Veröffentlicht am 28.04.2017 00:00

Aktionsspieltag »Organspende« auf 568 Plätzen in ganz Bayern

Sie »spielen« im selben Team: Gesundheitsministerin Melanie Huml, BFV-Präsident Rainer Koch (re.) und BFV-Verbands-Spielleiter Josef Janker.	 (Foto: cr)
Sie »spielen« im selben Team: Gesundheitsministerin Melanie Huml, BFV-Präsident Rainer Koch (re.) und BFV-Verbands-Spielleiter Josef Janker. (Foto: cr)
Sie »spielen« im selben Team: Gesundheitsministerin Melanie Huml, BFV-Präsident Rainer Koch (re.) und BFV-Verbands-Spielleiter Josef Janker. (Foto: cr)
Sie »spielen« im selben Team: Gesundheitsministerin Melanie Huml, BFV-Präsident Rainer Koch (re.) und BFV-Verbands-Spielleiter Josef Janker. (Foto: cr)
Sie »spielen« im selben Team: Gesundheitsministerin Melanie Huml, BFV-Präsident Rainer Koch (re.) und BFV-Verbands-Spielleiter Josef Janker. (Foto: cr)

»Wir haben die Chance und die Verpflichtung, viele Menschen zu erreichen.« Der Präsident des Bayerischen Fußball-Verbands (BFV), Rainer Koch, unterstützt den Vorstoß des bayerischen Gesundheitsministeriums, wonach sich mehr Menschen mit dem Thema »Organspende« beschäftigen sollen.

Aus diesem Grund haben das Ministerium und der BFV dieses Wochenende zum Aktionstag Organspende ausgerufen. 568 Vereine beteiligen sich bayernweit an der Aktion, die am Montag, 1. Mai, mit dem Regionalligaspiel zwischen Wacker Burghausen und der SpVgg Unterhaching (Anstoß: 20.15 Uhr, live im Free-TV) zu Ende gehen wird.

Weiterer Artikel zum Thema:

So seh ich das! Thema der Woche: Organspende Artikel vom 28.04.2017: Samstagsblatt München-Redakteur Carsten Clever-Rott über ­Vertrauen in das System

Auf 568 Sportplätzen werden insgesamt rund 100.000 Organspendeausweise und Infomaterial an die Fußballzuschauer verteilt, verbunden mit dem Appell, sich mit dem Thema zu befassen und es nicht allein bei Wohlwollen zu belassen, sondern auch wirklich einen Organspendeausweis auszufüllen. Entscheidend dabei: Mit dem Organspendeausweis kann man auch ausdrücklich einer Organentnahme widersprechen. Es ist wichtig, überhaupt eine Entscheidung zu treffen. Daher rührt auch das Schlagwort der Aktion: »Bei Unentschieden gewinnt keiner«.

Die bayerische Gesundheitsministerin Melanie Huml erklärt, warum das so wichtig ist: »Wer zu Lebzeiten eine klare Entscheidung trifft und in einem Organspendeausweis dokumentiert, entlastet seine Angehörigen in schweren Stunden.« Der BFV-Präsident hat sich nach eigener Aussage schon vor Jahrzehnten für einen Organspendeausweis entschieden. Seine Begründung: »Es könnte irgendwann der Fall eintreten, dass ich selbst auf ein Spenderorgan angewiesen bin.« Das System Organspende funktioniere nur, wenn möglichst viele mitmachen.

Die Skepsis ist gar nicht so groß, wie man vielleicht glauben möchte. Rund 80 Prozent der Deutschen stehen dem Thema positiv gegenüber, aber nur 35 Prozent, das sind etwa 28 Millionen Menschen, verfügen über einen Organspendeausweis. Weil im Normalfall die Dringlichkeit nicht gegeben ist, schieben viele das Thema vor sich her, zum Teil mit selbstberuhigenden Ausreden. Oft zu hören: »Ich weiß gar nicht, wo ich so einen Ausweise herbekomme.« Im Internet kann man ihn unter der Adresse www.keine-ausreden.bayern runterladen. Daneben sind Krankenkassen, Krankenhäuser und Ausweisbehörden in Bayern gesetzlich verpflichtet, über Organspende aufzuklären.

Aufschieben ist wohl schlechteste aller Alternativen, denn im Ernstfall ist es zu spät, selbst eine Entscheidung zu treffen. Was noch schlimmer ist: Diese Entscheidung müssten dann die Angehörigen treffen, die unter dem Eindruck des Verlusts stehen, den sie gerade erlitten haben.

Weil es Organspender gibt, ist Rainer Wölzlein noch am Leben. Der Mittelfranke, der viele Jahre beim FV Vortuna Neuses aktiv war, leidet an der Stoffwechselerkrankung Mukoviszidose. Als die Ärzte ihm sagten, er brauche eine Spenderlunge und gleichzeitig eine Spenderleber, begann für ihn die schwere Zeit des Wartens. Nach zwei Jahren kam der erlösende Anruf. Die Operation verlief erfolgreich, heute ist der 39-Jährige wieder aktiv, auch in seinem Verein als Spielleiter und Jugendbetreuer. Sein Appell: »Nehmt eure Organe nicht mit in den Himmel, denn hier auf der Erde werden sie gebraucht.«

BFV-Präsident Koch betonte ausdrücklich, niemand werde im Krankenhaus für tot erklärt, nur um dessen Organe verpflanzen zu können. Eine durchaus verbreitete Befürchtung, aber Koch weiß: »Die Hürden für eine Organtransplantation sind sehr hoch.«

In Bayern gab es in den ersten drei Monaten dieses Jahres 41 Organspenden. Das waren 15 mehr als im ersten Quartal 2016. Auf der anderen Seite benötigen allein in Bayern mehr als 1.400 Menschen ein Spenderorgan.

Im Internet und beim anstehenden Spieltag machen die Vereine in Durchsagen und in den Stadionheften auf die Aktion und die Dringlichkeit aufmerksam: »Es gibt kein richtig oder falsch, kein gut oder schlecht«, heißt es da wörtlich.

Fußball ist die schönste Nebensache der Welt, heißt es. Mit seiner Beliebtheit rückt der Fußball nun ein ganz wichtiges Thema in den Vordergrund und vielleicht kann der Fußball mit dem Engagement des BFV sogar Leben retten. Von Carsten Clever-Rott

Folgende Vereine aus dem Großraum München beteiligen sich an diesem Wochenende an dem Aktionsspieltag Organspende:

SC Baldham-Vaterstetten

TSV Dorfen

TSV Ebersberg

FC Eichenau

FC Sportfreunde Eitting

TSV 1864 Grafing

VfB Hallbergmoos-Goldach

FC Ismaning

SV Kirchanschöring

FC Moosinning

SC Bogenhausen

FC Schwabing München

FC Neuhadern

FC Wacker München

FC Neufahrn

TSV Ottobrunn

TSV Poing

TSV Schäftlarn

FC Sportfreunde Schwaig

TSV Waldtrudering

TSV Weyarn

Hörlkofener SV

SV Türkgücü-Ataspor München

Croatia München

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