Veröffentlicht am 02.10.2015 00:00

Schliersee · Wie das Museumsdorf phantasievolles Kopfkino inspiriert

Am Tag der deutschen Einheit feiern wir die Wiedervereinigung Deutschlands. Es war die letzte große Grenzänderung im Kern Europas und es scheint für uns überhaupt nicht mehr vorstellbar an den etablierten Landesgrenzen zu rütteln.

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Wenn wir in die Geschichtsbücher schauen sehen wir allerdings schnell, dass diese politische Stabilität in der Vergangenheit keineswegs gegeben war und Bayern auf eine bewegte Geschichte zurückblickt.

Wenn ich da zum Beispiel bei uns im Freilichtmuseum in Schliersee die historischen Bauernhäuser ansehe und überlege, wovon uns diese Gebäude erzählen könnten. Der Riederhof etwa, ist bereits um das Jahr 1200 zum ersten Mal erwähnt. Wer wohl die Türschwelle schon übertreten haben mag. Vielleicht ein Schwede im Dreißigjährigen Krieg? Die Bewohner haben möglicherweise durch die Fenster Napoleons Truppen vorbeiziehen sehen und vielleicht auch einen ihrer Söhne im 70er Krieg gegen Frankreich verloren. Die Häuser des Museumsdorfes haben schon viele politische Wirren überstanden. Nach dem Dreißigjährigen Krieg hatte Bayern Territorium gewonnen. Große Teile wurden allerdings schnell wieder von Österreich besetzt – und umgekehrt. Denn zur Zeit Napoleons hat Bayern an der Seite Frankreichs große Gebietsgewinne erlangt und Salzburg, Tirol, Vorarlberg und das Innviertel waren vorübergehend bayerisch. Aber nicht nur kriegerische Auseinandersetzungen veränderten die Staatsgrenzen, so hat Napoleon beispielsweise das Herzogtum Bayreuth im Jahr 1810 einfach an das noch junge Königreich Bayern verkauft wie eine Handelsware.

Wenn Mauern erzählen könnten, hier hätten sie viel zu berichten

Anschließend wechselte man in Bayern allerdings schnell die Seiten und kehrte dem schwächelnden Napoleon den Rücken für ein Bündnis mit Österreich. Durch dieses Bündnis musste Bayern 1866 jedoch im sogenannten Deutschen Krieg an der Seite Österreichs gegen Preußen kämpfen und verlor in der berühmten Schlacht von Königgrätz und wurde dem Reich angeschlossen. Schon vier Jahre später ging es mit Preußen in den Krieg gegen Frankreich. Zu dieser Zeit war die Königsdämmerung am Horizont schon erkennbar und die Monarchie bereits auf dem absteigenden Ast. In der Novemberrevolution im Jahr 1918 wurde der freie Volksstaat Bayern ausgerufen und die Münchner Räterepublik installiert. Sie sehen wie unruhig allein die jüngste politische Vergangenheit Bayerns ist. Deshalb ist der Tag der deutschen Einheit zu Recht ein Feiertag, an dem wir uns der politischen Stabilität, die wir heute genießen, bewusst werden können.

Ich möchte Sie herzlich dazu einladen, diesen Feiertag bei uns im Freilichtmuseum zu verbringen. Nehmen Sie sich Zeit für einen Abstecher in die Geschichte Bayerns. Doch keine Angst, die Politik steht bei uns im Hintergrund. Viel mehr zeigen wir Ihnen das Alltagsleben der Landbevölkerung, geprägt von bäuerlicher Arbeit und Handwerk. Bei uns im altbayerischen Dorf erwecken wir diese Zeit zu neuem Leben. Dabei können Sie vom Korbflechter über den Drechsler, bis hin zum Holzschindelmacher, verschiedenste Handwerke hautnah erleben. Zum Teil können Sie auch selbst tätig werden in einem unserer zahlreichen Kurse, wie etwa beim Bierbrauen, der Seifenherstellung und vielem anderen mehr.

Das Bier, das in den Bierbraukursen hergestellt wird, ist aber kein Exponat das anschließend hinter Glas zur Schau gestellt wird, im Gegenteil, eher im Glas oder besser gesagt im Krug! In unserem Wirtshaus »Beim Wofen« können Sie nämlich das in Holzfässern gelagerte Bier genießen und somit die bayerische Geschichte mit allen Sinnen erfahren. Und wer weiß, mit ein bisschen Phantasie werden die Bilder der Vergangenheit in Ihrer Vorstellung lebendig und Sie hören die Geschichten, die unsere Häuser erzählen können.

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