Veröffentlicht am 28.11.2013 00:00

München/Dachau · Manuel Böhm ist leidenschaftlicher Groundhopper – im Amateurfußball


Von red
Manuel Böhm ist ein »Regionalhopper«. Er sammelt Fußballplätze in Bayern und bewahrt die Eintrittskarten auf. Böhm hat zwei Bücher (»Fußballplatzschwärmer« und »Fußballplatzschwärmer – Die 2. Halbzeit«) veröffentlicht.  (Foto: SW, pi)
Manuel Böhm ist ein »Regionalhopper«. Er sammelt Fußballplätze in Bayern und bewahrt die Eintrittskarten auf. Böhm hat zwei Bücher (»Fußballplatzschwärmer« und »Fußballplatzschwärmer – Die 2. Halbzeit«) veröffentlicht. (Foto: SW, pi)
Manuel Böhm ist ein »Regionalhopper«. Er sammelt Fußballplätze in Bayern und bewahrt die Eintrittskarten auf. Böhm hat zwei Bücher (»Fußballplatzschwärmer« und »Fußballplatzschwärmer – Die 2. Halbzeit«) veröffentlicht. (Foto: SW, pi)
Manuel Böhm ist ein »Regionalhopper«. Er sammelt Fußballplätze in Bayern und bewahrt die Eintrittskarten auf. Böhm hat zwei Bücher (»Fußballplatzschwärmer« und »Fußballplatzschwärmer – Die 2. Halbzeit«) veröffentlicht. (Foto: SW, pi)
Manuel Böhm ist ein »Regionalhopper«. Er sammelt Fußballplätze in Bayern und bewahrt die Eintrittskarten auf. Böhm hat zwei Bücher (»Fußballplatzschwärmer« und »Fußballplatzschwärmer – Die 2. Halbzeit«) veröffentlicht. (Foto: SW, pi)

Sammelticks gibt es viele. Manche Menschen häufen im Laufe ihres Lebens gezielt bestimmte Dinge an: Bücher, Briefmarken, Münzen, Puppen, Postkarten – die Liste ist beliebig erweiterbar.

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Vergleicht man diese Faibles jedoch mit Manuel Böhms Leidenschaft, wirken sie fast schon alltäglich. Denn der 41-jährige Dachauer ist Groundhopper und sieht sich Fußballspiele vor Ort an. Was genau er beim Groundhopping sammelt, und welche Vor- und Nachteile seine ungewöhnliche Passion mit sich bringt, erklärte Manuel Böhm dem Münchner SamstagsBlatt in einem Gespräch.

Der Begriff Groundhopping kommt aus dem Englischen und setzt sich aus dem Substantiv »ground« (Spielfeld, Stadion) und dem Verb »to hop« (hüpfen, springen) zusammen. Groundhopping bezeichnet also das Hüpfen von Stadion zu Stadion und ist eine Sammelleidenschaft von Fußballfans. Ziel der »Groundhopper« ist es, Spiele in möglichst vielen Stadien in verschiedenen Ländern zu besuchen. Die Stadien im eigenen Land werden einfach abgehakt, für Spiele im Ausland erhält man sogenannte Länderpunkte – allerdings nur einen Punkt pro Land.

Die Idee, organisiertes Groundhopping zu betreiben, stammt vom Briten Geoff Rose. Dieser schlug im Jahr 1974 vor, für Fans, die alle 92 Stadien der vier englischen Profiligen besucht hatten, eine spezielle Krawatte anzufertigen. Kurz darauf wurde der »92 Club« gegründet.

Seit den 90er Jahren hat sich die Bewegung auch in Deutschland entwickelt. Die Szene ist weitgehend unorganisiert und weist keine einheitlichen Regeln auf – was auch daran liegt, dass viele Hopper auf eigene Faust tätig sind. Grundvoraussetzung ist, dass ein Spiel stattfindet und es sich nicht um eine reine Stadionbesichtigung handelt.

