Veröffentlicht am 28.04.2018 00:00

Schliersee · Mit reiner Muskelkraft


Von red
Die Blasmusik geleitet den Maibaum ins altbayrische Dorf.  (Foto: Markus Wasmeier)
Die Blasmusik geleitet den Maibaum ins altbayrische Dorf. (Foto: Markus Wasmeier)
Die Blasmusik geleitet den Maibaum ins altbayrische Dorf. (Foto: Markus Wasmeier)
Die Blasmusik geleitet den Maibaum ins altbayrische Dorf. (Foto: Markus Wasmeier)
Die Blasmusik geleitet den Maibaum ins altbayrische Dorf. (Foto: Markus Wasmeier)

Was wären die bayrischen Dörfer und Städte nur ohne Maibaum. In den meisten Gemeinden steht er an zentraler Stelle und trägt entscheidend zum Ortsbild bei. In der Regel wird er alle vier Jahre aufgestellt und der ganze Ort fiebert dann auf den ersten Mai hin, an dem dann mit einem großen Fest der Baum aufgerichtet wird.

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Wenn Sie in München einmal die Residenz besuchen können Sie im Antiquarium, dem wunderschönen Saal mit Tonnengewölbe, eine der ältesten, wenn nicht sogar die älteste Darstellung eines Maibaums bewundern. Der Maler Hans Donauer der ältere hat dort einige Ortsansichten gemalt. Beim Starnberger Bild sieht man einen Maibaum mit Figuren. Datiert ist das Bild auf 1585. Der Brauch ist sicherlich noch älter und geht vermutlich bereits auf das 13. Jahrhundert zurück.

Als Auslöse bekommen die »Diebe«

eine ordentliche Brotzeit

Anstelle der Figuren können auch Maibaumtafeln angebracht sein, die ortsansässige Berufe zeigen. Obwohl eben bereits auf Donauers Bild Figuren zu sehen sind, wird es wahrscheinlich erst Ende des 18. Jahrhunderts flächendeckend üblich, die Zünfte am Maibaum zu zeigen. Mit dem Niedergang des Adels wächst der bürgerliche Stolz. Man zeigt was man hat und kann. Auch der Baum selbst wurde mit der Zeit, je nach Region aufwändiger. So ist er in Oberbayern meist weiß blau bemalt, während in anderen Gegenden der abgeschepste, also der entrindete Baum, unbemalt aufgestellt wird. So wie bei uns im altbayrischen Dorf am kommenden Dienstag. Ganz ursprünglich wird bei uns nur der Baum mit einem Kranz aufgestellt. Auch Tafeln bringen wir nicht an, selbst wenn wir zahlreiche Berufe im Freilichtmuseum beherbergen. Vom Schmied, zum Bierbrauer über den Schreiner, Schnapsbrenner, Weber, Töpfer, Uhrmacher und viele andere mehr.

Die Schnapsbrennerei ist am 1. Mai übrigens für Sie in Betrieb. Ein ordentliches Fest feiern wir aber natürlich schon. So wird der Baum mit Blasmusik ins Dorf gebracht und gegen 11.30 Uhr nur mit Muskelkraft aufgestellt. Das heißt, wenn der Baum da ist. Was ich damit meine? Ein Brauch der sich mit dem Maibaum entwickelt hat ist das Maibaumstehlen. Der Baum wird meist von benachbarten Dörfern entwendet und gegen eine Auslöse wieder zurückgebracht. Diese ist in der Regel eine ordentliche Brotzeit, die »Diebe« helfen dafür in der Regel auch beim Aufstellen. Schon oft ist auch uns der Maibaum schon geklaut worden. Aktuell ist er noch da und gut versteckt. Bisher kam er übrigens immer rechtzeitig zurück! Zum Aufstellen benutzen wir, wie traditionell üblich, sogenannte Schwalben. Das sind jeweils zwei Holzstangen, die oben mit Seilen zusammengebunden sind und mit deren Hilfe man den Baum aufrichtet.

Bei sehr großen Maibäumen werden sogar zum Aufrichten der Schwalben wiederum Hilfsschwalben gebraucht. Das ist dann schon nicht mehr ganz ungefährlich und eine sehr schweißtreibende Angelegenheit. Unser Baum ist nicht ganz so groß aber ins Schwitzen gerät man auch. Also zumindest die Burschen, die aufstellen. Sie als Besucher haben die komfortable Position des Zuschauers. So können Sie sich während des Spektakels ein frisches Museumsbier aus unserer historischen Brauerei schmecken lassen, sich mit bayerischen Schmankerln verwöhnen lassen und das Wetter genießen. Ich darf Sie also herzlich zu uns ins Freilichtmuseum an den schönen Schliersee einladen.

Übrigens, da der kommende Montag ein Brückentag ist, haben wir für Sie geöffnet. Ich freue mich auf Ihren Besuch!

Ihr Markus Wasmeier

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