Am Flughafen München wurde mit den Vorbereitungsarbeiten für ein Mammutprojekt begonnen: die ersten Arbeiten für den 650 Millionen-Bau eines Satelliten vor dem Terminal 2. Gebaut wird das neue Abfertigungsgebäude für 11 Millionen Passagiere, das nur mit einer unterirdischen U-Bahn zu erreichen ist, offiziell zwar auf dem Gebiet von Oberding zu sagen hat der dortige Gemeinderat aber nichts mehr.
Erweiterung des Flughafen Münchens im Erdinger Moos
Flughafen Münchens 3. Start- und Landebahn Themenseite zur Entstehung des 3. Terminals für den Munich Airport Franz Josef Strauß
Während über die dritte Startbahn offiziell noch nicht entschieden ist, schafft der Flughafen weitere Tatsachen auf dem Vorfeld-Ost in gewaltigen Dimensionen. Über der jetzigen Gepäckförderanlage entsteht ein vom Münchner Architekturbüro Koch + Partner konzipiertes Gebäude zur Abfertigung von zusätzlichen 11 Millionen Passagieren im Jahr. 27 Flieger können gleichzeitig direkt am rund 600 Meter langen Gebäude andocken. Die Fertigstellung ist für 2015 geplant, die Kosten von 650 Millionen Euro teilen sich der Flughafen München (FMG) und die Lufthansa im Verhältnis von 60 zu 40, wie schon beim zweiten Terminal. Durch den neuen Satelliten steigt der Flughafen ab 2015 in die Liga der internationalen Premium-Drehkreuze und erreicht ähnliche Kapazität wie der Frankfurter Airport, freuen sich Thomas Klühr von der Lufthansa und Dr. Michael Kerkloh von der FMG. Seit der Eröffnung im Juni 2003 sind am Terminal 2 bereits 160 Millionen Passagiere angekommen oder abgeflogen. Inzwischen wird es auch dort eng, 2010 wurde die Passagierkapazität von 25 Millionen Fluggästen nahezu ausgeschöpft. Deshalb bauen wir jetzt den neuen Satelliten für das Terminal 2, so Kerkloh.
Satellit heißt das neue Gebäude im Flughafen-Jargon deshalb, weil es anders als ein Terminal keine landseitige Anbindung und keinen Check-in-Schalter hat.
Bis zu 4.000 Passagiere in der Stunde kommen mit einer unterirdischen, führerlosen U-Bahn deren Tunnel schon seit Jahren fertig ist - zu ihren Gates. Auch wird, so der Flughafen-Chef, die Kapazität der Gepäckförderanlage um 30 bis 35 Prozent erhöht. Dann können wir stündlich bis zu 7.300 Koffer durchs Terminal 2 schleusen.
Im 605 Meter langen Gebäude werden auf knapp 123.000 Quadratmetern 52 Gates auf zwei Etagen stehen, zwei Lufthansa Service-Center mit 24 Transferschaltern sowie 42 Passkontrollstellen untergebracht, außerdem fünf Lufthansa-Lounges und Marktplätze mit neuen Geschäften und Restaurants auf 9.000 Quadratmeter. Der Satellit zeichnet sich durch seine Nachhaltigkeit aus: Der CO2-Ausstoß wird in dem neuen Gebäude künftig um 40 Prozent niedriger sein als in den bestehenden beiden Terminals. Mit den Passagier-Kapazitäten, die der Satellit bringen soll, könnten so etwa 15.000 neue Arbeitsplätze entstehen. Momentan arbeiten auf dem Flughafen-Gelände rund 30.000 Menschen.
Flughafensprecher Edgar Engert erläutert die aktuellen Bauarbeiten: Wir sind soeben dabei, die Baustelle am nördlichen Kopf der Gepäckanlage einzurichten. Dafür müssen fünf Positionen der Kleinflieger verlegt, Bauzäune aufgestellt und neue Betriebsstraßen markiert werden. Die Baufahrzeuge bekommen eine eigene Straße, auf dem Vorfeld wird die Vorfahrt geändert. Wenn das fertig ist, ist der Sommer um - dann beginnt der eigentliche Bau. Dieses Projekt wird das Gefüge des Flughafens merklich verschieben. Das Vorfeld-Ost wird dadurch nämlich deutlich an das Gewerbegebiet Schwaig-Nord heranrücken, wo sich unter anderem Speditionen, aber auch die Lufthansa mit einem Trainingscenter angesiedelt haben. Die Zufahrt von der Erdinger Allee zur Allgemeinen Luftfahrt und zu den Terminals wird komplett nach Osten verschoben. Während der Arbeiten wird die Straße von Baufahrzeugen genutzt werden. Der Flugbetrieb soll während der Bauzeit aber auf keinen Fall beeinträchtigt werden.
Mit dem eigentlichen Bau des Satelliten wird laut Engert im vierten Quartal dieses Jahres begonnen. Das findet zwar auf dem Gebiet der Gemeinde Oberding statt, doch die hat da nichts mehr zu entscheiden, bedauert Bürgermeister Helmut Lackner. Oberding gehört zu den Gemeinden, die von der stetigen Expansion des Münchner Flughafens massiv betroffen sind und den weiteren Ausbau ablehnen. Da kommt nur noch einer von der FMG in unsere Gemeinderats-Sitzung und informiert uns über Einzelheiten, entschieden wurde das dann aber schon längst, so Lackner. bb