Veröffentlicht am 27.10.2009 00:00

Milbertshofen · Halbstark und gewalttätig

Streetworkerin Angelika Horvath beim Döner-Stand an der Milbertshofener Straße: »Platzverweise seitens der Polizei finde ich nicht sinnvoll.«	 (Foto: js)
Streetworkerin Angelika Horvath beim Döner-Stand an der Milbertshofener Straße: »Platzverweise seitens der Polizei finde ich nicht sinnvoll.« (Foto: js)
Streetworkerin Angelika Horvath beim Döner-Stand an der Milbertshofener Straße: »Platzverweise seitens der Polizei finde ich nicht sinnvoll.« (Foto: js)
Streetworkerin Angelika Horvath beim Döner-Stand an der Milbertshofener Straße: »Platzverweise seitens der Polizei finde ich nicht sinnvoll.« (Foto: js)
Streetworkerin Angelika Horvath beim Döner-Stand an der Milbertshofener Straße: »Platzverweise seitens der Polizei finde ich nicht sinnvoll.« (Foto: js)

Eine Gruppe von Halbstarken macht den Milbertshofenern seit geraumer Zeit Angst. Bereits 14-mal musste die Polizei in diesem Jahr aufgrund von Ruhestörungen und Straftaten der 16- bis 21-Jährigen ausrücken, berichtete Roland Helmig von der Polizeiinspektion Olympiapark auf der jüngsten Sitzung des Bezirksausschusses Milbertshofen – Am Hart (BA 11). Streetworkerin Angelika Horvath indes kritisierte, durch polizeiliche Maßnahmen wie Platzverweise werde das Problem verlagert statt gelöst.

Die Jugendlichen, die sich regelmäßig am Döner-Stand in der Milbertshofener Straße, Ecke Abtstraße treffen, seien frech und ungebührlich, heißt es in einer anonymen E-Mail einer Bürgerin an die Polizei und den BA. Das Stadtteilparlament nahm dies zum Anlass, das Thema auf seiner Versammlung vor rund zwei Wochen aufzugreifen. Einige Mitglieder des Gremiums kennen die Situation aus erster Hand. »Sie schreien abends wie die Jochgeier, und die Leute haben Angst«, sagte Helga Folger (SPD).

Besonders angsteinflößend sei das Verhalten der Jugendlichen für kleine Kinder. Auch der BA-Chefin Antonie Thomsen (SPD) sind die Störenfriede wohl bekannt. »Ich habe ja ein dickes Fell«, sagte sie. »Aber angenehm finde ich es nicht, von den Jungen mit unflätigen Audrücken beschimpft zu werden.« Sie betrachte die Jugendgruppe als ernstzunehmendes Problem: »Die erinnern mich an die Rocker, die wir vor vielen Jahren hier in Milbertshofen hatten.« Allerdings sei die Lage diesmal schwieriger, das aggressive Verhalten der Älteren übertrage sich auf die jüngere Generation, welche die Pöbeleien nachahmten.

Doch bei Beschimpfungen von Passanten und nächtlicher Ruhestörung bleibt es nicht immer. Gelegentlich sei es auch zu Sachbeschädigungen und Schlägereien gekommen, erzählte Helmig. »Die Jugendlichen wohnen im nahen Umfeld ihres Treffpunkts und sind uns namentlich bekannt.« Die Polizei versuche, ihnen Grenzen aufzuzeigen und ermahne sie immer wieder. »Notfalls erteilen wir auch Platzverweise oder fahren sie nach Hause«, so Helmig. In regelmäßigem Kontakt zu den Jugendlichen steht außerdem Angelika Horvath, Streetworkerin der Stadt. Sie sieht die Situation aus einer anderen Perspektive: »Die Jungen haben keinen Platz, an dem sie sich aufhalten können.« In vielen Jugend- und Freizeiteinrichtungen der Umgebung hätten einige von ihnen bereits Hausverbot.

Von einer Vertreibungspolitik hält Horvath jedoch wenig. »Platzverweise seitens der Polizei finde ich nicht sinnvoll«, sagte sie. Dadurch werde die Problematik lediglich an einen anderen Ort verlagert.

Die Jugendlichen in bestehende Freizeitheime zu integrieren, sei jedoch schwierig, weil diese auch von Jüngeren besucht würden. Speziell für diese Altersgruppe gebe es in der nahen Umgebung zu wenig Angebote. »Gut wäre zum Beispiel ein Freizeittreff, der abends stattfindet«, sagt sie. Eine Patentlösung habe sie jedoch nicht. Sie könne verstehen, dass viele Anwohner die Jugendlichen als Bedrohung empfinden. »Ich kann versuchen, zu vermitteln und die Situation zu entspannen, lösen kann ich das Problem aber nicht«, sagte sie. Julia Stark

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