sie über das meist schwarze Kleid der Braut erstaunt sind. Das hat aber mehrere Gründe, denn zum einen konnten sich zur damaligen Zeit nur sehr wenige Paare ein Hochzeitskleid leisten, das extra für diesen einen Tag angeschafft wurde. Zum anderen war das heute übliche Weiß noch nicht in Mode. So heirateten die Frauen früher in ihrem festlichsten Gewand, dem Sonntagsstaat, das eben meist schwarz war oder der jeweiligen Regionaltracht entsprach.

Als Grund für die weiße Farbe wird heute immer die Symbolik der Unschuld und Reinheit bemüht, was sicher zum Teil auch richtig ist. Zudem war aber vermutlich ebenso eine Entwicklung der Mode ausschlaggebend. In Adelskreisen wurde schon im 17. Jahrhundert ein helles Brautkleid modern und mit der Hochzeit von Königin Victoria von England im Jahr 1840 setzte die Farbe Weiß endgültig zu ihrem Siegeszug an. Denn zu dieser Zeit war die Fotografie bereits erfunden und das Hochzeitsfoto ging in den Zeitungen um alle Welt. Sie sehen, schon damals setzte das englische Königshaus modisch Akzente. Ich muss allerdings gestehen, dass die Modetrends aus dem Buckingham Palast auf mich persönlich keinen großen Eindruck machen. Ich halte mich da lieber an die Tradition unserer Heimat. Übrigens eine solche Tradition bei bayerischen Hochzeiten ist der Hochzeitslader oder Progoder, der sich mehr und mehr wieder durchsetzt. Der Hochzeitslader ist in festlichem Gewand gekleidet und führt einen mit Bändern verzierten Bittstab mit. Seine Aufgabe war ursprünglich, von Haus zu Haus zu ziehen, um die Hochzeitsgäste einzuladen. Er informierte in Reimform wer heiratet, wo die Hochzeit stattfindet und bei der Gelegenheit wurde sozusagen als Vorgeschmack oft ein Schnaps getrunken. Bei der Hochzeitsfeier nach der Kirche in der Wirtschaft ist er auch zugegen, begrüßt die Gäste und sorgt sich um den reibungslosen Ablauf der Feier. Der Hochzeitslader bemüht sich dabei auch um die Stimmung der Hochzeitsgäste und dankt am Ende beim sogenannten Abdanken allen, die etwas zur Hochzeit beigetragen haben, in Reimen oder als Gstanzl. Heute lädt der Progoder nur noch selten persönlich ein und tritt nur noch bei der Hochzeitsfeier in Erscheinung.

Auch bei uns im Freilichtmuseum in Schliersee feiern immer wieder Paare ihre Hochzeit und es ist für mich eine große Freude, dass diese jungen Menschen hier im altbayerischen Dorf zwischen den historischen Gebäuden ihren gemeinsamen Weg ins Leben beginnen. Und wenn dann im festlich gedeckten Biergarten getanzt und gelacht wird und der Hochzeitslader nach alter Tradition in feierlicher Tracht seine Sprüche vorträgt, fühlt man sich in eine Zeit wie vor über hundert Jahren versetzt. Nur das Hochzeitskleid ist heute meist weiß.

Sie müssen aber natürlich nicht extra heiraten um unser altbayerisches Dorf zu besuchen. Und wenn Sie bereits verheiratet sind, dann gönnen Sie sich doch einen Ausflug zu zweit an den Schliersee und genießen Sie bei uns im Biergarten die Ruhe der Bergwelt und unser frisch gebrautes Museumsbier zu den bayerischen Schmankerln aus unserer Küche.

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