Veröffentlicht am 14.03.2014 00:00

München · »Ich habe eine Vision für unsere Heimatstadt«


Von red

Im Münchner Rathaus werden die Karten neu gemischt. Dieter Reiter möchte die Nachfolge von Christian Ude antreten und Münchens neuer Oberbürgermeister werden. Wir haben vor der Wahl mit ihm gesprochen.

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München · Die Qual der Wahl Artikel vom 15.03.2014: Wer wird Münchens neuer Oberbürgermeister?

Samstagblatt: Herr Reiter, warum glauben Sie, dass Sie ein guter OB für München wären?

Dieter Reiter: Weil ich eine Vision für unsere Heimatstadt habe und weil ich stolz bin auf München. Wir sind mit den Oberbürgermeistern Thomas Wimmer, Hans-Jochen Vogel, Georg Kronawitter und Christian Ude immer gut gefahren. Ich möchte diese Tradition gerne fortsetzen. Ich will erreichen, dass München eine Stadt für alle Münchner bleibt: für die Jugendlichen, für die Familien und für die Senioren.

Für die Reicheren und für die Menschen mit den schmälerem Geldbeutel. München soll weltoffen, tolerant und wirtschaftlich stark bleiben. Dazu brauchen wir mehr bezahlbare Wohnungen, günstige MVV-Preise, eine gute und unbürokratische Kinderbetreuung und Angebote für die ältere Generation, mitten unter uns. München muss bezahlbar und lebenswert für alle bleiben.

Rechnen Sie mit einer Stichwahl?

Dieter Reiter: Ich kann das nicht ausschließen. Besser wäre es aber, gleich am 16. März für klare Verhältnisse zu sorgen. Eine Stichwahl bedeutet ja auch immer einen weiteren Wahltermin, Zeit und Geld. Das können die Münchner vermeiden. Dafür werbe ich.

Welchen Mitbewerber schätzen Sie am meisten und warum?

Dieter Reiter: Ich schätze alle demokratischen Mitbewerber. Wir kämpfen ja nicht gegeneinander, sondern versuchen die Menschen zu überzeugen. Das ist Demokratie und das ist auch gut so.

Sie gelten als Mann der Zahlen und Fakten. Glauben Sie, es ist Ihnen im Wahlkampf gelungen, die Herzen der Münchner zu erobern?

Dieter Reiter: Ja, das glaube ich schon. Ich kenne mich mit Zahlen und Fakten gut aus, das stimmt schon, ist aber nichts Besonderes. Ich will kein technokratischer OB sein, sondern ein Oberbürgermeister für alle Münchnerinnen und Münchner.

Falls Sie gewinnen sollten: Was ist Ihre erste Amtshandlung?

Dieter Reiter: Eine Bürgersprechstunde für die Münchnerinnen und Münchner einrichten. Ich lade heute schon alle ein, mir ihre Sorgen und Nöte anzuvertrauen. Die vielen Gespräche auf der Straße will ich unbedingt weiterführen, nicht nur Politik vom Schreibtisch machen.

Was wären Ihre Ziele für die ersten 100 Tage im Amt?

Dieter Reiter: Das habe ich bereits im Dezember genau aufgelistet, meinen Vertrag mit den Münchnerinnen und Münchnern sozusagen. Darin geht es um eine bessere Bezahlung von Erzieherinnen und Erziehern, von Pflegerinnen und Pflegern, damit wir qualifizierte Fachkräfte nach München holen können. Kinderbetreuungsplätze schaffen, das steht ganz oben auf meiner Liste.

In den ersten 100 Tagen will ich aber auch ein Ausbildungsticket nach Muster des Semestertickets umsetzen, die Restrukturierung der Verwaltung angehen, eine Bürgersprechstunde ins Leben rufen, konkrete Schritte einleiten, um den Leerstand von Wohnungen zu vermeiden. Und: Die Münchner sollen sich jederzeit per Mausklick davon überzeugen können, wie dieses Programm umgesetzt wird. Transparenz ist mir bei allem was ich tue wichtig.

Sie haben drei Kinder, inwiefern beeinflusst das Ihre politische Prioritätenliste?

Dieter Reiter: Das beeinflusst meine politische Arbeit schon. Die Kinder sind ja mittlerweile erwachsen, aber ich weiß noch gut, dass die eine oder andere kritische Frage zu so manchen politischen Entscheidungen gestellt wurde. Da kommt man schon ins Grübeln. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass die politische Unterstützung für Familien ganz oben auf der Prioritätenliste stehen muss.

Sie sind in München aufgewachsen, haben dann lange Zeit in Straßlach gewohnt und sind vor zwei Jahren zurück nach München gezogen, um Oberbürgermeister zu werden. Was verbinden Sie mit München? Wo liegen Ihre Wurzeln?

Was verbinden Sie mit München?

Dieter Reiter: Meine Wurzeln liegen in München im schönen Sendling. Da bin ich groß geworden. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie wir als Kinder auf der Theresienwiese gespielt haben. Die meiste Zeit meines Lebens habe ich in München verbracht. Ich mag das typisch Münchnerische, die Biergärten im Sommer und natürlich das Oktoberfest. Ich finde es bewundernswert, wie es gelungen ist, das traditionelle München zu bewahren und trotzdem modern und weltoffen zu sein. Das hat viel mit einer soliden und sozialen Politik zu tun. So soll es auch bleiben.

Was mögen Sie privat?

Dieter Reiter: Privat bin ich gerne mit meiner Familie zusammen. Ich bin ein Familienmensch. Einen spannenden Krimi lesen oder auch im englichen Garten spazieren gehen find ich sehr erholsam. Und ich spiele Gitarre, zum Leidwesen meiner Nachbarn.

Was an Ihnen ist typisch münchnerisch?

Dieter Reiter: Ich bin manchmal ein bisschen grantig, weil mir das eine oder andere nicht schnell genug geht. Manchmal treibt es mich mittags in ein Wirtshaus, um Weißwürste zu essen.

Wo sehen Sie München in zehn Jahren?

Dieter Reiter: An der Spitze der europäischen Metropolen. Aber nicht im Ranking der Banken, sondern als Stadt des sozialen Ausgleichs, in der Menschen sich das Leben leisten können und die Mieten bezahlbar sind. Mit einem weiter ausgebauten ÖPNV und weniger Individualverkehr. Ich sehe München als Stadt die das Wachstum so gestaltet hat, dass die unverwechselbare Identität erhalten geblieben ist. Ich sehe München auch als Stadt der urbanen Stadtviertel. Ich sehe München als moderne Stadt mit vielen sozialen Angeboten für Jung und Alt. Und ich sehe München als Bildungsmetropole Europas mit individueller Förderung und weniger Leistungsdruck in den Schulen.

Von Stefanie Halbinger

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