Die »teilweise visuelle Überfrachtung des Olympiaparks« und die Autorennen bei der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft (DTM) missfallen Bürgermeisterin Christine Strobl, neue Aufsichtsratsvorsitzende der Olympiapark München GmbH, ebenso wie manchen Bürgern.
Insofern herrschte bei einer Diskussion im Forum 2 des Olympischen Dorfs über die Zukunft des Olympiaparks Einigkeit. Allerdings hagelte es von einigen Anwohnern heftige Kritik. Ihr Hauptvorwurf: der viele Kommerz, dabei »punktet der Olympiapark durch seine einzigartige Gestaltung«, betonte Monika Mühlenbeck-Krausen. Er sei für die vielen tausend Bewohner rundherum ein Erholungspark.
Ein Anlieger klagte über die »extrem lauten Lautsprecherdurchsagen« beim Skirennen am Olympiaberg am Neujahrstag . Deswegen sei im Olympiasee zwei Monate lang das Wasser abgelassen worden, wenn man daneben spazieren gegangen sei, habe es gestunken, ärgerte sich ein anderer Bürger. Arno Hartung, Vizechef der städtischen Olympiaparkgesellschaft, verteidigte die Wintersportveranstaltung am 1. Januar. Das Interesse der Medien sei enorm gewesen, man brauche solch ein mediales Spektakel. Zudem habe es rund 17.000 Besucher angelockt. Man wolle versuchen, die Zeit des ausgelassenen Wassers im See zu verkürzen.
»Gott sei Dank wurde die DTM storniert«, sagte ein Anwohner aus dem Olympischen Dorf. Die Autorennen im Olympiastadion waren wegen des Lärms bei den unmittelbaren Nachbarn stark in die Kritik geraten. Die DTM wurde für 2013 vorzeitig abgesagt, jedoch insbesondere aus wirtschaftlichen Gründen, wie Hartung berichtete. Er stellte klar: »Der Olympiapark ist im Ursprung ein Sportpark mit Sportstätten und erst in zweiter Linie ein Erholungspark und eine touristische Attraktion.« Es gebe eine breite Bevölkerungsschicht, auch im Olympischen Dorf, die das genauso sehe und froh sei, in der Nähe des Parks zu wohnen, weil man da etwas erleben könne.
Durch die Veranstaltungen kämen vier Millionen zahlende Gäste pro Jahr. 2013 werde für den Park ein »volles Jahr« mit einer Reihe von Popkonzerten.
Im Olympiastadion treten Weltstars wie Bruce Springsteen, Bon Jovi, Robbie Williams und Depeche Mode auf. »Das freut uns. Der Park lebt und blüht«, sagte Hartung. Die Veranstaltungen und Sponsoren täten dem Olympiapark gut und verringerten sein jährliches Defizit. Ein großes Popkonzert bringe zwischen 200.000 und 300.000 Euro an Einnahmen. »Es muss ein guter Gewinn erwirtschaftet werden«, resümierte Hartung.
Unter dem Zeltdach finden heuer erstmals die Sommer-X-Games mit BMX, Motocross, Skateboarden und anderen Trendsportarten für junge Leute statt. Sport-Bürgermeisterin Strobl, die 13 Jahre im Olympischen Dorf wohnte und 2012 in die Olympia-Pressestadt nach Moosach zog, sieht die viertägigen X-Games positiv, trotz der Motorradrennen im Olympiastadion. Aber Veranstaltungen im Olympiapark seien nun einmal ein Grenzgang zwischen wirtschaftlichen und anderen Nutzungen. Man könne vielleicht manches anders gestalten, wie etwa Teile des Sommerfests und die Bars am Theatron, räumte Strobl ein. Aber gar keine Veranstaltungen, das sei nicht möglich.
Denn der Olympiapark erziele pro Jahr 30 Millionen Euro an Einnahmen. Gäbe es sie nicht, müsste die Stadt diese Summe auch noch dazuschießen. Denn trotz dieser Einnahmen verursache der Olympiapark jedes Jahr ein Defizit: Für 2012 habe die Stadt München 16,05 Millionen Euro als Zuschuss bezahlt. Hinzu kämen die hohen Ausgaben für den Unterhalt der Bauwerke. Die bereits begonnene Sanierung der Olympiahalle werde einen dreistelligen Millionenbetrag verschlingen, ebenso die in den nächsten Jahren notwendige Sanierung des Zeltdachs. Alles, was die Stadt in den Park stecke, seien letztendlich Steuergelder, betonte Strobl.
Einige Bürger ließen diese finanziellen Argumente nicht gelten: »Das Geld wird über die Wertigkeit gestellt.« Ein Anwohner gab zu bedenken, ob »zahlende Besucher als Messgröße« wirklich das Entscheidende seien. Es gehe doch auch um das Renommee, das der Park auf der ganzen Welt wegen seines »herausragenden architektonischen Meisterwerks« genieße. Nur sehe der Olympiapark wegen der vielen Veranstaltungen leider das halbe Jahr lang nicht so aus wie er eigentlich aussehen sollte. Denn er sei eine »Schnittstelle zwischen Kommerz oder Kunstwerk«, wurde beklagt. Es stelle sich nun die Frage, ob sich die Stadt den Olympiapark ganz leisten könne oder vielleicht nur ein bisschen, sagte ein Bürger. »Bei ein paar 100 Millionen Euro an Investitionen kann von ein bisschen keine Rede sein«, entgegnete die Bürgermeisterin entrüstet und betonte: »Wir leisten uns dieses Kunstwerk sowieso schon.« Der Park habe sehr wohl seine Wertigkeit. Er sei »ganz toll, immer noch ein schöner Anblick und ein Gesamtkunstwerk«.
Die Bauten seien inzwischen ein Denkmal, mehr als 40 Jahre alt. Doch bislang fehle die historische Aufarbeitung und Darstellung. Strobl hegt diesbezüglich einen Traum: »Mir schwebt ein Ort im Park als Museum vor«, am besten im Bereich des Olympiastadions, dem größten Denkmal im Park. Außerdem müsse besser an das Olympia-Attentat und an die Geiselnahme am 5. September 1972 in der Connollystraße 31 erinnert werden.
Wally Schmidt