Wenn Sie diese Zeilen lesen, vielleicht beim gemütlichen Frühstück oder beim Nachmittagskaffee, bin ich schon unterwegs auf unserem historischen Handwerkermarkt im Freilichtmuseum.
Markus Wasmeier-Kolumne Themenseite: Markus Wasmeier, Sportler des Jahres und Goldmedaillengewinner im Skirennlauf ruft erfolgreich ein »altbayerischen Dorf« ins Leben
Aber keine Angst, Sie müssen nicht alles stehen und liegen lassen, am morgigen Sonntag haben Sie auch noch die Gelegenheit unseren historischen Markt im altbayrischen Dorf zu besuchen und den Kirtasonntag in unserem Wirtshaus »Beim Wofen« mit Kirta-Enten und Gänsen zu feiern.
Der Handwerkermarkt ist jedes Jahr wieder ein Höhepunkt im Veranstaltungskalender und eine Bereicherung für unser Museum. Denn neben der Landwirtschaft waren die Dörfer hier bei uns am Land geprägt vom Handwerk. Noch heute können Sie teilweise an den Straßennamen erkennen, welche Gewerke wo angesiedelt waren und stellen bestimmt ein wenig erstaunt fest, wie viele unterschiedliche Berufe auf kleinem Raum versammelt waren. Schauen Sie doch einfach einmal bei Ihnen am Ort, vielleicht finden Sie ja dort eine Lederergasse, den Mühlenweg, eine Weberzeile oder den Seifensiedersteig. Die Menschen früher waren nicht so mobil wie heute und so waren die wichtigen Berufe stets vor Ort. War ein Hufeisen locker, so musste das Pferd beim Schmied schnell beschlagen werden.
Wenn Sie wollen, galt schon damals »Zeit ist Geld«, denn das Pferd war ein wichtiges und teures Arbeitsmittel. Ebenso war es Brauereien nur schwer möglich größere Mengen zu transportieren, denn Kühlanhänger waren noch nicht erfunden und somit hatte auch fast jedes Dorf seine eigene Braustätte. Auch ein Schuster, Schneider oder Schreiner war praktisch in jedem Ort zu finden. All diese Arbeiten und noch viele andere mehr zeigen Ihnen dieses Wochenende unsere Handwerker aus ganz Bayern. Natürlich hat sich die Nachfrage etwas geändert, so ist ein Schmied heute weniger mit Hufeisen und Reifen für Wagenräder beschäftigt. Die Arbeit verlagert sich bei allen Berufen mehr aufs Künstlerische oder auf sehr hochwertige Gebrauchsgegenstände, wie etwa handgeschmiedete Damastmesser beim Schmied oder federkielbestickte Lederhosen beim Kürschner. All dies können Sie bei uns im Freilichtmuseum bestaunen. Außerdem haben Sie die Möglichkeit bei unserem Schnapsbrenner, dem Bäcker oder in unserer historischen Schöpfbrauerei die Handwerkskunst auch zu probieren.
Spielsachen als Massenware: eine Entwicklung des 20. Jahrhunderts
Geprägt vom Handwerk ist seit jeher auch das Spiel der Kinder. Egal ob der Lokomotivführer, der seit der großen Zeit der Dampfloks ganz oben auf der Liste steht, der Schmied oder der Polizist. Kinder beobachten und spielen nach. Heute haben die Kinder dazu ausgeklügelte Spielsachen, doch auch vor 100 Jahren war den Kindern nicht langweilig. Sie nahmen zum Beispiel einfach den metallenen Radreifen vom Schmied und trieben ihn mit einem Stock vor sich her. Ob der Schmied immer davon wusste, wage ich zu bezweifeln. Jetzt im Oktober findet in Schliersee der Kulturherbst statt und auch das Museum nimmt am Sonntag nächste Woche mit dem Kinderkulturherbst daran teil. Dabei können die Kinder von heute der Kindheit ihrer Großeltern nahe kommen.
Wir veranstalten Kinderspiele wie vor 100 Jahren und es ist immer wieder schön zu sehen, wie die Kinder auch mit einfachsten Mitteln den größten Spaß entwickeln können. Im Gegenteil, für viele ist es ein besonderes Abenteuer mit diesen, heute keineswegs mehr alltäglichen Gegenständen zu spielen! Neben den historischen Spielen ist auch Kasperls Spuikastl mit lustigen Theaterstücken bei uns zu Gast. Früher wurden übrigens Puppen- und Marionettentheater auch für Erwachsene gespielt, die Puppenspieler waren quasi der Fernseher des 18. Jahrhunderts. Besuchen Sie uns im Schlierseer Kulturherbst und entdecken alte Spiele wieder neu. Ich freue mich auf Sie.