Veröffentlicht am 12.06.2012 00:00

Trudering · Pro und Kontra zur 3. Startbahn


Von red

Am kommenden Sonntag dürfen die Münchner in einem Bürgerentscheid abstimmen, ob die geplante vier Kilometer lange Startbahn am Flughafen gebaut wird. Eine große Startbahn-Koalition aus SPD, CSU und FDP setzt sich dafür ein.

Erweiterung des Flughafen Münchens im Erdinger Moos

Flughafen Münchens 3. Start- und Landebahn Themenseite zum 3. Terminal für den Munich Airport „Franz Josef Strauߓ

Die Grünen sind gegen das Projekt. Trotz der sehr speziellen Vergangenheit von Trudering im Schatten des Riemer Flughafens bekennt sich auch die SPD Trudering-Riem zum überparteilichen Bündnis für die 3. Startbahn. Ebenso steht die CSU geschlossen hinter der 3. Startbahn. Auf einer Podiumsdiskussion ließ sie am Montag auf Initiative des örtlichen Landtagsabgeordneten Markus Blume Befürworter und Gegner zu Wort kommen. Rund 160 Gäste kamen dazu ins Truderinger Kulturzentrum.

Unter dem Motto Münchens Wirtschaft braucht die Dritte Startbahn richteten zahlreiche Unternehmer aus dem Münchner Osten einen Pro Wahlaufruf an die Bevölkerung. Zu den Werbern für die neue Startbahn zählte Flughafen-Geschäftsführer Dr. Michael Kerkloh, der betonte, wie ausgereizt die bestehenden Kapazitäten des Flughafens im Erdinger Moos seien. Thomas Klühr von Lufthansa betonte, dass der Bau eines solch großen Infrastrukturprojekts immer eine Abwägungssache sei. Gemeinsam mit Kerkloh unterstrich er aber, dass die Arbeitsplätze, die am Flughafen neu entstünden, sehr stabile Arbeitsplätze für unsere Kinder seien. Denn einen Flughafen könne man nicht einfach wie andere Unternehmen verlagern.

Beide Sprecher wandten sich gemeinsam mit Markus Blume gegen die von Gegner vertretene These, man brauche in München kein weiteres Wirtschaftswachstum: Ebenso sieht es BA-Mitglied Georg Kronawitter (CSU): »Nach unserer Veranstaltung im Truderinger Kulturzentrum bin ich restlos von der Berechtigung einer 3. Startbahn überzeugt. Fakt ist, dass München und nicht Düsseldorf oder Hamburg oder Berlin ein internationales Luftdrehkreuz geworden ist, was viele Firmenansiedlungen auch aus Indien und China nach sich gezogen hat«, erklärt er. »Es ist nicht nur Standort-Lyrik, dass der Wirtschaftsstandort und ganz besonders auch die Menschen hier vom Flughafen stark profitieren.«

Als Ingenieur sei er außerdem überzeugt, dass die großen Fortschritte bei der Fluglärmreduzierung weitergehen werden. Auch der ehemalige Münchner Oberbürgermeister Hans-Jochen Vogel (SPD) setzt sich wie die Truderinger Genossen Maren Salzmann-Brünjes, Mark Salzmann, Michael Pfauntsch und Gerhard Fuchs für den Bau der 3. Startbahn ein. »Der SPD Ortsverein Trudering-Riem erkennt die wirtschaftliche Notwendigkeit der 3. Startbahn, die strukturpolitisch wichtig und entscheidend für die Konkurrenzfähigkeit Münchens im internationalen Wettbewerb ist«, heißt es in einer Verlautbarung der lokalen SPD. Zum Thema Pro 3. Startbahn veranstaltete man deshalb auch einen Truderinger Infostand, der gut besucht war. Ganz anders als seine Kollegen vom 15. Bezirksausschuss sieht der Grüne Herbert Danner die geplante Startbahn. Er möchte nicht über künftige Fluglärmbelastungen über dem Münchner Osten bzw. über Trudering-Riem-Messestadt spekulieren. Trotzdem glaubt er, dass das Thema gerade hier eine besondere Brisanz hat.

Der Münchner Osten und insbesondere das Gebiet des 15. Stadtbezirks waren über viele Jahre vom Fluglärm und der mit dem Flugverkehr zusammenhängenden Gefahren und Beschränkungen, z. B. beim Baurecht, sehr stark betroffen. »Ich bin der Meinung, jede Person, die diese Phase miterlebt hat bzw. heute die Absenz des Fluglärms genießt, sollte sich solidarisch mit den Bewohnern im Umfeld des Flughafens im Erdinger Moos zeigen. Die Truderinger sollten der geplanten 3. Startbahn eine klare Absage erteilen«, so Danner. Dies empfinde er als moralische Verpflichtung. Keinerlei Verständnis hat Danner deshalb für alle politisch Aktiven im Stadtteil, die seinerzeit 1992 die Absiedelung des Flughafens aus Riem frenetisch gefeiert haben, aber heute keinerlei Solidarität mit den vom Fluglärm Betroffenen empfinden. »Andere Parteien und Truderinger Politiker fordern die Startbahn ganz offensiv wegen zweifelhafter wirtschaftlicher Vorteile – ich finde, ein echter Grund sich ordentlich zu schämen«, so Danner.

Die Münchner entscheiden und nicht die Anwohner

Weil nur die Stadt München (mit 26 Prozent) neben Bund und Freistaat zu den Anteilseignern des Flughafens zählt, dürfen nur die Münchner und nicht die vom Fluglärm stärker betroffenen Anwohner rund um den Flughafen abstimmen. Eine Woche vor der Abstimmung hatten bereits 99.326 Bürger Briefwahlunterlagen beantragt. Man kann deshalb davon ausgehen, dass die notwendige Beteiligung von zehn Prozent (das wären rund 104.000 Stimmen) beim Bürgerentscheid erreicht wird. Sollten die Münchner dem Ausbau des Flughafens am kommenden Sonntag mehrheitlich zustimmen, wäre das letzte Wort in der Sache noch nicht gesprochen. Beim Bayerischen Verwaltungsgerichtshof liegen noch 20 Klagen gegen das Projekt, unter anderem von der Stadt Freising, vor. bus

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