Agavendicksaft ist als Alternative zu Zucker und Honig in aller Munde. Verglichen mit Industriezucker ist der süße Sirup zwar etwas kalorienärmer, allerdings bringt er einige Nachteile mit sich.
Er süßt Tee, peppt Obstsalat auf, kann beim Backen zum Einsatz kommen oder verfeinert Desserts: Agavendicksaft. Seine Süßkraft ist stärker als die von Haushaltszucker. Doch ist es wirklich besser, statt Zucker einen Löffel Agavensirup in den Tee zu rühren oder den klebrigen Saft auf Pfannkuchen zu träufeln? Weil der Sirup aus Pflanzen stammt, meinen viele, er müsste natürlich und gesund sein. Wer Agavendicksaft als Alternative zu Zucker einsetzt, ernährt sich jedoch nicht unbedingt gesünder – und schadet sogar der Umwelt.
Agavensirup stammt vor allem aus Pflanzen, die in Mittelamerika wachsen. Hinter einer Flasche Agavendicksaft im deutschen Supermarktregal steckt also ein langer Transportweg mit entsprechendem CO2-Ausstoß und Folgen für das Klima. Wem Nachhaltigkeit wichtig ist, der sollte besser keinen Agavendicksaft kaufen. Im Vergleich kann Zucker in Sachen Nachhaltigkeit punkten, wenn er aus Zuckerrüben aus regionalem Anbau stammt.
Der Energiegehalt von Agavendicksaft ist geringer als der von Haushaltszucker.
Bei Agavendicksaft kommen ca. 300 Kilokalorien auf 100 Gramm, bei Haushaltszucker sind es rund 400 Kilokalorien pro 100 Gramm. Wer also Haushaltszucker 1:1 durch Agavendicksaft ersetzt, spart je 100 Gramm etwa 100 Kilokalorien. Weil aufgrund der stärkeren Süßkraft jedoch weniger Sirup benötigt wird, um das gleiche Ergebnis zu erzielen, lassen sich mit Agavendicksaft noch mehr Kalorien sparen.
Anders als Haushaltszucker besteht Agavendicksaft hauptsächlich aus Fruktose, also Fruchtzucker. Für Personen mit einer Fruktose-Unverträglichkeit kommt Agavendicksaft deshalb nicht als Zuckerersatz infrage. Diese Menschen reagieren auf zu große Mengen Fruktose in der Nahrung oder in Getränken mit Blähungen, Bauchkrämpfen und Durchfall, weil der Darm den Fruchtzucker nicht richtig aufnehmen kann.
Ein übermäßiger und regelmäßiger Verzehr von Fruktose, etwa in Form von Agavendicksaft, kann zu einer Fettleber führen, da Fruktose die Fettproduktion in der Leber ankurbelt. Ebenso können Stoffwechselerkrankungen wie Gicht entstehen, weil der Abbau von Fruktose Harnsäure im Körper entstehen lässt. Wer gern mal ein frisches Stück Obst genießt, braucht aber keine Angst vor einem übermäßigen Fruktose-Konsum zu haben. Es ist eher die zugesetzte und extrahierte Form des Fruchtzuckers, der negative gesundheitliche Folgen haben kann.
Die Mengen der im Agavendicksaft enthaltenen Mineralstoffe und sekundären Pflanzenstoffe, die Befürworter anpreisen, sind sehr gering und damit nicht relevant. Auch die Vitamine, die zwar zum Teil in größeren Mengen vorkommen als etwa in Honig, sind aufgrund der geringen Verzehrmengen vernachlässigbar – zumal viele der enthaltenen Nährstoffe beim Einkochen zerstört werden.
Ist die Alternative also gar keine gesunde Alternative? Professor Hans Hauner, Ernährungsmediziner an der TU München, bescheinigt Zuckeralternativen wie Agavendicksaft „gegenüber raffiniertem Zucker keine gesundheitlichen Vorteile, da sie auf dieselbe Weise verstoffwechselt werden“, wie einer Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung zu entnehmen ist. Hinzu kommt, dass Agavendicksaft im Vergleich zu Industriezucker deutlich teurer ist.