Veröffentlicht am 12.09.2016 00:00

Ghostbike an Knorrstraße soll an verunglückte Radfahrerin Beatrix erinnern


Von red
Das Ghostbike steht am Petuelring / Ecke Knorrstraße und soll an die verstorbene Radfahrerin Beatrix erinnern.	 (Foto: Christine Henze)
Das Ghostbike steht am Petuelring / Ecke Knorrstraße und soll an die verstorbene Radfahrerin Beatrix erinnern. (Foto: Christine Henze)
Das Ghostbike steht am Petuelring / Ecke Knorrstraße und soll an die verstorbene Radfahrerin Beatrix erinnern. (Foto: Christine Henze)
Das Ghostbike steht am Petuelring / Ecke Knorrstraße und soll an die verstorbene Radfahrerin Beatrix erinnern. (Foto: Christine Henze)
Das Ghostbike steht am Petuelring / Ecke Knorrstraße und soll an die verstorbene Radfahrerin Beatrix erinnern. (Foto: Christine Henze)

Der Petuelring an der Ecke Knorrstraße ist auch an diesem Mittwochmorgen stark befahren. Neben Pkw- und Lkw-Fahrern passieren viele Radfahrer die Kreuzung. Ein weiß lackiertes Fahrrad steht angelehnt an einen Mast, wirkt verlassen, stimmt nachdenklich.

Es war der 11. September vor drei Jahren, als Beatrix an dieser Kreuzung verstarb. Die 53-Jährige war mit dem Fahrrad unterwegs und wurde beim Abbiegen in die Knorrstraße von einem Lkw erfasst. Sie war sofort tot.

Drei Jahre später nun soll mit diesem sogenannten »Ghostbike« (zu deutsch: Geisterfahrrad) an die verstorbene Radfahrerin erinnert werden. Dabei ist es Gedenkort und Mahnmal zugleich.

Eines von fünf Ghostbikes

Ziel der Ghostbikes sei für die Gefahren durch unachtsam abbiegende Verkehrsteilnehmer zu sensibilisieren, sagte Katharina Horn von der ÖDP München.

Die Aktion wurde von der ÖDP München und dem ADFC (Allgemeinen Deutschen Fahrradclub) München hier ins Leben gerufen. Die ersten Ghostbikes wurden Mitte Mai da aufgebaut, wo Radfahrer ums Leben kamen. Aktuell befinden sich fünf Ghostbikes in der Stadt, wie zum Beispiel auf dem Frankfurter Ring / Ingolstädter Straße. »Wir hatten eine wahnsinnig große Resonanz auf die Aktion«, betonte Horn. Natürlich wolle man auch nicht, dass sich Beteiligte durch die Aktion schlecht fühlen.

»Mir ging es darum ein Zeichen zu setzen, das Radfahrer und Fußgänger hier besonders vorsichtig sind«, sagte Maria Settele, Lebensgefährtin der verstorbenen Beatrix. »Jeder, der so ein Radl sieht, fragt sich doch, was dahinter steckt.« Ihre Lebensgefährtin sei stets eine vorsichtige Radfahrerin gewesen. Sie hatte keine Chance zu reagieren. Dem Lkw-Fahrer macht sie keine Vorwürfe. Settele: »Er hat einen Allerweltsfehler gemacht.« Ein Abbiegeassistenzsystem hätte hier schon helfen können.

Was generell fehle sei der politische Druck, die Radfahrsicherheit zu verbessern, waren sich Maria Settele, Katharina Horn und Andreas Groh vom ADFC einig. »München hat einfach ungeschickte Radewege«, betonte Horn. Hier gebe es Handlungsbedarf.

Im vergangenen Jahr habe es in München mehrere tausend Radunfälle gegeben, ein Viertel davon waren Rechtsabbiegeunfälle, sagte Andreas Groh. Dies sei die Unfallursache Nummer eins. Häufig treffe es Seniorinnen und Senioren. Dabei sollten auch die Unternehmen in die Pflicht genommen werden und ihre Lkw mit Kamerasystemen ausstatten. Die gebe es schon für 200 beziehungsweise 300 Euro. Natürlich seien dies zusätzliche Kosten, aber ein Menschenleben sei auch nicht umsonst, so Groh. Darüber hinaus sollte die Polizei das Rechtsabbiegeverhalten an solchen Gefahrenstellen, wie an dieser ausschwenkenden Kurve Petuelring / Knorrstraße, kontrollieren.

Räder von

Jugendlichen fit

gemacht

Die in München aufgestellten Ghostbikes wurden von der Werkstatt R18 kostenlos zur Verfügung gestellt. Bei der Werkstatt handelt es sich um eine Einrichtung der Berufsbezogenen Jugendhilfe (BBJH) in Trägerschaft der Evangelischen Jugend München. Dort können sich Jugendliche und junge Menschen qualifizieren. So können sie sich hier zum Fahrradmonteur ausbilden lassen, berichtet Fritz Winbeck, Leiter der Werkstatt R18. Fahrräder beziehen sie aus verschiedenen Quellen wie von Wertstoffhöfen. In der Werkstatt R18 werden die Drahtesel dann entweder wieder fit gemacht oder zu Ersatzteilen verwendet. Die jungen Leute richten die Bikes wieder her – wie die Ghostbikes. Winbeck finde die Aktion sehr gut. »Jedes Verkehrsopfer ist eines zu viel.«, sagte er.

Die Ghostbike-Aktion gibt es aber nicht nur in München. - 2003 wurde das erste in St. Louis (Missouri) aufgestellt. Mittlerweile gibt es weltweit mehr als 630 Ghostbikes.

Einmal im Jahr findet übrigens die Tour »Ride of Silence« zu allen Ghostbikes statt, an denen der Verstorbenen gedacht wird.

Wer ebenfalls ein Ghostbike aufstellen oder sich um eines kümmern möchte, der kann sich beim ADFC München informieren. Christine Henze

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