Veröffentlicht am 10.06.2017 00:00

Schliersee · Sommerfrische mit Kegelscheiben im altbayerischen Dorf


Von red
Beliebt bei Alt und Jung. Die alte Kegelbahn im Markus Wasmeier Freilichtmuseum Schliersee. 	 (Foto: Benjamin Kaufmann)
Beliebt bei Alt und Jung. Die alte Kegelbahn im Markus Wasmeier Freilichtmuseum Schliersee. (Foto: Benjamin Kaufmann)
Beliebt bei Alt und Jung. Die alte Kegelbahn im Markus Wasmeier Freilichtmuseum Schliersee. (Foto: Benjamin Kaufmann)
Beliebt bei Alt und Jung. Die alte Kegelbahn im Markus Wasmeier Freilichtmuseum Schliersee. (Foto: Benjamin Kaufmann)
Beliebt bei Alt und Jung. Die alte Kegelbahn im Markus Wasmeier Freilichtmuseum Schliersee. (Foto: Benjamin Kaufmann)

Die Sonne hat sich die letzten Wochen nicht lumpen lassen und am Schliersee war schon Hochbetrieb beim Baden und Bootfahren. Jetzt in den Pfingstferien sind viele verreist, um die freien Tage in der Ferne zu genießen.

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Früher war Urlaub mit weiten Fernreisen nicht üblich. Zum einen fehlten meist Zeit und Geld, vor allem aber war die Gesellschaft damals noch nicht so mobil. Reisen bedeutete unheimliche Strapazen auf sich zu nehmen. Mit Ausbau des Eisenbahnetzes änderte sich das etwas. Das führte dazu, dass die Städter aufs Land hinausfuhren, die sogenannten Sommerfrischler, um dort dem dreckigen und stinkenden Alltag der Städte zu entgehen. Für diese Art Freizeitvergnügen hatten die Bauern keine Zeit und sie belächelten die Städter anfangs auch ein bisschen dafür.

Schnell jedoch merkten sie, dass an den Urlaubern auch etwas zu verdienen war. Bei ihnen selbst beschränkte sich die Erholung in der Regel auf den freien Sonntag. Nach dem Kirchgang gingen die Bauern und Knechte gern zum Frühschoppen ins Wirtshaus, allerdings üblicherweise an getrennten Tischen. Die Frauen waren damals im Wirtshaus selten anzutreffen. Beliebter Zeitvertreib war neben dem Kartenspielen auch das Kegelschieben. Die Kegelbahn dürfen Sie sich nicht so vorstellen, wie wir sie heute kennen. Meist waren es einfach zusammen gezimmerte und sehr holprige Holzbahnen im Freien.

Da spielte der Zufall immer eine große Rolle. Die Kegel mussten selbstverständlich von Hand aufgestellt werden, was häufig von sogenannten Kegelbuben verrichtet wurde, die sich dabei ein Brotzeit oder ein kleines Taschengeld hinzu verdienten. Bei uns im Freilichtmuseum können Sie eine solche Kegelbahn bestaunen. Und nicht nur das, sie darf selbstverständlich auch bespielt werden. Allerdings ist das Bild dann meist umgekehrt wie früher, die Kinder kegeln und die Erwachsenen stellen die Kegel auf. Naja, wenn dann trotzdem eine Brotzeit rausspringt? Wenn Sie bei uns im altbayerischen Dorf im Biergarten sitzen, können Sie ganz gut nachvollziehen, wie sich »Urlaub« damals anfühlte. Die Menschen waren auch viel spontaner und haben bei gutem Wetter einfach einmal die Tische auf die Straße oder in den Hof gestellt und gefeiert, gesungen und gelacht. Das Leben im Winter war eng und dunkel, sodass sie jeden Sonnenstrahl im Sommer in sich aufsaugen wollten.

Wenn Sie jetzt auf den Geschmack gekommen sind, kann ich Sie nur einladen, mir einen Besuch im Freilichtmuseum am Schliersee abzustatten. Übrigens, nächste Woche am Donnerstag ist Fronleichnam, der Feiertag zu Ehren des Leibes Christi. Bayernweit finden an diesem Tag Prozessionen statt, auch bei uns in Schliersee. Bei schönem Wetter führt die Prozession durch den Kurpark direkt am See und danach sind Sie innerhalb von ein paar Gehminuten schon bei mir im altbayerischen Dorf. Dort können Sie sich dann nach allen Regeln der Kunst stärken und von Ihrem Spaziergang erholen. Und glauben Sie mir, in Ruhe im Biergarten vor unsererem Wirtshaus »Zum Wofen« zu sitzen und eine hausgemachte Kräuterlimonade oder ein kühles selbstgebrautes Museumsbier zu trinken, ist mindestens genauso schön wie ein Urlaub in Italien. Und Sie sparen sich die lange Fahrt mit all den Reisestrapazen, denn die gibt es ja auch heute noch. Also, warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah! Ich freue mich auf Ihren Besuch, bis bald!

Ihr Markus Wasmeier

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