»Was kannst du über die Shoah sagen?« So lautete das Thema des Filmprojekts vom Jüdischen Nationalfond, an dem Theo Degen und Luc Tremel vom Gymnasium Ottobrunn (GO) mit ihrem siebenminütigen Film »Vergessenes wieder aufgedeckt« gleich zweimal für ihre intensive Arbeit ausgezeichnet wurden: mit dem Besuch eines Workshops in der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück, an dem mehrere Teams teilnahmen, und mit einer einwöchigen Bildungsreise nach Israel im September.
Nur drei Teams erhielten diese besondere Auszeichnung.
Vom Filmprojekt des Jüdischen Nationalfonds erfuhren die beiden Neuntklässler Theo und Luc im November 2017 im Religionsunterricht. Ihre Religionslehrerin Cäcilia Spinner-Stockinger hatte selbst erst kurz vorher etwas über dieses Filmprojekt gelesen und bot ihren Schülern nun an, dass sie im Unterricht zum Thema Judentum entweder einen Film für das Projekt machen oder ein Portfolio zum Thema erstellen könnten.
Film über KZ-Außenlager
»Für uns klang das Filmemachen spannender. Außerdem war die Aussicht, mit einer Reise nach
Israel ausgezeichnet zu werden, motivierend«, erzählt Luc. Von Anfang an war klar, dass er und Theo zusammen ein Team bilden. Dass beide in der Film-AG waren, half natürlich bei der Produktion des Films. »Am Anfang haben wir viel recherchiert«, erzählt Theo vom Projektverlauf. »Auf die Idee, den Film über das KZ-Außenlager von Ottobrunn zu machen, brachte uns eine Geschichtslehrerin. Sie erzählte uns auch von der Facharbeit eines früheren Schülers des GO.«
Im Jahr 1995 hatte der Abiturient Martin Wolf erstmals eine wissenschaftlich fundierte Arbeit verfasst. Ihr Titel lautete »Im Zwang für das Reich vergessen, verdrängt, verarbeitet? Das Außenlager des KZ Dachau in Ottobrunn«. Diese Arbeit nahmen Theo und Luc als Grundlage für ihren Film und ergänzten sie. Da einer der ehemaligen Häftlinge, der norwegische Professor Haakon Sörbye in den 2000er Jahren dreimal nach Ottobrunn kam und Vorträge im GO hielt, konnten die Jungfilmer zudem auf vorhandenes Filmmaterial zurückgreifen.
Filmtipps von Profis
Im März fuhren die beiden zum Workshop in die Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück. Dort setzten sich die Teilnehmer einerseits inhaltlich mit dem Holocaust auseinander und bekamen andererseits Filmtipps von Profis, die ihnen beim Überarbeiten ihrer Dokumentationen halfen. Mit der überarbeiteten Version bewarben sich Theo und Luc um die Reise nach Israel. In der Praktikumswoche vor den Pfingstferien war die Freude dann groß: Sie dürfen mitfahren.
Offenerer Umgang
Auf die Frage, was sich für die beiden durch das Projekt verändert hat, sagt Theo: »Der Holocaust ist kein schönes Thema. Früher habe ich einen großen Bogen darum gemacht. Jetzt gehe ich offener damit um; ich habe etwas zu erzählen.« Luc geht es ähnlich. Auch er hat seine Angst vor dem Thema überwunden.
Film-Fortsetzung folgt