Ein Januartag im Lehel: Zwei aufmerksame Zivilbeamte beobachten drei Mädchen, die gerade dabei sind eine Haustüre aufzubrechen. Die Mädchen sind schnell, geschickt und haben das passende Werkzeug dabei. Offensichtlich Profis.
Die Beamten reagieren sofort, nehmen die Mädchen fest. Was sie in diesem Moment noch nicht ahnen: Sie bringen damit eine internationale Ermittlung ins Rollen wie sich derzeit herauskristallisiert, gegen einen weitverzweigten Einbrecherclan. Denn auch wenn die Mädchen gefälschte Papiere bei sich führten, sind ihre Personalien anhand der Polizei-Datenbank rasch geklärt.
Weitere Ermittlungen der nun gegründeten Ermittlungsgruppe »Cucina« ergeben, dass die Frauen einer Großfamilie angehören, deren Mitglieder europaweit in Häuser und Wohnungen einbrechen. Alleine den drei Mädchen und den weiteren in München lebenden Teilen des Clans rechnet die Polizei 13 Einbrüche im Raum München zu. Darüber hinaus stehen die Angehörigen der Gruppierung in Verdacht, für zahlreiche weitere Taten in der Region verantwortlich zu sein.
Bald zeigte sich, dass diese Einbrecher zu einem weitreichenden europaweit aktiven Clan gehören, der durch Verwandtschaft oder Heirat miteinander verwoben ist und offensichtlich Teile seines Lebensunterhalts durch Einbrüche und Diebstähle bestreitet. »Das geht soweit, dass jugendliche Einbrecherinnen zwischen den Familien ausgeliehen werden«, sagt Reinhold Bergmann, Kommissariatsleiter Organisierte Einbruchskriminalität (K 51).
Der Clan verfügt über eine klare Hierarchie, stellen die Ermittler fest: auf der obersten Ebene seien Drahtzieher und Verwalter des Vermögens im Ausland angesiedelt. Die zweite Ebene setze sich aus Wohnungsgebern in Deutschland zusammen, darunter befänden sich die Helfer bei Logistik, wie etwa der Beschaffung von Autos und Transportmitteln. Darunter seien die eigentlichen Täter, Jugendliche, meist weibliche Einbrecher, angesiedelt.
Der Clan arbeite auf diese Weise hocheffizient, teilte die Polizei mit. »Wir gehen davon aus, dass diese Gruppierung in Deutschland während der Dauer der Ermittlungen für nahezu jeden fünften Einbruch in Frage kommen kann«, sagt Bergmann.
Umfangreiche
Ermittlungen
So wurde die Ermittlung zu einer der umfangreichsten, die das Kommissariat 51 bislang geführt hat. Und auf Grund der in München geführten Ermittlungen wurden Mitglieder des Clans auch in Gelsenkirchen, Münster, Villingen-Schwennigen, Hannover und Frankfurt gefasst. Im Juli 2016 wurde dem Kommissariat 51 bekannt, dass der Clan seinen Aktionsradius nach Bilbao in Spanien verlegt habe. In Zusammenarbeit mit den spanischen Kollegen, Europol und Eurojust wurden auch dort Mitglieder der Gruppierung festgenommen.
Es zeigte sich, dass das erbeutete Geld offenbar nach Kroatien flösse, heißt es aus Polizeikreisen. Die Münchner Beamten stellen daraufhin über die Staatsanwaltschaft München I ein Rechtshilfegesuch.
Doch die Polizei will auch an die Hintermänner: So reisten Anfang Mai 2017 fünf Mitarbeiter des Kommissariat 51 und die verantwortliche Staatsanwältin der Staatsanwaltschaft München I nach Kroatien. In zwei Villen trafen sie auf weitere Angehörige der Gruppe. Die Beamten konnten Schmuck und andere Gegenstände im Wert von rund 100.000 Euro sicherstellen und zwei mutmaßliche Bandenoberhäupter mit Hilfe der kroatischen Polizei verhaften.
Eine gute Nachrichten gibt es für einige Opfer der Bande: »So manche Uhr und mancher Ring wird seinen Weg zurück finden«, verspricht die Pressemitteilung der Polizei München. Uhren und Schmuck, die nicht sogleich ihren Eigentümern zugeordnet werden können, findet man abgebildet auf der Internetseite www.securius.eu/de/datenbank
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