Veröffentlicht am 25.11.2024 10:40

„Ruinenschleicher und Schachterleis” – beeindruckender Nachkriegsfilm wird nochmals gezeigt


Von red
Bei der Vorführung von „Ruinenschleicher und Schachterleis” war Regisseur Michael von Ferrari persönlich vor Ort im Capitol-Kino. (Foto: Micheal von Ferrari)
Bei der Vorführung von „Ruinenschleicher und Schachterleis” war Regisseur Michael von Ferrari persönlich vor Ort im Capitol-Kino. (Foto: Micheal von Ferrari)
Bei der Vorführung von „Ruinenschleicher und Schachterleis” war Regisseur Michael von Ferrari persönlich vor Ort im Capitol-Kino. (Foto: Micheal von Ferrari)
Bei der Vorführung von „Ruinenschleicher und Schachterleis” war Regisseur Michael von Ferrari persönlich vor Ort im Capitol-Kino. (Foto: Micheal von Ferrari)
Bei der Vorführung von „Ruinenschleicher und Schachterleis” war Regisseur Michael von Ferrari persönlich vor Ort im Capitol-Kino. (Foto: Micheal von Ferrari)

Der im Rahmen des „Grünen Kinos” gezeigte Nachkriegsfilm „Ruinenschleicher und Schachterleis” hatte zahlreiche Interessierte ins Capitol-Kino gelockt. Wegen des großen Interesses und der positiven Resonanz bietet das Capitol-Kino noch zwei weitere Termine an: Sonntag, 1. Dezember um 13.45 Uhr und Mittwoch, 4 Dezember, um 18.10 Uhr.

Die Dokunmentation, ein Projekt von Michael von Ferrari, Angelika Wimbauer und Lutz Eigel, beleuchtet das Leben in München unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg. Dabei setzen die Macher auf eine eindringliche Kombination aus Zeitzeugeninterviews, historischem Bildmaterial und sorgfältig ausgewählten Archivaufnahmen. Der Kino-Saal war bis auf den letzten Platz besetzt, als die ersten Bilder vom Einmarsch der amerikanischen Truppen in das zerstörte München über die Leinwand liefen. In persönlichen Berichten schildern Zeitzeugen ihre Kindheit und Jugend in einer zerstörten Stadt: eine Zeit, die von Entbehrungen, Improvisation und dem Wunsch nach einem Neuanfang geprägt war.

Details lassen den Alltag lebendig werden

Die über die Hälfte zerstörte Stadt mit ihren Trümmerbergen, der Mangel an Wohnraum und Nahrung sowie die Hoffnung auf eine bessere Zukunft bilden den Rahmen für die Erinnerungen. Besonders eindrücklich ist die Beschreibung des „Schachterleis”, eines improvisierten Wassereises, und der „Schiebewurst”, bei der ein Stück Wurst über das Brot geschoben wurde, um den Geschmack möglichst lange zu erhalten – Details, die den Alltag jener Jahre lebendig werden lassen.

Die Dokumentation fragt zudem nach den Träumen und Sehnsüchten der jungen Generation, nach der Bedeutung der Ankunft der amerikanischen Soldaten und ihrer Kultur, sowie nach der Integration von Vertriebenen und der Prägung der noch jungen Demokratie. All das spiegelt eine Zeit des Übergangs wider – zwischen der Last der Vergangenheit und den ersten Schritten in eine neue Gesellschaft.

Regisseur erklärt Intention des Projekts

Vor der Filmvorführung sprach Regisseur Michael von Ferrari über die Intention des Projekts. „Wir wollten die Geschichten einer Generation bewahren, deren Erfahrungen entscheidend für das heutige München sind”, betonte er. Das Werk sei nicht nur ein Blick zurück, sondern auch ein Versuch, Verbindungen zur Gegenwart zu schaffen. Die Reaktionen des Publikums waren vielschichtig: von Rührung über die bewegenden Schilderungen bis hin zu lebhaftem Austausch im Anschluss. Besonders die humorvollen und zugleich nachdenklichen Anekdoten der Zeitzeugen sorgten für Lachen, aber auch für nachdenkliche Momente im Saal.

Die Entstehungsgeschichte des Films ist ungewöhnlich. Das Regie-Trio – bestehend aus einem ehemaligen Umweltreferenten, einer pensionierten Lehrerin und einem promovierten Biologen – fand sich erst im Ruhestand durch ein gemeinsames Kulturprojekt zusammen. Ihre Herangehensweise zeichnet sich durch spürbare Hingabe und einen sensiblen Umgang mit den persönlichen Geschichten aus. Der Film zeigt eindrucksvoll, wie aus den Trümmern der Vergangenheit eine neue Stadtgesellschaft entstand. Dabei macht er deutlich, dass die Stimmen jener, die diese Zeit erlebten, auch heute noch wichtig sind, um die Geschichte greifbar zu machen. Der Applaus und die positive Resonanz des Publikums im Capitol-Kino lassen darauf hoffen, dass „Ruinenschleicher und Schachterleis” noch viele weitere Menschen erreicht. Ein gelungener Abend, der mit seinen bewegenden Geschichten und historischen Einblicken sicher noch lange nachwirken wird.

Grünes Kino

Beim nächsten Termin des „Grünen Kinos” wird am Samstag, 14. Januar, der Film „Petra Kelly – Act Now” um 19.30 Uhr im Capitol-Kino gezeigt.

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