In einer neuen Ausstellung zeigt das Schlossmuseum, Schlossstraße 2, die Geschichte der Papierfabrik, die sich von 1860 bis 1982 im Ort befunden hat. Die Ausstellung ist noch bis zum 2. Februar dienstags bis samstags von 14.30 bis 17.00 Uhr sowie sonntags von 13.00 bis 17.00 Uhr zu sehen. Der Eintritt ist frei.
Ob Zeitung, Buch, Rechnung oder Verpackung, Papier ist allgegenwärtig. Man nutzt es, ohne sich über seine Produktion Gedanken zu machen. Klar, Altpapier wird gesammelt und wiederverwertet. Aber wie funktioniert das? Und wo? Bis in die frühen 1970er-Jahre konnten in Ismaning viele Bürger diesbezüglich Auskunft geben, da es im Ort seit über hundert Jahren eine Papierfabrik gab. Heute finden sich kaum noch Spuren dieses Unternehmens. Dennoch hat es den Ort nachhaltig geprägt und verändert. Die Papierfabrik brachte stets Neues nach Ismaning: neue Dorfbewohner, neue Gebäude, neue Arbeitsmodelle, neue Technik. Das Unternehmen forcierte den Bahnanschluss 1909, zehn Jahre später setzte es den ersten LKW im Dorf ein.
Das Schlossmuseum zeichnet anhand zahlreicher Fotografien und Dokumente die Entwicklung des Unternehmens nach und erläutert, wie Papier hergestellt wurde. Das Erscheinungsbild der Fabrik änderte sich oft, neue Maschinen wurden eingesetzt und die Besitzer kamen und gingen. Von Anfang an produzierte die Mitarbeiterschaft Verpackungspapier, zu Beginn aus Lumpen und Stroh. Die Arbeit in der Fabrik war hart und nicht ungefährlich, wie einige dokumentierte Arbeitsunfälle belegen.
Schon bevor das erste Papier die Fabrik verließ, hatten die Gründer mit Papier zu tun. Die Brüder Bullinger waren zum einen bereits im Papiergeschäft tätig, zum anderen mussten sie vorab zahlreiche Papierbögen bei den Behörden einreichen, um ihnen die Konzessionserteilung abzuringen. Neben einem Barvermögensnachweis ließ sich der Staat schließlich mit dem Argument überzeugen, dass der Import von englischem Papier durch heimische Produktion deutlich reduzierbar sei. Die Genehmigung zur Errichtung einer Papierfabrik ist auf den 17.9.1859 datiert.
Die Sprengung des weithin sichtbaren Schornsteins im Jahr 1982 markiert das Ende der Papierfabrik; heute ist das Gelände mit einer großen Wohnanlage bebaut.
Wohnraum für ihre Arbeiter hatten die Eigentümer im Laufe der Jahre in bedeutendem Umfang zur Verfügung gestellt. Zeitweise liefen die Maschinen Tag und Nacht, da war ein kurzer Arbeitsweg vorteilhaft. In der Ausstellung sind Fotografien der fabrikeigenen Arbeiterhäuser und der Arbeiter selbst zu sehen – stolz posierend vor oder neben den Maschinen, aber auch bei Feiern oder Betriebsausflügen.
Außer zwei Straßen, die nach der an der Fabrik beteiligten Familie Kurz benannt sind, und dem alten Elektrizitätswerk gibt es heute nicht mehr viele Spuren des ehemaligen Unternehmens. Die Ausstellung bietet nun eine anschauliche Gelegenheit, die Geschichte der Papierfabrik ins Gedächtnis zurückzurufen.
Am Sonntag, 24. November, findet um15.00 Uhr ein Ausstellungsrundgang mit Modellvorführung statt. Nach der Führung steht ein Meisterwerk der Modellbaukunst im Mittelpunkt: Im Bestand des Museums befindet sich ein Modell einer „Selbstabnahme-Maschine”, mit der Seidenpapier hergestellt wurde. Gebaut wurde es von Josef Soller, der über 40 Jahre als Werkmeister in der Papierfabrik tätig war. Diese kleinste Papiermaschine der Welt wird in Betrieb genommen und erläutert.
Am Mittwoch, 13. November, ist von 15.00 bis 17.30 Uhr Kindertag im Schlossmuseum. Neben Kurzführungen stehen Bastel- und Gestaltungsangebote auf dem Programm. Bei einem Gewinnspiel warten tolle Preise. Die Veranstaltung wird für Kinder von 5 bis 10 Jahren empfohlen. Der Einstieg ist bis 16.00 Uhr möglich. Kindgerechte Führungen finden um 15.00 und um 16.00 Uhr statt.
Eine Anmeldung unter Telefon 089 960900-214 oder per E-Mail an schlossmuseum@ismaning.de ist erwünscht.