Bis 2020 kommt der bauliche Zusammenschluss von Trudering und Neuperlach.
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Die kleinteilige Wohnbebauung der Truderinger Niederalmstraße wird mit den bis zu 13-geschossigen Hochhäusern des Marieluise-Fleißer-Bogens verbunden. Wo bisher die wieder aufgefüllten Reste der ehemaligen Piederstorfer Kiesgrube schlummerten, entsteht auf 13 Hektar ein Neubaugebiet für rund 3.000 neue Mitbürger. Die größte Herausforderung ist die städtebauliche Gestaltung.
Es ist ein Karree östlich der Häuser am Karl-Marx-Ring, südlich der Niederalmstraße und westlich von Friedrich-Creuzer-Straße und Alexisweg, für das nun mit einem Eckdatenbeschluss die Bauplanungen beginnen sollen. Der Flächennutzungsplan sieht hier Wohnraum vor. Das Privatgelände wird von der Demos Wohnbau GmbH gekauft, die gemeinsam mit Partnern hier eine neue Siedlung realisiert. Im Bezirksausschuss (BA) 16 stellten Architektur- und Stadtplaner, ein Verkehrsplaner und das zuständige Referat für Stadtplanung und Bauordnung das Projekt vor. Zuerst soll der Stadtrat dem Eckdatenbeschluss zustimmen.
Die unverwechselbare Gestaltung als bauliche Einheit und der optische Spagat zwischen Trudering und Neuperlach werden das Bauprojekt bestimmen. Einige Parameter wie das Heizkraftwerk und ein Hotel, die Abstand zum Wohngebiet bedingen, sind fest. Größere Altlasten durch Kiesabbau und Zementwerk sind nicht vorhanden, hier wird sicherheitshalber weiter das Grundwasser überprüft. Als Biotop hat das Gelände im Gegensatz zu anderen alten Kiesgruben keine Funktion, es ist aber ein wichtiger Trittstein und verbindet Naturflächen. Durch eine kompakte Bebauungsform sollen möglichst viele Grünzüge mit Magerrasen und schützenswerten Baumbeständen erhalten bleiben. Dietmar Sandler vom Münchner Stadtplanungs- und Architekturbüro Böhm, Glaab, Sandler und Mittertrainer, erklärte die Rahmendaten: Großformatige Bebauung mit bis zu 1.300 Wohnungen nach Westen und Süden, eine paritätisch-soziale Wohnmischung mit 30-prozentigem gefördertem Wohnungsbau, prägnante Grün- und Freiflächen, vielleicht ein Nord-Süd-Grünzug und eine größere zusammenhängende Grünfläche im Süden. Mit in die Siedlung kommen soziale Einrichtungen wie eine Beratungsstelle, acht Kinderkrippengruppen, neun Kindergartengruppen und sechs Hortgruppen. Die zwei bis zweieinhalb Züge an Grundschülern könnten in vorhandenen, benachbarten Schulen Platz finden.
Eine
Ladenfläche für einen oder mehrere Einzelhändler von 1.600 Quadratmeter ist geplant. Eine Versorgung kann auch über den ehemaligen Handwerkerhof am Stemplingeranger gut möglich sein. Es gab bereits Planungsentwürfe. Daher geht man von vier Höhenstufen von 33 bis 60 Metern aus. Damit werden bestimmte Häuser gut von der Messestadt und auch vom Alten Peter aus sichtbar sein.
