Kommende Wochenende wird allerorts Pfingsten gefeiert und etliche Bräuche weisen auf die große Bedeutung des Festes für die Christen hin. Am bekanntesten dürfte der Pfingstritt in Bad Kötzting sein, bei dem rund 900 Reiter auf geschmückten Pferden durch die Straßen ziehen.
Hoamat Bayern Die Kolumne von Markus Wasmeier
Markus Wasmeier-Kolumne Themenseite: Markus Wasmeier, ehemals Skirennläufer, ausgezeichnet als Sportler des Jahres, stellt das Bauernhof- und Wintersportmuseum am Schliersee vor
Ebenso geläufig ist das Englmarisuchen in St. Englmar, bei dem die Holzfigur eines Heiligen im Wald gesucht wird.
In unserer näheren Umgebung ist die Kerzenwallfahrt in Holzkirchen sicher eines der beeindruckendsten Schauspiele. Auffallend ist, dass im Gegensatz zu Traditionen an anderen Feiertagen die Pfingstbräuche oft mit der Geschichte eines bestimmten Ortes oder einer Person verknüpft sind. Pfingstbräuche sind also regional sehr unterschiedlich. Mancherorts werden auch Osterbräuche zu Pfingsten nachgeholt, oder ein Pfingstbaum aufgestellt, was wir ja schon im Mai erledigen.
Das Wort Pfingsten kommt aus dem Griechischen und dreht sich um die Zahl fünf oder 50. Das Pfingstfest wird nämlich genau 50 Tage nach Ostern gefeiert. Dabei erinnern die Christen an das Pfingstwunder, einem Ereignis, bei dem der heilige Geist auf die Jünger herabkam und sie daraufhin fremde Sprachen sprechen und verstehen konnten. Ich denke bei Pfingsten auch gleichzeitig an den Donnerstag, der im Dialekt auch oft als Pfingsttag oder Pfinzta bezeichnet wird, weil er der fünfte Tag der Woche ist. Doch was meinen wir eigentlich mit Dialekt? Wir haben in Bayern regional sehr unterschiedliche Dialekte, die grob in Nord- Mittel- und Südbayerisch eingeteilt werden.
Doch gab es früher unzählige Abwandlungen und Formen des Dialektes, sodass
bestimmte Wörter und Wendungen, die in einem Dorf gebräuchlich waren schon fünf bis zehn Kilometer weiter nicht mehr verwendet, oder gar verstanden wurden.
Bei einer Reise von Schliersee nach Regensburg hätte es zum Beispiel schon eines mittleren Pfingstwunders bedurft, um sich einwandfrei zu verständigen. Entstanden ist diese Vielfalt durch die geographische Isolation der einzelnen Gegenden. In der Schweiz kann man das in abgelegenen Tälern immer noch gut beobachten. Bei uns jedoch hat mit der wachsenden Mobilität, vor allem durch die Eisenbahn auch eine Veränderung der Sprache Einzug gehalten. Denn war zuvor beispielsweise nur ein fahrender Händler oder vielleicht ein Flößer oder Arzt in verschiedenen Dialektregionen unterwegs, fanden nun die unterschiedlichen Dialekte durch die Reisenden Verbreitung. Und spätestens mit dem Einsetzen des Tourismus kam auch die Hochsprache in Bayern an.
An Schulen wurde den Kindern der Dialekt mit viel Aufwand abtrainiert und man hielt die Hochsprache dem Dialekt gegenüber lange Zeit überlegen, ja sogar für eine hochwertigere Sprache. Doch hat die Bezeichnung Hochdeutsch eigentlich ganz andere Wurzeln, nämlich natürlich in Bayern. Denn Hochdeutsch kommt von hoch gelegen, meinte also die Sprache im Voralpenland. Angeblich hätte hier in Bayern durch zahlreiche Klöster die Verschriftlichung der deutschen Sprache begonnen und sich aus dem Bayerischen ein vereinheitlichtes Schriftdeutsch entwickelt, das auch in Gebiete nördlich der Donau gelangte.
Durch weitere Veränderungen über die Jahrhunderte außerhalb Bayerns insbesondere auch durch die Luther-Bibel und die Gebrüder Grimm entstand dann das, was nun als Hochdeutsch bezeichnet wird. Dass die Schriftsprache dem Dialekt überlegen ist behauptet heute keiner mehr und die Kinder dürfen an den Schulen wieder Bayerisch sprechen, was mich persönlich sehr freut. Denn der Dialekt ist immer auch ein Stück Heimat und Identität.
Wenn Sie in den Pfingstferien nicht verreisen, genießen Sie doch ein Stück Heimat in unserem Freilichtmuseum hier am Schliersee. Und hören Sie gut hin, auch bei uns im Museum werden viele verschiedenen Sprachen gesprochen, und meist verstehen sich alle ganz gut. Sie sehen, ein bisschen Pfingsten ist mit etwas gutem Willen überall und spätestens wenn Sie vor unserem altbayerischen Wirtshaus im Biergarten sitzen und ein frisches Museumsbier genießen sprechen alle die gleiche Sprache.
Ich freu mich auf Sie!
Ihr Markus Wasmeier
Veranstaltungstipp
Pfingstmontag, 20. Mai 2013
2. Edelweiß Schnitzerwettbewerb
Wer schnitzt das schönste Edelweiß?
14.00 Uhr
Doctor Döblingers geschmackvolles Kasperltheater
»Kasperl und der Räuber oder Polizisten küsst man nicht«
Eintrittspreis Kasperltheater 5,- Euro / Person
Reservierung Wirtshaus und Eintrittskarten
Telefon 0 80 26 / 9 29 22 - 0