Veröffentlicht am 14.06.2012 00:00

München · Da schau her! Über ein Nein zur dritten Startbahn


Von red

Die Leser unter Ihnen, die meine Zeilen an dieser Stelle regelmäßig verfolgen, wissen, welch sanftmütiger Charakter in mir ruht. Sie kennen mich als schreibendes Wattebäuschchen. So bitte ich Sie, nicht zu erschrecken, wenn ich mich aus der wohligen Wärme meiner Liberalitas bavariae losreiße. Denn ich bin stocksauer.

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Ich kann mich nicht erinnern, wann ich zuletzt ein derart anbiederndes Schmierentheater erlebt habe, das es nun seit Wochen in dieser Stadt zu beobachten gibt. Wenn ich auch nur das Plakat der Befürworter des Baus dieser dritten Startbahn am Flughafen sehe, möchte meine Weißwurst am liebsten im Hals den Weg rückwärts nehmen. Allein schon diese Lederhosen an diesem Typen, der da mit seinem Maderl, freilich im grausligsten Kitsch-Dirndl, uns vor Luftigkeit entgegenfliegen soll. Braun ist sie, die Lederhosen, knielang, mit Hosenträgern, die einen schaudern lassen. Die Optik, der ganze Auftritt der Ja-Sager, ist so unglaublich bieder und, ja, eben: anbiedernd, dass einem die Lust an dieser schönen Stadt vergehen mag. Wer soll mit dieser Aalglätte gelockt werden? Die Mia-san-mia-Sager, die vor drei Jahren aus Sonstwoher hergezogen sind, und die nun Bier- und Kindergärten mit Ruhestörungsklagen überziehen. Denen aber nun weisgemacht werden muss, dass die massive Ruhestörung durch den Flughafen im Moos, die Gesundheit und das Leben der Menschen in der Gegend dort bedroht, ein Witz ist gegen den drohenden Kollaps unserer Wirtschaft, wenn nicht sofort der letzte Rest des einstigen Naturschutzgebiets zubetoniert wird? Es ist erbärmlich.

Kein Mensch braucht diese Startbahn. Das stimmt so natürlich nicht. Es gibt sehr viele Menschen, und das kann einem schon die Weißwurst vergällen, es gibt offenbar unfassbar viele Menschen, die immer noch den großen Götzen „Wirtschaftswachstum“ vor sich hertragen. Immer mehr, mehr, mehr. So viel mehr, dass uns unser Mehr just in diesem Moment auf der ganzen Welt um die Ohren zu fliegen droht – wenn es nicht das Mehr der Klimaerwärmung schon vorher erledigt, dem mit der neuen Startbahn noch fixer hinterhergeflogen werden soll.

Was freilich schon wieder nicht stimmt, das wissen wir zum Glück von den Ja-Sagern: Ein Ausbau des Flughafens schütze die Umwelt sogar noch, weil weniger Warteschleifen geflogen werden müssen. Dafür soll der Flugverkehr durch den Ausbau zu einem Drehkreuz drastisch zunehmen, das nützt schließlich der Wirtschaft, der Stadt, dem Land, der Welt. Aha. Wir fliegen mehr und stoßen dadurch weniger Abgase aus. Und zu allem kocht der Schuhbeck ein schönes Supperl. Es ist zum Heulen. Bitte gehen‘s am Sonntag in Ihr Wahllokal.

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