Veröffentlicht am 01.10.2024 12:23

Auf die Schwammerl, fertig, los!


Von mha
Jetzt ist die beste Zeit zum Schwammerlsuchen. Damit die Freude nach dem Essen nicht getrübt wird, empfiehlt es sich, im Zweifel Experten wie Renate Grünert um Rat zu fragen.  (Foto: bb)
Jetzt ist die beste Zeit zum Schwammerlsuchen. Damit die Freude nach dem Essen nicht getrübt wird, empfiehlt es sich, im Zweifel Experten wie Renate Grünert um Rat zu fragen. (Foto: bb)
Jetzt ist die beste Zeit zum Schwammerlsuchen. Damit die Freude nach dem Essen nicht getrübt wird, empfiehlt es sich, im Zweifel Experten wie Renate Grünert um Rat zu fragen. (Foto: bb)
Jetzt ist die beste Zeit zum Schwammerlsuchen. Damit die Freude nach dem Essen nicht getrübt wird, empfiehlt es sich, im Zweifel Experten wie Renate Grünert um Rat zu fragen. (Foto: bb)
Jetzt ist die beste Zeit zum Schwammerlsuchen. Damit die Freude nach dem Essen nicht getrübt wird, empfiehlt es sich, im Zweifel Experten wie Renate Grünert um Rat zu fragen. (Foto: bb)

Viel wird gebracht heute, schließlich hat es auch geregnet die vergangenen Tage und da schießen sie bekanntermaßen aus dem Waldboden, die Schwammerl. Es kommen Familien mit Pappkartons voll unterschiedlicher Sorten, junge und alte Pilzfans mit Körben und Papiertüten in die Pilzberatung im Rathaus, die noch bis 21. Oktober jeden Montag von 10.00 bis 13.00 Uhr und zwischen 16.30 und 18.00 Uhr geöffnet hat. Auch im Pasinger Rathaus wird beraten, montags von 08.30 bis 11.30 Uhr. Einen wunderschönen Steinpilz hat ein Paar im Wald gefunden. Ein Fichtensteinpilz, wie Renate Grünert, ihres Zeichens seit 50 Jahren geprüfte Pilzsachverständige der Deutschen Gesellschaft für Mykologie, wie aus der Pistole geschossen anmerkt. Auch den botanischen Namen, in diesem Fall 'boletus edulis', nennt sie bei jedem Pilz gleich mit dazu. Sie leitet die Beratunsstelle, gibt dort zusammen mit ihrem Mann, Helmut Grünert, Tipps und hat schon so manchen vor unangenehmen Überrachungen bewahrt.

Groß und klein bleiben im Wald daheim

Ein bisschen groß ist der Steinpilz – der mit vielen anderen Schwammerln zusammen auf dem Tisch liegt – nun schon. Auch eine junge Frau wird gleich eine ganze Kiste bringen, die eingentlich viele essbare Pilze beinhaltet. Doch müssen letztendlich gut zwei Drittel davon wieder im Wald oder auf dem Komposthaufen entsorgt werden, einfach deshalb, weil sie zu groß oder bereits etwas angeschimmelt sind. Letzteres passiert besonders nach starkem Regen oft schnell. Nach dem Essen verdorbener Pilze, sagt Frau Grünert, können dieselben Symptome einer Eiweißvergiftung auftreten wie beim „Genuss” von schlecht gewordenem Fisch oder Fleisch. Wenn sich beim Draufdrücken auf einen älteren Schwammerl eine Delle bildet, die nicht mehr weggeht, dann heißt es „wegwerfen” oder gleich im Wald stehenlassen. Auch ganz junge Pilze sollen nicht aus ihrer Kinderstube entfernt werden, sind sie doch noch gar nicht zur Sporenreife gekommen. Außerdem kann man aufgrund ihrer Winzigkeit die sortentypischen Merkmale oft schlecht erkennen, was zu Verwechslungen führen könnte.

Verwechslungen sind lästig bis tödlich

Verwechslungen sind auch ein häufiger Grund für Pilzvergiftungen und deshalb ist die Frage, die Renate und Helmut Grünert am meisten gestellt wird: „Kann man ihn essen?” Wenn man Zweifel hat, packt man das betreffende Sammelgut – getrennt von den sicher Essbaren – ein und bringt es vorbei. Große Verwechslungsgefahr besteht unter anderem, so Frau Grünert, zwischen dem Steinpilz und dem Gallenröhrling, der zwar nicht giftig ist, aber durch seinen bitteren Geschmack jedes Pilzgericht ordentlich „versaut”. Schlimmer ist die Verwechslung bei anderen Sorten. Der gefährlichste Pilz, der je zur Beratungsstelle gebracht wurde, ist der Spitzgebuckelte Raukopf, Cortinarius rubellus. Trotz seiner orangenen Farbe wird er immer wieder mit dem – gelben – Pfifferling (Reherl) verwechselt. Der Spitzgebuckelte Raukopf ist dabei ein wahrhaft teuflicher Geselle im Pilzreich, denn man merkt bis zu drei Wochen nach Verzehr erst einmal gar nichts. Dann führt er zu Nierenversagen, das ohne Behandlung tödlich endet. Im besten Fall kommt man mit einer Transplantation oder lebenslanger Dialyse davon.

