Wenn Sie im bayerischen Voralpenland waren und dann nach Südtirol fahren, oder umgekehrt, dann frage ich Sie, welchen Unterschied haben Sie gefunden? Ich finde, dass er nur sehr schwer feststellbar ist.
Hoamat Bayern Die Kolumne von Markus Wasmeier
Markus Wasmeier-Kolumne : Hoamat Bayern
Für den Bayern und den Südtiroler an sich mag es freilich einen leicht erkennbaren geben, aber fragen Sie mal jemanden aus Wuppertal, zum Beispiel. In meiner Familie gehört Südtirol seit Jahren wieder zu Bayern, die beiden Länder sind grenzenlos miteinander verschmolzen, weil meine Frau eine waschechte Südtirolerin ist. Das sei nur am Rande erwähnt, damit Sie wissen, warum ich ein Vergleichs-Spezialist bin. Außerdem ist Südtirol von Bayern überhaupt nicht weit weg. Wenn Sie mal eine Landkarte nehmen oder im Internet aufrufen und den Schliersee gefunden haben, dann ist Südtirol nur eine Kleine-Finger-Länge weg und das ist ja jetzt wirklich keine Entfernung!
Südtirol ist die nördlichste Provinz Italiens und das ist der Süden Bayerns ja angeblich auch, wenn doch München immer als die nördlichste Stadt Italiens benannt wird. Bayern ist fast zehnmal so groß und hat über zwanzigmal so viel Einwohner. Aber das spielt überhaupt keine Rolle, weil ich eigentlich nur an Südbayern denke und da ist das Verhältnis schon wieder ganz anders. Den höheren Berg hat zwar Südtirol mit dem Ortler, der fast einen Kilometer höher ist als unsere Zugspitze, aber dafür passt der Kalterer See fast 55-mal in den Chiemsee, unseren größten See, hinein. Über die Hälfte der Südtiroler sprechen deutsch, wir Bayern aber deshalb nicht zwangsläufig italienisch. Wobei unsere Dialekte schon ein paar Gemeinsamkeiten aufweisen. Ich habe in Südtirol beim Zuhören immer das Gefühl, ein größeres Stückerl Bayern und ein kleineres Stückerl Italien zu hören. Da fühle ich mich schon mal sehr heimisch. Und das ist nicht anders, wenn es ums Essen geht: Ruibnkraut und Eräpflblattlan, Greaschtl
und Muis, Krapflan und Knedl. Lauter Südtiroler Spezialitäten, die man sich nicht entgehen lassen sollte.
Aber was steckt da dahinter, und passt das mit der bayerischen Küche zusammen? Und wia! Das erläutere ich Ihnen kurz: Das Ruibnkraut ist ähnlich dem Sauerkraut, aber aus Mairüben, riecht vielleicht a bisserl streng, schmeckt aber unglaublich gut, dazu Eräpflblattlan, Blätter aus Kartoffel in Öl ausgebacken und dazu eine Schweinshaxn, egal ob gesurt oder gegrillt. Eine wunderbare länderverbindende Variante. Das Greaschtl ist unschwer zu erraten, kann man doch unser Gröstl rauslesen, dazu dann ein Gselchtis und schon freut sich der Gaumen. Schlutzkrapfen kennt ein jeder, wenn sie schwimmend auf goldener Butter serviert werden da läuft mir das Wasser im Mund zusammen. Ja zusammen...
Zusammengehören könnte auch das bekannte Schüttelbrot und unser Radi. Wie auch unser Bier zu jedem Südtiroler Gericht passt und andersrum deren Wein zu unserem Essen. Und bevor Ihnen jetzt der Magen recht knurrt, kommen wir zu den musikalischen Schmankerl. Es gibt in den Alpenländern bestimmt keine Region, in der die Förderung der Volksmusik so stark war wie in Südtirol. Das Land hat alle Anstrengungen unternommen, durch Einrichtung von Musikschulen auch jungen Menschen den Zugang zur Volksmusik zu ermöglichen. Die beliebtesten Instrumente sind die Harmonika, Saiten- und Blasinstrumente, aber auch alte Instrumente wie das Raffele (Vorgänger der Zither), die Schweglpfeife (die Urform der Querflöte) oder Okarina wurde dadurch am Leben erhalten.
Wenn Sie jetzt auch mal wieder so richtig Lust auf Südtirol bekommen haben, dann müssen Sie gar nicht über die Alpen fahren, es reicht, wenn Sie heute zu mir ins Museum kommen. Bei unserem Volksmusiktreffen Bayern/ Südtirol kriegen Sie bayerische und Südtiroler Schmankerl für Augen, Ohren und Ihren Gaumen. Sie werden feststellen, dass Völkerverständigung so schön, so unkompliziert und so gschmackig sein kann! Wenn das doch nur immer so wäre.
Ich freu mich auf Sie!
Servus & Pfiati
Ihr Markus Wasmeier