Verkehrsanbindung übers jetzige Netz
Der Verkehr wird hier kein Hauptthema sein, so die Einschätzungen. Besonders mit Blick von Neuperlach aus gilt das. Ständlerstraße und Karl-Marx-Ring bestehen als Erschließungsstraßen, von Nordost nach Südwest soll eine Straße durch das Wohngebiet gezogen werden. Die Truderinger Niederalm- und Zehntfeldstraße könnte das entlasten. »Niemand kommt auf die Idee, die Ständlerstraße zu verlängern«, erklärt Dipl-Ing. Hans-Peter Faas, der Verkehrsberater vom TÜV Rheinland. Wichtig seien die Ost-West Frischluftschneisen vom Truderinger Wald. Der Anschluss an öffentliche Verkehrsmittel wäre mit dem Bus 195 machbar, der dann einen kürzen Fahrweg mit neuer Haltestelle nehmen könnte. Auch am Heizkraftwerk solle er halten. Die Grenzkolonie wäre dann besser an Neuperlach angebunden. 3.000 Menschen machen täglich je 3,5 Wege, kalkuliert Faas, davon viele Autofahrten für Hin- und Rückwege. Durch attraktive Rad- und Fußwege müsse es gelingen, möglichst viele Strecken, wie die Schulwege, auch ohne Auto gut zu gestalten. Im Gegensatz zum 16. Stadtbezirk befürchtet der Truderinger BA 15 erhebliche Verkehrsauswirkungen bis hin zur Wasserburger Landstraße.
Fertigstellung bis 2020 geplant
Den gewünschten Planungsablauf stellte Ute Michel-Grömling vom Referat für Stadtplanung und Bauordnung vor: »Der Stadtrat stimmt dem Eckdatenbeschluss zu, das ist für uns der Startschuss. Wir möchten zwei Bearbeitungsphasen, damit sehr viel Bürgerbeteiligung möglich ist.« Gleich zu Beginn am 26. Mai soll es eine Podiumsdiskussion mit Workshop geben. Dann folgt die erste Wettbewerbsphase für Architekturbüros. Nach dem Sommer 2014 gibt es dann eine erneute Bürgerbeteiligung. Es folgt dann eine zweite Ausschreibung mit Wettbewerb und einer Entscheidung im Dezember 2014. Dann braucht es zwei Jahre für den endgültigen Bebauungsplan und schließlich vier Jahre Bauzeit. Dem BA 16 geht das alles sehr schnell.
Ängste aus anderen Neubauprojekten
»Die Bürger sollten schon jetzt, vor dem Eckdatenbeschluss eingebunden werden«, fordert Kress-del-Bondio und beschreibt die Widerstände rund um die Haldenseesiedlung. Dort gibt es jedoch durch die abgeschlossenen Bauabschnitte in der Maikäfersiedlung bereits einen Fixpunkt. Bürger und BA-Politiker hätten jedoch eine andere Sichtweise auf die Planungsprozesse, weil sie die Details nicht kennen. Die aktuellen Informationen hätte man besser gleich in einer Bürgerversammlung vorgestellt. »Das trifft den Nagel auf den Kopf!«, bestätigt Thomas Kauer (CSU). Er sieht auch Handlungsbedarf bei Grundschulen. »Alle unsere Bauprojekte im BA 16 brauchen sieben bis acht weitere Grundschulenzüge. Stattdessen gibt es im Augenblick Schulcontainer und Erweiterungsbauten.« Weiterführende Schulen, die laut Stadt nicht so drängend seien, hätten schon heute, wie auch Grundschulen, einen Sanierungsbedarf. Gudio Bucholtz nennt in diesem Zusammenhang das Heinrich-Heine-Gymnasium. Ute Michael-Grömling kann die Bedenken nicht ausräumen, betont aber, dass die Stadt hier vorausschauend alle Zahlen kalkuliere und gut plane.
Schuhschachteln
unerwünscht
Thomas Kauer (CSU), bringt das Schlagwort Schuhschachtelarchitektur und sagt deutlich, dass Bauformen wie in der Messestadt unerwünscht sind. Sandler, der das Wettbewerbsverfahren begleiten soll, verspricht eine verträglichere Gestaltung. Abschließend fasst Markus Blume, CSU, die BA-Diskussion zusammen: »Ich kann mit den ersten Eckdaten sehr gut leben. Für die Bürger ist es nachteilig, wenn so vieles schon fest steht, bevor sie informiert werden. Es entsteht das schlechte Gefühl, das Bauvorhaben sei schon am Gleis. Ein Bürgerdialog schon vor dem Stadtratsbeschluss wäre viel besser.« bus
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