Veröffentlicht am 24.01.2013 00:00

München · Studentenkultur


Von red

Das ist also das Niveau: eine Schneeballschlacht unter dem Monopteros. Mit einer solchen wollten jüngst die Gegner von Studiengebühren an den bayerischen Hochschulen für ihre Sache werben, dafür Aufmerksamkeit schaffen, dass die Studiengebühren wieder abgeschafft gehören. Aha. Mit einer Schneeballschlacht.

Eine Schande ist das, eine doppelte Schande, eine dreifache Schande für Zeit, Ort und Menschen: Den Querulanten unter unseren Studenten fällt also nichts Besseres ein, als diesen heiligen Ort zu besudeln, den Ort, wo sich einst die Studenten der bayerischen Kirchengeschichte von Pontius nach Pilatus kifften. Es ist eine Schande für die Zeit, die doch sonst in eine so gute Richtung läuft. Schon die Siebtklässler der Gymnasien tragen ihr Polohemd und ihren salopp um die Schultern geworfenen Feinstrickpullover mit Brustapplikation nicht nur in echt und als Uniform. Auch im Hirn steht der Polokragen stramm: Wir haben den großen Vorteil, dass wir die Menschen mit Hirn heutzutage als Gesellschaft nicht mehr geradebiegen müssen, das erledigen sie mittlerweile bestens selbst.

Es ist eine Schande für den Ort und seine Nutzer. Er galt jahrzehntelang als ruhiger Rückzugsort für Generationen von großen Denkern, Studenten von Nischenwissenschaften und Buddhisten in Lederhosen mit Hang zum Trommeln außerhalb jedes Rhythmus. Und ewig fern steht die Regelstudienzeit. Und alle treffen sich vereint im Taxler-Seminar. Das Taxi ist das Nirvana des Monopteros-Studenten. Das war immer so. Dieses Gesetz bröckelt zwar nun schon länger ein bisschen, der Pontius-Hasch schmeckt altbacken wie Sakralgips aus der Wieskirche, jetzt hat Pilates das Sagen unter dem Göttertempel im Englischen Garten.

Die Grabplatte zu diesem Niedergang guter, alter Münchner Studentenkultur liefert nun die Schneeballschlacht der Studiengebührenabschaffungsbefürworter. So heißt das korrekt, denn heute muss alles positiv formuliert werden, das haben die künftigen Taxifahrer in ihren Marketingseminaren an der Uni gelernt. Was sie jedenfalls nicht gelernt haben, ist anständige Protestkultur. Früher, da wäre mindestens ein Riesenjoint GEGEN etwas geraucht worden. Und anschließend hätte mindestens ein Mercedes gebrannt, zumindest in den buntvernebelten Rauschträumen. Und danach hätten noch alle gerufen: Bringt die Verhältnisse zum Tanzen. Tempi passati, wie der Personenbeförderungserlaubnishalter sagt. Und wirrer Tanz heißt heute Zumba.

Und die Anderen? Die juckt das wie eh und je kaum. Sie wissen, dass nur etwas, das kostet, auch einen Wert hat. Wer den Preis nicht bezahlen kann, der hat einen akademischen Grad eben auch nicht verdient. Oder eben der Herr Papa hat das Geld für die Studiengebühren nicht verdient. Was aber schließlich das Gleiche bedeutet. So gesehen ist der Niedergang des Monopteros ein gutes Zeichen. Wir müssen uns keine Sorgen machen, dass unsere Eliten endlich ungestört studieren können, befreit vom Ballast der fantasielosen Nörgler. Obwohl die sich eine Belohnung redlich verdient hätten – vielleicht eine Erhöhung, 150 Euro pro Semester? Wer weiß, wann wieder so viel Schnee liegt.

Weitere Artikel zum Thema

Umfrage zum Thema Unterschrift für die Abschaffung der Studiengebühren Unterschreiben Sie (oder haben schon) oder nicht für das Volksbegehren gegen Studienbeiträge?

München · So seh ich das! Artikel vom 24.01.2013: Quirin Schartner, freier Mitarbeiter der Redaktion, zum Thema: „Volksbegehren“

München · „Wir brauchen noch mehr“ Artikel vom 24.01.2013: Zwischenbilanz: Unterschriften gegen Studiengebühren

north