440 Millionen Euro hat er gekostet, deutlich mehr als geplant: Der 33 Kilometer lange Abschnitt der A94 von München nach Passau. Dass die Trasse über Pastetten und Dorfen verläuft und nicht über Haag, obwohl Bürgerinitiativen schon vor Jahren nach eigenen Angaben nachgewiesen haben, dass diese billiger und umweltschonender gewesen wäre, gehört zu den Dingen, die Wunden gerissen haben, nicht nur in das Isental, das über weite Strecken jetzt unwiederbringlich zerstört wurde, sondern eben auch in die politische Landschaft. Dass die Strecke über Haag billiger und umweltschonender gewesen wäre bezeichnet übrigens Günther Knoblauch Vorsitzender des Vereins „Ja zur A94“ als „Fake News“ und verweist dazu auf gerichtliche Feststellungen, in denen das Gegenteil stehe. So mancher fühlt sich aber trotzdem an den Rhein-Main-Donau-Kanal erinnert, den die Regierung Franz-Josef Strauß seinerzeit gegen alle Wirtschaftlichkeitsberechnungen durchgeboxt hatte, „weil das politisch so gewollt ist.“ Die B12 ist seit Jahren heillos überlastet, Pendler kämpfen sich durch die Staus in Richtung München. Dort endet die Autobahn, und die Häufung der Staumeldungen gerade von dort gibt auf den ersten Blick den Kritikern Recht, dass der Stau nur verlagert worden ist. Den Kampf haben die Autobahngegner verloren, seit kurzem rollt der Verkehr, wenn er es denn tut. Aus Niederbayern kommen schon die ersten Hilferufe, weil die Weiterführung Richtung Passau noch in weiter Ferne ist. Gleichbleibende Arbeitsgeschwindigkeit vorausgesetzt – Der Widerstand gegen die Isentrasse dauerte immerhin drei Jahrzehnte – könnte die Autobahn zu einem Jahrtausendprojekt werden. Aktuell ist sie sogar „alternativlos“, denn der Umstieg auf die Bahn scheitert für alle Pendler im Gegensatz zu anderen Landesteilen wie etwa parallel zur A92 nach Deggendorf an der Bahnverbindung, die auf dem Stand der Dampflokzeit stehen geblieben ist. Der Verein „Ja zur A94“, mit dem ehemaligen Landtagsabgeordneten Günter Knoblauch (SPD) an der Spitze, wo der stellvertretende Erdinger Landrat Jakob Schwimmer (CSU) als Schatzmeister im Vorstand ist, frohlockt dagegen. Knoblauch, der seine politische Karriere auch auf kommunaler Ebene Medienberichten zufolge beenden will, wollte den Verein bis zur Eröffnung weiter führen, was aber dauern kann. „Ich bin für zwei Jahre gewählt.“ Aktuell ist er noch stellvertretender Landrat in Mühldorf, jener Kreis, von dem die meisten Befürworter der Autobahnverbindung kommen. Um einen Kommentar gebeten holte er weit aus. „Wenn ein Traum befahrbar wird...“ fing er an, verwies auf die 30 Jahre dauernden Bemühungen von einer ganzen Region mit fünf bis sechs Landkreisen, 60 bis 70 Gemeinden, die auf diese Verbindung gewartet hätten. Jetzt komme es darauf an, die Autobahn Richtung Passau weiterzuführen. „Manches ist im Bau, manches in der Planfeststellung.“ Kompliziert werde die Strecke im Bereich Simbach am Inn, wo eine Tunnellösung geplant sei, so der Kommunalpolitiker. kw