Die bayerische Staatsregierung hat entschieden, die Tram durch den Englischen Garten (der Wochenanzeiger berichtete, siehe www.wochenanzeiger.de/article/255338.html) nicht zu genehmigen. Per Brief zog sie ihre ursprüngliche Zustimmung wieder zurück. Die geplante Trambahnstrecke sei zu breit und der Englische Garten würde durch die Tram als Naturdenkmal gefährdet werden, so die Begründung in dem Schreiben, das Staatskanzleichef Florian Herrmann an Oberbürgermeister Dieter Reiter sendete. Außerdem würden Fußgänger und Radfahrer gefährdet.
Nikolaus Gradl, verkehrspolitischer Sprecher der SPD/Volt Fraktion, bedauert die Ablehnung sehr: „Es ist absolut enttäuschend, dass die CSU das durch Ministerpräsident Seehofer gegebene Versprechen jetzt auf diesem Weg kassiert und Parteipolitik zu Lasten der Münchnerinnen und Münchner macht. Wenn Söder vor zwei Jahren gesagt hätte, dass er überhaupt nicht vorhat, den Bau durch den Englischen Garten zu genehmigen, wären der MVG und der Stadt viele aufwendige Planungen erspart geblieben.” Auch die ÖDP/ML-Fraktion zeigt sich enttäuscht. Sie möchte diesen, wie sie sagt, wichtigen Baustein der Mobilitätswende in München jedoch noch nicht begraben und drängt auf eine Weiterführung und Modifizierung der Planungen.
Ohne die Zustimmung der Regierung kann kann die Tram-Nordtangente nun nicht gebaut werden, denn der Freistaat Bayern ist Eigentümer des Englischen Gartens. Die Tram-Nord-Tangente sollte ein bedeutendes Ausbauprojekt für den öffentlichen Nahverkehr sein. Geplant war eine direkte Verbindung von Neuhausen bis Bogenhausen ohne Umsteigen, was neue Verbindungen vom nördlichen Teil Münchens ins Zentrum sowie einen direkten Anschluss an die Flughafen-S-Bahn in Johanneskirchen ermöglicht hätte. Die Tram-Nordtangente hätte mit dem Bau von nur wenigen Kilometern neuer Gleise an drei verschiedenen Stellen realisiert werden können. Die Pläne, die Tram durch den Englischen Garten zu führen, sind dabei bis zuletzt heiß diskutiert worden. Die Fraktion ÖDP/München-Liste hatte sich dafür ausgesprochen, dass die jetzige Straße für die Trambahn entsiegelt und begrünt und die Beleuchtung artenschutzgerecht gestaltet werden sollte, um eine ökologisch vertretbare Lösung zu ermöglichen. Durch die Ablehnung des Projektes sieht die Fraktion die Mobilitätswende akut gefährdet.
Der Chef der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG), Ingo Wortmann, zeigte über die Ablehnung erstaunt und äußerte sich ebenfalls enttäuscht: „Dem Freistaat haben wir die Planungsunterlagen bereits im Mai 2023 zur Verfügung gestellt und immer wieder Gesprächsangebote gemacht, die aber abgesagt wurden. Gemeinsam mit der Tram-Westtangente trägt die Tram-Nordtangente dazu bei, das U-Bahnnetz in den innenstadtnahen Abschnitten zu entlasten. Dies ist vor dem Hintergrund des prognostizierten Stadtwachstums zwingend notwendig. Für eine Optimierung der Planungen im Sinne des Freistaats – insbesondere im Hinblick auf die Breite der Trasse – sehen wir Möglichkeiten. Wir stehen für Gespräche mit dem Freistaat dazu bereit.“