Eine szenische Lesung zum 90. Todestag des Dichters und Revolutionärs Erich Mühsam mit Texten von Zenzl und Erich Mühsam und und einer Präsentation von Fotos, Musik und Dokumenten wird am Mittwoch, 11. Dezember um 19 Uhr im Zenzl-Mühsam-Saal der Seidlvilla aufgeführt. Zu hören sind auch Lieder von Konstantin Wecker, in denen er Gedichte von Mühsam vertont hat. Veranstalter ist das Archiv der Münchner Arbeiterbewegung e.V. Der Eintritt ist frei, Spenden sind erwünscht.
Sie waren ein starkes Paar. Tief verbunden in ihrer Liebe und in der Liebe zur Kunst, aber auch in ihrem unbeugsamen Widerstandsgeist als Anarchisten und libertäre Kommunisten im gemeinsamen Einsatz für eine bessere Welt. Die szenische Lesung „Doch ob sie mich erschlügen: sich fügen, heißt lügen!” beleuchtet die beeindruckenden Biografien von Zenzl und Erich Mühsam, sein literarisches Werk, den gemeinsamen Kampf gegen Krieg und für die Münchner Räterevolution, ihren Einsatz für politische Gefangene und ihren unermüdlichen Widerstand gegen den stärker werdenden Faschismus – bis zur Ermordung von Erich Mühsam am 10. Juli 1934 im KZ-Oranienburg.
Die Veranstaltung beleuchtet auch Leerstellen in der Geschichtsschreibung: So wird aus feministischer Perspektive die wichtige Rolle von Zenzl Mühsam als politische Aktivistin gewürdigt – von der Revolutionszeit in München, ihrer Flucht 1934 vor der Gestapo nach Moskau bis zu ihrer Verhaftung in der Sowjetunion, auf die fast 20 Jahre Verbannung und stalinistische Straflager folgten. Ihrem Widerstandsgeist gegen Faschismus und Stalinismus ist es zu verdanken, dass das Werk von Erich Mühsam Verfolgung und Krieg überlebt hat.
Kreszentia (Zenzl) Elfinger (1884 bis 1962) war das fünfte Kind der Gastwirte und Hopfenbauern Creszentia und Augustin Elfinger aus Haslach in der Hallertau. Erich Mühsam (1878 bis 1934) wurde als Kind jüdischer Eltern in Berlin geboren und wuchs mit zwei Schwestern und einem Bruder in Lübeck auf, wo sein Vater als Apotheker arbeitete. Zenzl und Erich heirateten 1915 in München.