Eifrig gestikuliert Daniela mit den Händen. »Vor dem Praktikum hatte ich Bedenken wegen der Kommunikation«, übersetzt Steve die Gebärdensprache. Doch letztlich habe ihre Abenteuerlust überwogen und sie habe die Reise angetreten. Die Verständigung sei ihr in den ersten beiden Wochen des Aufenthalts schwer gefallen, berichtet sie. »Am Ende des Praktikums konnte sie dann aber die Worte der Einheimischen vom Mund ablesen«, sagt Steve. Auch er habe anfangs Probleme gehabt, seine Kollegen im Betrieb zu verstehen, obwohl er im Lippenlesen geübt sei. »Das lag am Dialekt, das Südtirolerdeutsch war ich nicht gewöhnt«, erklärt er. Insgesamt habe er die Zeit dort jedoch sehr genossen. »In Italien sind die Leute lockerer als in Deutschland, man findet viel leichter Kontakt«, schwärmt der Auszubildende. Beide sind sich einig: Ein Auslandspraktikum würden sie jederzeit wieder machen.
Christina Wurzer, die das Projekt organisiert hat, freut sich über die positive Resonanz der zwei Schüler. »Die Begeisterung der beiden hat auch den anderen Mut gemacht, unseren Schonraum zu verlassen und sich ins Ausland zu wagen«, sagt sie. Bedauerlich sei jedoch, dass längere Aufenthalte wie etwa ein Auslandsjahr derzeit nicht möglich seien. Der Grund: Die Auszubildenden können für diesen langen Zeitraum nicht von der Berufsschule befreit werden. »Das ist sehr schade, ein Auslandsaufenthalt bildet oft mehr als so mancher Schulabschluss«, sagt der EU-Abgeordnete Bernd Posselt, der die Präsentation im BBW besucht hat. »Man sollte für solche Projekte auch wesentlich mehr Fördermittel zur Verfügung stellen«, fordert er. Erhalten hat das BBW für das Praktikum von Daniela und Steve aus dem Leonardo-Projekt der EU insgesamt 3.000 Euro. »Davon haben wir Anreise, Unterkunft, Verpflegung und einen Besuch der Betreuer finanziert«, sagt Wurzer. Geplant sei, die Mittel im kommenden Jahr erneut zu beantragen und wieder ein Auslandspraktikum anzubieten.
Insgesamt betreut das BBW 170 hörgeschädigte und gehörlose junge Menschen, die in den Werkstätten der Einrichtung vorwiegend gewerbliche Berufe wie Tischler, Schreiner oder Maler erlernen. »Büroberufe kommen für unsere Schüler kaum in Frage, weil es Gehörlosen nicht möglich ist, zu telefonieren«, erklärt Ausbildungsleiter Peter Hausner. Angeboten werden zudem auch vereinfachte Ausbildungen wie etwa Tischlerfachwerker. »Unser Hauptaugenmerk liegt aber bei den Vollberufen«, sagt er. Großen Wert werde außerdem darauf gelegt, die Schüler in den Arbeitsmarkt zu integrieren. »Wir beginnen schon im ersten Lehrjahr mit einem intensiven Bewerbungstraining«, so Hausner. Rund 70 Prozent der Auszubildenden des BBW finden nach ihrem Abschluss sofort eine Anstellung. Julia Stark