Die CSU muss den Chefsessel im Rathaus von Unterschleißheim der SPD überlassen. Christoph Böck ist der klare Sieger der Stichwahl um das Amt des Ersten Bürgermeisters.
Der Sozialdemokrat schaffte am Sonntag eine satte Zwei-Drittel-Mehrheit, 68,06 Prozent: »Es ist ein wahnsinnig tolles Ergebnis, fantastisch«, freute sich der 46-Jährige. Wahlberechtigt waren 20.311 Bürger. Abgegeben wurden 10.051 gültige Stimmen, auf Böck entfielen 6841. Er hatte gut 3600 Stimmen mehr als Brigitte Weinzierl (CSU). Sie kam auf 31,94 Prozent und 3210 Stimmen.
Dass er so klar vorne sein würde, damit habe er nicht gerechnet, sagte der Politiker unter dem lautstarken Jubel der Parteifreunde und bedankte sich bei den Wählern.
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Am 24. April ist nun Böcks großer Tag. Dann tritt er sein Amt als Erster Bürgermeister der Stadt Unterschleißheim an. »Ich werde mich mit meiner ganzen Kraft für das Wohl der ganzen Stadt einsetzen«, versprach Böck. Es sei eine vertrauensvolle und anspruchsvolle Aufgabe, »auf eine gute Zukunft der Stadt Unterschleißheim«, rief er den mehr als 200 Menschen im großen Sitzungssaal zu. Ein Jubelsturm setzte ein. »Es ist ein Neuanfang«, so Christoph Böck, der seit 2000 im Stadtrat sitzt und 2002 den Fraktionsvorsitz übernahm. Er wolle künftig mehr Miteinander im Stadtrat erreichen.
Christoph Böck ist Maschinenbauingenieur, verheiratet und hat zwei Kinder. Er wurde in München geboren und kam mit 14 Jahren nach Unterschleißheim. Für ihn ist das »eine wunderschöne Kommune«, in der er gerne lebt. Mit Anfang 20 wurde er politisch aktiv.
Am 4. März 2007 kandidierte Böck bereits schon einmal für das Amt des Ersten Bürgermeisters, zum Sieg fehlten ihm 1227 Stimmen. Rolf Zeitler (CSU) gewann damals die Wahl und blieb Erster Bürgermeister. Seit 1989 hat er dieses Amt inne, aus Altersgründen trat er nicht mehr an. »Ich habe meine Arbeit 24 Jahre gemacht, das wars dann«, so Zeitler nun zum Abschied und gratulierte seinem Nachfolger. »Die Bürger haben eindeutig entschieden.« Es sei keine reine Parteiwahl gewesen, sondern auch eine Persönlichkeitswahl. Dass die Wahlbeteiligung unter 50 Prozent lag, bei genau 49,67 Prozent, das fand der scheidende Erste Bürgermeister »schade«. Am 23. April wird er den Chefsessel im Rathaus räumen. Rolf Zeitlers Frau Monika gratulierte dem Nachfolger ihres Mannes noch bevor alle 28 Stimmbezirke ausgezählt waren.
Böck und seine Frau Petra fieberten mit, wie das Rolf Zeitler und seine Frau in den vergangenen 24 Jahren schon mehrere Male durchgemacht hatten. »Ich weiß, was ihr geleistet habt«, so Böck zu Monika Zeitler. Petra und Christoph Böck starrten gebannt auf die Wand im großen Sitzungssaal, wo jede Minute neue Zahlen erschienen. Manchmal sogar alle paar Sekunden. Es war ein Auf und Ab, allerdings auf hohem Niveau. Beim ersten Ergebnis um 18.08 Uhr kam Böck auf 74,07 Prozent. Dann bröckelte es. Wenige Minuten später war der Vorsprung auf 66,70 Prozent geschmolzen, erst sechs von 28 Stimmbezirken waren ausgezählt.
Doch von Minute zu Minute stabilisierte sich das Ergebnis und pendelte sich zwischen 68 und 69 Prozent ein. Aber die Anspannung im vollbesetzten Saal blieb.
Um 18.47 Uhr dann die Erlösung. Alle Stimmbezirke waren ausgezählt und die Briefwähler dazu. Die Schlacht war geschlagen. Unbändiger Jubel setzte ein. Die SPDler schwenkten rote Fähnchen, drückten ihrem Spitzenkandidaten einen roten Blumenstrauß in die Hand und ein großes rotes Lebkuchenherz. »Christoph Böck, 1. Bürgermeister Unterschleißheim«, stand darauf. Der strahlende Sieger streckte das Herzerl in die Höhe, danach machte er mit der rechten Hand das Victory-Zeichen. Sieg. Diesen Tag wird er wohl nie vergessen. Die Bürger haben ihn befördert: vom Dritten zum Ersten Bürgermeister der Stadt Unterschleißheim.
Auch Oberschleißheims Erste Bürgermeisterin Elisabeth Ziegler (SPD) jubelte. »Der Böck muss gewinnen«, hatte sie vor Beginn der Auszählung gesagt. Danach freute es sie wahnsinnig, mit einem gleichgesinnten Ersten Bürgermeister aus dem Nachbarbezirk zusammenarbeiten zu können.
Brigitte Weinzierl (CSU) gab sich trotz der Niederlage kämpferisch. Nun könne man sich wieder den Sachthemen im Stadtrat widmen und über Anträge aktiv werden. Die 60-Jährige ist seit 2008 Stadträtin und Fraktions-Vize der CSU. Nun war sie Spitzenkandidatin ihrer Partei für das Amt des Ersten Bürgermeisters. »Ich habe gegeben, was ich geben konnte. Wenn der Bürger es so haben will, dann ist es so«, sagt Weinzierl fair, die ihrem Kontrahenten bereits gratulierte, bevor alle Stimmbezirke ausgezählt waren. Wally Schmidt