Veröffentlicht am 21.06.2016 00:00

Ottobrunn · »Keine billige Polizei«


Von red
Erster Polizeihauptkommissar Armin Ganserer.	 (Foto: MO)
Erster Polizeihauptkommissar Armin Ganserer. (Foto: MO)
Erster Polizeihauptkommissar Armin Ganserer. (Foto: MO)
Erster Polizeihauptkommissar Armin Ganserer. (Foto: MO)
Erster Polizeihauptkommissar Armin Ganserer. (Foto: MO)

Ende April beschloss der Ottobrunner Gemeinderat die Einführung einer Sicherheitswacht für ein Jahr auf Probe. Aber was genau macht eine Sicherheitswacht und weshalb wurde sie nun beantragt? Darüber sprach Mein Ottobrunn mit dem Ersten Polizeihauptkommissar Armin Ganserer von der Polizeiinspektion 28.

MO: Herr Ganserer, wie kommt es, dass in Ottobrunn eine Sicherheitswacht eingeführt wird?

Ganserer: Der Polizei gegenüber wurden immer häufiger Ängste genannt, sei es aufgrund der Kriminalität, der Zuwanderung oder wegen größerer Vorfälle in anderen Städten, wie etwa in Köln. Der andere Anlass war die Einführung der Sicherheitswacht in Unterhaching vor wenigen Wochen. Da stellte sich die Frage, ob Ottobrunn das Thema nicht zumindest diskutieren sollte, damit den Bürgern bewusst wird, dass wir Sicherheitsbehörden deren Sorgen und Nöte Ernst nehmen.

MO: Sie sprechen von den vermehrten Ängsten der Leute. Wie ist denn die Sicherheitslage in Ottobrunn und Umgebung momentan?

Ganserer: Die objektive Sicherheitslage ist sicher wie eh und je. Die Kriminalität ist im Langzeitvergleich sogar leicht zurückgegangen.

MO: Wenn die Lage unverändert sicher ist, woher kommt dieses verschlechterte Sicherheitsempfinden?

Ganserer: Einen großen Einfluss haben die sozialen Medien wie Facebook und Twitter. Dort werden immer wieder – mit oder ohne echtem Anlass – mit ungeprüften Informationen und Kommentaren Ängste geschürt. Es geht sogar schon soweit, dass manche eher den sozialen Netzwerken als der Polizei glauben.

MO: Wie kann eine Sicherheitswacht helfen, den Ängsten zu begegnen?

Ganserer: Indem wir – zusätzlich zu unseren Polizeistreifen – eine präsente und ansprechbare Sicherheitswacht einsetzen, an die sich die Bürger vor Ort wenden können. Ich bin mir sicher, dass wir in Gesprächen Ängste reduzieren können.

MO: Was macht die Sicherheitswacht konkret?

Ganserer: Sie unterstützt die Polizei vor allem bei der Bekämpfung der Straßenkriminalität durch Präsenz und Abschreckung. Sie darf Platzverweise aussprechen, Personalien feststellen und Personen befragen, die beispielsweise Zeugen eines Vorfalls wurden. In anderen Fällen sollen die Mitarbeiter umgehend Polizeibeamte zur Hilfe rufen - dafür tragen sie Handys und Funkgeräte.

MO: Wie viele Leute haben sich bisher in Ottobrunn beworben, die Mitarbeiter der Sicherheitswacht werden wollen?

Ganserer: Momentan sind es erst drei.

MO: Wie verläuft der Prozess zum ausgebildeten Mitarbeiter der Sicherheitswacht?

Ganserer: Nach einer Sicherheitsüberprüfung, einer Erstbefragung per Fragebogen und einem ausführlichen Eignungsgespräch erhalten die ausgewählten Kandidaten eine Ausbildung, die eine 40-stündige rechtliche Einweisung durch die Polizei umfasst. Nach deren Abschluss existiert ein öffentlich-rechtliches Dienstverhältnis, d.h. die Sicherheitswacht wird unter polizeilicher Aufsicht und Betreuung tätig. Die Tätigkeit ist ehrenamtlich, wird nur gering entlohnt und sollte ungefähr 15 Stunden wöchentlich umfassen.

MO: Welche Erfahrungen haben die Nachbargemeinden Taufkirchen und Haar gemacht, bei denen es seit Jahren eine Sicherheitswacht gibt?

Ganserer: Ich habe von den Kollegen gehört, dass die Bürger sie akzeptieren und froh sind, zusätzliche Ansprechpartner auf der Straße zu haben. Bisher gab es keine größeren Beschwerden oder Missstimmungen.

MO: Manche kritisieren, dass die Sicherheitswacht eine versteckte Sparmaßnahme sei, die die Einstellung weiterer Polizeibeamter verhindert. Wie sehen Sie das?

Ganserer: Sicherheitswacht und Polizei laufen konkurrenzlos nebeneinander; die Kosten für die Sicherheitswacht gehen nicht zulasten des Polizeihaushaltes. Die Politik möchte bewusst keine „billige Polizei“, sondern eine sinnvolle Ergänzung. Außerdem haben wir in Bayern einen Höchststand an Polizisten – im Gegensatz zu anderen Bundesländern, die Personal abgebaut haben.

MO: Ab wann wird die Ottobrunner Sicherheitswacht erstmals Streife laufen?

Ganserer: Das wird frühestens Ende Juli soweit sein.

MO: Vielen Dank für das Gespräch.

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