Am Sonntag, 16. März, findet wieder die Freiwilligenmesse statt - diesmal im Neuen und Alten Rathaus am Marienplatz. 77 Münchner Organisationen, Vereine und Initiativen informieren dabei über verschiedene Angebote für ein freiwilliges Engagement. Hier erzählt Dogukan Karakayo (InteGREATER e.V.) von seinem Engagement:
Was genau machen Sie in Ihrem freiwilligen Engagement? Was ist Ihre Aufgabe?
Dogukan Karakayo: Bei InteGREATer e.V. setzen wir uns dafür ein, jungen Menschen mit Migrationshintergrund und auch anderen sozioökonomisch nachteiligen Hintergründen Mut zu machen und sie auf ihrem Bildungsweg zu unterstützen. Unser Ziel ist es, Vorbilder zu sein und durch unsere eigenen Geschichten zu zeigen, dass Herausforderungen überwunden werden können und Bildung ein Schlüssel für die persönliche und berufliche Entwicklung ist.
Als InteGREATer teilen wir unsere persönlichen Erfahrungen mit den Jugendlichen vor allem in Schulen, aber auch auf sozialen Medien und anderen Kanälen. Unser Fokus liegt jedoch insbesondere darin, Schulen zu kontaktieren und dort aufzutreten, um mit Schüler*innen in den direkten Kontakt zu treten.
Zusätzlich sind wir oft in der Organisation und Planung von Einsätzen eingebunden und unterstützen die Öffentlichkeitsarbeit des Vereins.
Was motiviert Sie, sich zu engagieren?
Dogukan Karakayo: Die Motivation hinter meinem Engagement bei InteGREATer liegt vor allem in der Überzeugung, dass Bildung der Schlüssel zu gesellschaftlichem Zusammenhalt und individuellen Chancen sind. Viele von uns bringen persönliche Erfahrungen mit, die zeigen, wie schwer es sein kann, sich in einem Bildungssystem zurechtzufinden, das oft keine Rücksicht auf individuelle Startbedingungen nimmt. Genau das möchten wir ändern.
Für viele von uns sind es kleine Impulse oder ein Gespräch, das einen Perspektivwechsel bewirkt – und genau solche Momente motivieren uns. Wir wissen, wie wichtig es ist, dass Jugendliche Vorbilder haben, die sie verstehen und ihre Herausforderungen nachvollziehen können.
Darüber hinaus motiviert uns die gute Zusammenarbeit im Team. InteGREATer vereint Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen, die sich gegenseitig inspirieren und bestärken. Es ist nicht nur ein Engagement für andere, sondern auch eine Gelegenheit, selbst zu wachsen und neue Perspektiven kennenzulernen.
Was ist Ihr persönlicher, beruflicher Hintergrund?
Dogukan Karakayo: Ich selbst studiere Rechtswissenschaften an der LMU München und bin der erste in meiner Familie, der diesen Weg eingeschlagen hat. Meine Familie hat einen Migrationshintergrund, und meine Großeltern kamen als Gastarbeiter nach Deutschland. Der Zugang zu Bildung war nicht selbstverständlich – ich musste auch einige Hürden überwinden, um zu diesem Punkt zu gelangen.
Was möchten Sie als Botschaft weitergeben?
Dogukan Karakayo: Die zentrale Botschaft, die wir bei InteGREATer vermitteln, lautet: „Wenn wir es geschafft haben, dann schafft Ihr es auch!“. Wir möchten Jugendlichen zeigen, dass ihre Herkunft sie nicht definiert – es sind ihre Träume, Ziele und ihr Mut, die zählen. Es geht darum, dass sie erkennen, was in ihnen steckt, und dass sie sich von Hürden nicht aufhalten lassen.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Bedeutung von Netzwerken und Unterstützung. Niemand schafft es allein. Es ist in Ordnung, Hilfe zu suchen, Fragen zu stellen und Menschen um sich zu versammeln, die an einen glauben. Bildung ist eine Reise, die leichter wird, wenn man sie gemeinsam geht.
Wir möchten auch Eltern ermutigen, ihre Kinder zu unterstützen, selbst wenn sie das Bildungssystem nicht gut kennen. Jede Form von Rückhalt – sei es emotional oder praktisch – kann einen Unterschied machen.
Was haben Sie durch das freiwillige Engagement gelernt?
Dogukan Karakayo: Das Engagement bei InteGREATer hat uns vor allem gezeigt, wie wichtig es ist, zuzuhören. Die Geschichten der Jugendlichen eröffnen uns eine Welt voller Herausforderungen, Hoffnungen und Ambitionen. Dieses Zuhören ist der erste Schritt, um eine Verbindung aufzubauen und Vertrauen zu schaffen.
Ich habe auch gelernt, wie kraftvoll persönliche Geschichten sind. Zahlen und Fakten können beeindrucken, aber es sind authentische Erzählungen, die wirklich bewegen.
Das Engagement hat auch meine eigene Perspektive geschärft. Es hat mir geholfen, die Bedeutung von Bildung und sozialem Engagement noch mehr zu schätzen. Gleichzeitig hat es mir gezeigt, dass jeder Einzelne einen Unterschied machen kann, unabhängig davon, wie groß oder klein der Beitrag ist.