Manuel Böhm gehört zu den Groundhoppern, die auf eigene Faust agieren. Regeln und Ziele steckt er sich zum Teil selbst: »Ich bezeichne mich als Regionalhopper. Ich schaue Fußball in der Region, unabhängig von der Liga und von der Ausstattung des Platzes«, erklärt der Dachauer. Dabei widmet er sich in erster Linie dem bayerischen Amateurfußball. Dahinter stecke auch eine Art Heimatverbundenheit, im Profi- und Weltfußball gehe es zu sehr ums Geld, was den Spaß am Sport verderbe: »Zu Zeiten der Bayernliga bin ich viel mit dem TSV 1860 München durch Bayern gefahren. Nach dem Durchmarsch in die Bundesliga und dem Umzug ins Olympiastadion hatte ich keine Lust mehr auf Sechzig.« Doch bald schon ereilte Böhm der »Löwen-Entzug«, so dass er sich als regelmäßiger Zuschauer den Amateuren im Sechzgerstadion anschloss. Nach dem Aufstieg der »kleinen« Löwen in die Regionalliga gründete er zusammen mit zwei Freunden das Stadionmagazin »Ama-Lion«. »Wir waren einige Jahre nur mit den Amateuren unterwegs, haben den Ama-Lion geschrieben, selbst gestaltet, zum Druck gebracht, abgeholt und auch noch verkauft«, erinnert sich Böhm.

Den anfänglichen Spaß empfand Böhm bald als »erdrückende Pflicht«, weshalb er begann, sich an freien Wochenendtagen andere Fußballspiele anzusehen. Zeitgleich entstand im Internetforum der Löwen eine Rubrik, in der sich die Mitglieder darüber unterhielten, wie viele Spiele sie schon gesehen hatten. Dies brachte den Fußballfan zum Nachdenken: »Das wusste ich selbst bei Sechzig nicht mehr. Da dachte ich mir, dass ich zu den Spielen kurze Berichte schreibe, um mich auch Jahre später daran erinnern zu können. Diese Berichte haben wir im Stadionmagazin gebracht und sie wurden gerne gelesen.« Böhm vermutet, dass dies an seiner aufrichtigen Art lag über die Spiele zu schreiben – denn in einer offiziellen Publikation hatte er »seine« Amateur-Löwen selbst bei einem Grottenkick nicht schlecht machen wollen.

Erst nachdem die drei Freunde den Ama-Lion an Rainer Kmeth abgegeben hatten, konnte sich Manuel Böhm in vollem Umfang dem Groundhopping widmen. »Mein Plan war, auf allen Anlagen in München ein Spiel gesehen zu haben. Das habe ich geschafft«, meint er stolz und schmunzelt: »Inzwischen sind mein Landkreis, die Bayernliga Süd, die Landesliga Südwest sowie die Bezirksligen Oberbayern Nord und Süd komplett.« Als nächstes möchte er sich Augsburg und die Bezirksligen Schwaben vornehmen.

»Gewisse Portion Irrsinn«

Es ist ein zeitintensives Hobby, das Manuel Böhm neben seiner Arbeit als Technischer Angestellter ausübt. Er weiß: »Zum Hoppen gehört schon eine gewisse Portion Irrsinn. Zudem kostet es einiges, Suchtpotenzial steckt auch drinnen. Wenn man in einer Beziehung ist, braucht man einen Partner, der das mitmacht.« Da mag es kaum verwundern, dass es nicht allzu viele Groundhopper gibt: »Ich kenne vielleicht zehn Hopper aus München und einige aus dem Ruhrpott und Berlin«, sagt Böhm. »Davon abraten muss man allen, die Fußball nur des Erfolgs wegen sehen, das wird man unterklassig nicht finden. Dafür bekommt man Fußball mit Herzblut und riecht die Leidenschaft, den Schweiß und den Rasen. Das ist was ganz Besonderes.« E.S.

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