Heute begebe ich mich auf dünnes Eis, liebe Leserinnen und Leser. Oder hätte ich besser schreiben sollen Leser/innen? Das sind Fragen, die heute die Politik beschäftigen.
Markus Wasmeier-Kolumne Themenseite: Markus Wasmeier, Sportler des Jahres und Goldmedaillengewinner im Skirennlauf ruft erfolgreich ein »altbayerischen Dorf« ins Leben
Sollen wir Radwegschilder mit Damenrad aufstellen und warum gibt es eigentlich Ampelmännchen und keine Frauen. Auch das Studentenwerk sollte besser Studierendenwerk heißen, weil sonst die Studentinnen ausgeschlossen sind. Ich selber habe nicht studiert, aber ein guter Freund von mir hat daraufhin zu mir gesagt, Studierendenwerk ist auch falsch, denn mindestens ein Drittel studiert ja nicht, sondern feiert an der Isar. Wie auch immer, verstehen Sie mich nicht falsch, ich bin ein großer Befürworter der Gleichberechtigung von Mann und Frau! Im Gegenteil, dadurch, dass ich mich im Freilichtmuseum in Schliersee mit einer Zeit beschäftige, in der die Rollenverteilung in Stein gemeißelt war, fällt mir besonders auf, was sich in den letzten 60 Jahren bewegt hat und ich kann das nur gutheißen.
Aber wenn man einer Bäuerin des 19. Jahrhunderts gesagt hätte, dass wir uns hitzig über diese Fragen streiten, hätte sie vermutlich leise in sich hineingelacht. Denn die Rollen waren klar verteilt, teilweise auch mit gutem Grund. Heute und morgen findet bei uns im altbayerischen Dorf zum Beispiel das Schmiedetreffen statt und Handwerker aus nah und fern stellen ihr Können zur Schau. Wenn Sie uns dazu im altbayerischen Dorf besuchen, sehen Sie, dass ohne technische Hilfsmittel, die heute natürlich in jeder modernen Schmiede zur Verfügung stehen, auch die Männer bei dieser schweißtreibenden Arbeit an ihre körperlichen Grenzen gelangen. Mittlerweile ist es natürlich auch Frauen möglich, diesen Beruf zu erlernen. Früher wäre das auch aus anderen Gründen undenkbar gewesen, denn die Gesellschaft hatte andere Erwartungen. Die Frauen sollten sich um Haushalt und Kindererziehung kümmern, während der Mann der Herr auf dem Hof war und sagte wo es langgeht.
Das Museum zeigt ein Abbild
vergangener Rollenverteilung
Doch war das wirklich immer so? Ich glaube nein. Denn man darf nicht vergessen, die Bäuerin musste mit den Erträgen des Jahres wirtschaften und den Überblick über die Haushaltskasse behalten. Sie wusste oft besser Bescheid, was finanziell noch drin war oder nicht. Deshalb dürften in vielen Fällen die Frauen maßgeblich an wichtigen Entscheidungen beteiligt gewesen sein. Mit der Kindererziehung stellte sie zudem die Weichen für den Nachfolger, der einmal den Betrieb führen sollte und konnte so großen Einfluss nehmen. Es gibt viele Hinweise in der Literatur, die darauf schließen lassen, dass schon damals oft die Frau »die Hosen angehabt hat«. Wenn zum Beispiel der Bauer in Oskar Maria Grafs Dorfgeschichten nach dem Schafkopfen und reichlichem Biergenuss immer ein großes Stück Leberkäse beim Wirt mitnimmt um die Frau, die daheim mit dem Nudelholz auf ihn wartet zu besänftigen, merkt man sofort, wer der Chef im Hause ist.
Apropos Nudelholz, um den Haushalt und Haushaltsgeräte anno dazumal geht es in unserer museumseigenen Ausstellung, die am kommenden Dienstag eröffnet wird. Haushaltsgeräte der unterschiedlichsten Art, zum Kochen, Waschen oder Bügeln, bis hin zum Nähen, sind dort bis zum Saisonende ausgestellt, natürlich auch besagtes Nudelholz. Besuchen Sie die Ausstellung und bestaunen Sie kuriose Haushaltshelfer aus vergangenen Tagen. Ich muss sagen, manche Geräte im Museum funktionieren heute noch besser als die aktuellen multifunktionalen Maschinen. Wer zum Beispiel noch eine alte Singer Nähmaschine hat, der weiß von was ich rede. Ich kenne etliche Schneiderinnen, die für bestimmte Arbeiten lieber auf das alte Gerät wechseln. Erleben Sie bei uns die Welt der Hausfrau von damals. Das ein oder andere Stück kennen Sie vielleicht noch von Ihren Großeltern oder Sie haben sogar noch etwas ähnliches auf dem Speicher? Und anschließend lassen Sie es sich im Biergarten vor unserem Wirtshaus mit frischer Brotzeit und selbstgebrautem Museumsbier gut gehen. Dann stellt sich die Frage wer bedient wen von vornherein gar nicht.