Am Sonntag, 18. Juli, heißt es Früh aus den Federn, denn dann findet wieder der Kocherlball am Chinesischen Turm statt. Tausende von Münchnern und auswärtige Gäste versammeln sich um 6 Uhr morgens, um zu den Klängen der beiden jungen Volksmusikgruppen Quietschfidel und Haindl Geigenmusi sowie nach den Anleitungen von Tanzmeisterin Katharina Mayer Landler, Zwiefache, Polka oder Boarische zu tanzen.
Bei Regen wird der Ball, der heuer zum 22. Mal seit seiner Wiederentdeckung anlässlich der 200-Jahr-Feier des Englischen Gartens stattfindet, auf den Sonntag, 25. Juli, verschoben.
Tanzmeisterin Katharina Mayer, übrigens mehrfache bayerische Meisterin in lateinamerikanischem Tanz, sorgt, unterstützt von Magnus Kaindl, dafür, dass die Tänzer nicht aus dem Takt geraten. Jeder kann mittanzen, auch wer noch nie einen Volkstanz getanzt hat.
Wer doch schonmal üben möchte, hat dazu Gelegenheit bei den kostenlosen Kocherlball-Volkstanzkursen für unter 30-Jährige denn das Publikum wird immer jünger und auch die Musik ist alles andere als altbacken, sondern frisch und mit Spaß an echter Volksmusik. Der letzte Tanzkurstermin ist am 15. Juli, 21 bis 22.30 Uhr, im Hofbräuhaus. Eine Anmeldung ist nicht nötig.
Das Mitbringen von Speisen ist erlaubt im Biergarten, das Mitbringen von Getränken ist ausdrücklich verboten. Eine offizielle Kleiderordnung gibt es übrigens nicht, jeder kann kommen, wie er mag: Ob in Tracht, Lederhose und Dirndl, ob historisches Kocherl-, Zimmermadl-, Kutscher- oder Gärtnergwand. Und auch, wer nicht so früh aufstehen mag, ist herzlich willkommen. Der Ball ist zwar eigentlich um 10 Uhr beendet, aber auch danach gibt es noch schöne Trachten zu bewundern und Brotzeit zu genießen. Wegen der wenigen Parkplätze sollten die Gäste am besten mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder mit dem Radl kommen. Die Busse zum Chinesischen Turm und die U-Bahn mit Haltestelle Giselastraße fahren für den Kocherlball bereits eine Stunde früher, also schon um 5 Uhr morgens.
Geschichte des Kocherlballs
Ende des 19. Jahrhunderts kamen an jedem Sonntag frühmorgens bei schönem Wetter an die fünftausend Dienstleute, Laufburschen, Köchinnen, Kindermädchen, Hausdiener und Gärtner zum Tanzvergnügen oder Dotschnball, wie er genannt wurde, am Chinesischen Turm zusammen. So früh deshalb, weil die Dienstboten zeitig wieder zur Arbeit bei ihrer Herrschaft erscheinen mussten. Im Jahr 1904 wurde der Ball dann von der Obrigkeit verboten. Der Grund: Die Kocherl und ihre Galane sollen es mit der Sittlichkeit nicht so genau genommen haben und öfter mal in die Büsche verschwunden sein...