Veröffentlicht am 21.09.2010 00:00

Neuperlach · »Büros überflüssig«


Von red

Neue Wohnungen in der Carl-Wery-Straße

Neuperlach · Bauprojekt Carl-Wery-Straße Themenseite zur Entwicklung eines Wohnquartier südlich der S- und U-Bahnstation Neuperlach-Süd

Als »Tor zu Perlach« sollen an der südlichen Stadtgrenze zu Neubiberg zwischen S-Bahnlinie München-Kreuzstraße im Osten, Gustav-Heinemann-Ring im Westen und Arnold-Sommerfeld-Straße im Süden östlich der Carl-Wery-Straße Büros und westlich insgesamt 280 Wohneinheiten entstehen. Außerdem ist ein Bau- und Gartenfachmarkt vorgesehen. Zwischen Carl-Wery-Straße und S-Bahn-Linie ist im nördlichen Teil ein maximal 50 Meter hohes Hochhaus vorgesehen, das die Urbanität des Platzes betonen soll, südlich seien vier Riegelbauten denkbar, so ein Vertreter des Planungsreferates.

Beides zusammen bietet insgesamt etwa 76.000 Quadratmeter Geschossfläche für Büros. Susanne Bäumler, Bauoberrätin und zuständige Teamleiterin für Stadtplanung, erläuterte, dass die berechnete Lärmbelästigung durch Bahn- und Straßenverkehr keine Wohnungen zulasse. »Der Investor plant daher einen modernen Bürostandort, der sicher angenommen wird«. Die letztendliche Gestaltung der Bürobaukörper soll noch in einem Realisierungswettbewerb konkretisiert werden.

Südlich der Bürobauten könnte dann ein Bau- und Gartenfachmarkt entstehen. Den lehnen die Bürger ab, weil es genügend davon gebe und er Verkehr ins Quartier bringen würde. Der gleichen Meinung ist der Bezirksausschuss (BA) 16 Ramersdorf Perlach.

Weniger Widerspruch erweckt das bahnhofsnah geplante mehrgeschossige Parkhaus, das die bestehende Park+Ride-Anlage ersetzen soll und insgesamt 780 Stellplätze bieten wird. Die geforderte Bike+Ride-Anlage mit zirka 150 Fahrradstellplätzen soll in kurzer Entfernung zum Bahnsteig ihren Platz finden.

Auf der westlichen Seite der Carl-Wery-Straße sind zwei schlangenförmige Wohnkomplexe vorgesehen. Von den 110 Wohnungen im nördlichen und etwa 170 Wohnungen im südlichen Gebäude sollen etwa die Hälfte öffentlich gefördert werden. Innerhalb der gebogenen Gebäuderiegel entstehen Wohnhöfe mit Grünflächen, die sich nur nach Westen öffnen und so vor Lärm geschützt sind. In den Südwestzipfel des nördlichen Wohnkomplexes soll eine dreigruppige Kinderkrippe mit Freifläche integriert werden. Mehr nicht, da sich im Umfeld des Planungsbereichs »mehrere Kindergärten, Grundschulen und Gymnasien befinden, die den Bedarf aus der Neuplanung decken«, heißt es in den Planungsunterlagen.

Das jedoch stieß auf Unverständnis:

»Die Kinder wachsen und müssen auch als Jugendliche genügend Angebote haben«, machte ein Bürger den Vertretern des Planungsreferats deutlich.

Auf heftigen Unmut stieß die Südanbindung Perlach (SAP). Sie gehört zwar nicht zum Umgriff des Bebauungsplans, ihre vorgesehene Trasse ist aber im Flächennutzungsplan eingezeichnet. Im erläuternden Text heißt es allerdings: »Der Bau der SAP ist noch nicht erforderlich«. Das zu erwartende Verkehrsaufkommen aus den zwei neuen Wohngebieten könne mit dem vorhandenen Straßennetz verträglich abgewickelt werden.

Dem gegenüber heißt es im vorgelegten Bebauungsplan, entsprechend dem Verkehrsentwicklungsplan von 2006 sei »darauf zu achten, dass durch den Bebauungsplan eine Umsetzung der Stadtumlandbahn und der SAP nicht grundsätzlich verhindert oder unangemessen erschwert wird«. Also spielt die SAP doch eine Rolle? Es dürfte sich Ende dieses Jahres entscheiden, da sich dann der Stadtrat mit einem verkehrlichen Grundsatzbeschluss befassen soll, der momentan erarbeitet wird und die SAP-Planung und ihre Varianten untersucht. Schon im März 2010 hat sich der BA 16 über alle Fraktionsgrenzen hinweg einstimmig gegen die Gesamt-SAP ausgesprochen (Südost-Kurier berichtete) und will dies in seiner Stellungnahme zum Bebauungsplan nochmals deutlich machen. Ebenso unterstreicht der BA, dass die Carl-Wery-Straße die gesamte Bebauung entlang auf vier Fahrspuren ausgebaut werden soll, mit einem separaten Fahrrad- und Fußgängerstreifen, flankiert von Bäumen. Mit den genannten Hinweisen stimmte der BA 16 der Planung zu.

Äußerungen zu den Plänen können bis zum 24. September vorgebracht werden. Diese werden überprüft und fließen dann in das weitere Bauleitplanverfahren ein. Eine Entscheidung zu den Äußerungen wird durch den Stadtrat getroffen.

Angela Boschert

Öffentliche Auslegung

Die Planunterlagen werden zur Einsicht noch bis einschließlich Donnerstag, 23. September 2010, an folgenden Stellen ausgelegt:

- Planungsreferat, Blumenstraße 28 b (Hochhaus), Erdgeschoss, Raum 071 (Auslegungsraum – barrierefreier Eingang an der Ostseite des Gebäudes, auf Blumenstraße 28 a), Montag bis Freitag von 6.30 bis 18 Uhr.

- Bezirksinspektion Ost, Trausnitzstraße 33 (Mittwoch und Donnerstag von 8 bis 12 Uhr, Freitag von

7 bis 12 Uhr).

- Stadtbibliothek Neuperlach, Quiddestraße 45 (Donnerstag und Freitag von

10 bis 19 Uhr und Mittwoch von 14 bis 19 Uhr).

Die Planunterlagen mit Beschreibung sind auch im Internet unter der Adresse www.muenchen.de/Rathaus/plan/beratuservice/auslegung/1/428277/bpl_57cl.html .

Auskünfte und Einzelerörterungen zum Bebauungsplan erhält man unter Telefon 2 33-2 46 28, Hochhaus, Blumenstraße 28 b, Zimmer Nr. 329 während der Dienstzeit Montag mit Freitag von 9.30 bis 12.30 Uhr. Termine außerhalb dieses Zeitraumes können telefonisch vereinbart werden.

Äußerungen können bis zum 24. September 2010 vorgebracht werden.

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