Die Idee des Freisinger Studenten Benjamin Sterner vom TUM-Lehrstuhl für Biodiversität sowie des Arbeitskreises Stadtgrün könnte eine Pilotfunktion weit über Freising hinaus haben: auf den Dächern begrünte Bushaltestellen als Wohnraum für Wildbienen und andere Insekten. 16 Bushäuschen wurden mit heimischen Pflanzen begrünt, leider keines in der Innenstadt.
Bei dem durch die EU geförderten Projekt geht es darum, die vorhandenen Freisinger Wildbienen-Hotspots, die sich am Isardamm, dem Domberg und dem Staudengarten befinden, miteinander zu verbinden. Da Wildbienen meist nur wenige hundert Meter weit fliegen, benötigen sie in engem Abstand blühende Flächen, auf denen sie Nahrung finden. Abhilfe schaffen können da Buswartehäuschen, da sie im Schnitt in einem Abstand von 300 Meter stehen. Die Bepflanzung der Wartestellen-Dächer ist möglich, allerdings ist für die dicke Erd- und Humusschicht eine spezielle, stabile Konstruktion notwendig. Seit dem Jahr 2022 wurden insgesamt 16 Wartehäuschen mit einer Gesamtfläche von 113 Quadratmetern bepflanzt. Durch diese im Sommer blühende Pflanzendächer sind so sogenannte Trittsteinbiotope entstanden. „Für uns war es ganz wichtig, dass wir nur heimische Pflanzen verwendet haben“, erläuterte Hanno Schäfer, Professor am Lehrstuhl für Biodiversität der Pflanzen an der TUM. „Wir haben zum Beispiel Bergminze, Hornklee, Natternköpfe, Malve oder Färberkamille gepflanzt – alle aus der Region, ideal für Insekten und sehr pflegeleicht, ideal für Schatten- wie Sonnenstandorte geeignet“, sagte Schäfer.
Er habe am Anfang selbst nicht daran geglaubt, dass das Projekt klappen könnte, ist doch auf jedem Fach 15 Zentimeter Substrat notwendig, das ziemlich schwer ist, es mussten also sehr stabile Dächer eingesetzt werden. „Wir haben aber durch Wildkameras festgestellt, dass bis zu 30 unterschiedliche Wildbienen-Arten die Dächer schon angenommen haben – und das werden bestimmt noch mehr, wenn einmal alle Dächer voll blühen.“ Leider habe man es nicht geschafft, auch Bushäuschen in der Innenstadt zu begrünen, „da waren schon die Haltestellen bestellt und die konnten wir nicht bepflanzen. Leider ist so der angestrebte Biotop-Gürtel also nicht geschlossen – aber wir hoffen, das in Zukunft noch ändern zu können und gehen davon aus, dass Freising hier ein Vorbild und Pilotprojekt für weitere derartige Aktionen in Bayern sein könnte“, gab sich Schäfer zuversichtlich.
Durchgeführt und zum Teil finanziert wurde das Projekt durch die Freisinger Stadtwerke. Die Hälfte der Kosten, nämlich 127.000 Euro, stammt aus dem EU-„LEADER“-Projekt zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft. Für Agnes Stiglmaier, LEADER-Koordinatorin und vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, ist das „Projekt ein besonders wertvolles, da es einen Beitrag zur Bewusstseinsbildung und Sensibilisierung der Bürger im Bereich Umwelt- und Klimaschutz leistet.“ OB Tobias Eschenbacher lobte, dass nun auch die Stadt Freising einen Beitrag zu mehr Biodiversität leiste. „Begrünte Bushäuser gibt es ja schon lange, aber unsere bieten nun auch Lebensräume für viele Insekten – das ist doch toll!“