Bei Verdacht sofort handeln

Hat man den Verdacht, einen Giftpilz gegessen zu haben, ist rasant schnelles Handeln geboten. Es gilt, sofort den Giftnotruf zu wählen – in München unter Telefon 089/19240 – einen Arzt oder ein Krankenhaus aufzusuchen und Putzreste von Pilzen mitzunehmen! Selbstheilungsversuche sind zu unterlassen.

Pilze und Radioaktivität

Radioaktivität vom Reaktorunfall in Tschernobyl 1986 wird leider noch lange ein Thema im Zusammenhang mit in Bayern gesammelten Waldpilzen bleiben. Beonders viel speichern leider die beliebten und häufig vorkommenden Maronen, auch Braunkappen genannt. Auch der Reifpilz und der Semmel-Stoppelpilz, beides gute und gern gesammelte Speisepilze, nehmen viel Cäsium auf. Allerdings ist das Vorkommen von Radioaktivität im Waldboden auch von der Gegend abhängig, in der gesammelt wird. Je näher man beispeilsweise in Richtung Berchtesgaden kommt, desto schlimmer wird es, sagt Frau Grünert. In dieser Gegend müssen sogar tote Wildschweine noch als radioaktiv belasteter Sondermüll abtransportiert werden... Eine gute Nachricht gibt es jedoch auch: Der Parasolpilz ist weniger davon betroffen. Wer sich nun aufs Sammeln dieses Pilzes verlegen möchte, sollte beachten, dass auch bei ihm Verwechslungen mit giftigen Arten möglich sind. Ein gutes Erkennungsmerkmal des Parasols ist, so Frau Grünert, das braune natternartige Muster auf seinem Stil. Wie Schwangerschaftsstreifen sieht es aus, scherzt Helmut Grünert. Verzichten sollte bei diesem Pilz allerdings auch auf zu alte Exemplare.

Wie reist der Pilz am liebsten?

Wie sieht es mit dem geeineten Transportmittel für Pilze aus? Dass Plastiktüten ein absolutes „No-Go” sind, da die Schwammerl darin leicht verderben, wissen mittlerweile die meisten. Auch die Papiertüten, die einige der Besucher der Pilzberatungsstelle dabei haben, sind, ebeso wie Stofftaschen, im Höchstfall für unempfindliche Röhrlinge zu gebrauchen; alle anderen würden darin zerdrückt werden. Gut geeinget sind luftdurchlässige Körbe aus Naturmaterialien, wie etwas das gute alte Spankörberl. In ihnen übersteht der Pilz die Reise vom Wald in die Bratpfanne am besten.

Ein Glaserl Wein dazu?

So mancher Pilzliebhaber möchte gerne ein alkoholisches Getränk zu seiner Mahlzeit trinken, ist sich aber nicht sicher, ob sich das miteinander verträgt. Frau Grünert gibt hier teilweise Entwarnung: Der Parasol, die Marone und der glockenstielige Hexenröhrling vertragen sich gut mit Alkohol. Der Falten-Tintling dagegen ist im Zusammenhang mit alkoholhaltigen Getränken giftig! Das gilt auch für den netzstieligen Hexenröhrling.

Einfach scannen??

Als „tödliche Leichtsinn” bezeichnet Pilzberaterin Ranate Grünert die Verwendung von Pilz-Scan-Apps mit Bestimmungsautomatik. Auch die Deutsche Gesellschaft für Mykologie (Pilzkunde) rät dringend davon ab. Denn einzelne Pilzexemplare der selben Art können sehr unterschiedlich aussehen, was dann durch falsche Ergebnisse zu lebensgefährlichen Verwechslungen führen kann. Weitere Informationen hierzu und zu anderen Fragen rund um den Pilz findet man unter der Adresse www.dgfm-ev.de

    Tipps via Facebook

    Wer Tipps zum Pilze sammeln via facebook sucht, findet sie auf der Seite von Andreas Herbrecht, einem ehrenamtlichen Pilzberater der Bayrischen mykologischen Gesellschaft für die Landkreise Erding und Ebersberg.
    Er bietet auch geführte Exkursionen für Kinder und Erwachsene an – zu finden ist er unter Pilzberatung Erding/Ebersberg.

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