Ist das ein Spektakel. Ich habe Ihnen ja von unserer Wander- Vollgattersäge erzählt, die momentan bei uns auf dem Museumsgelände steht und womit Josef Lindner den Baumschnitt demonstriert.
Hoamat Bayern Die Kolumne von Markus Wasmeier
Markus Wasmeier-Kolumne Themenseite: Markus Wasmeier, ehemals Skirennläufer, ausgezeichnet als Sportler des Jahres, stellt das Bauernhof- und Wintersportmuseum am Schliersee vor
Ein unglaubliches Ungetüm von Maschine setzt sich in Bewegung und sägt sich durch die Baumstämme. Da schlagen die Herzen der Hobbymaschinisten höher. Noch bis 17. August wird bei uns im Museum täglich gesägt, was das Zeug hält. Aber auch danach dreht es sich um das Holz. Denn es gibt so viele Berufe, die mit Holz zu tun haben. Die meisten bauen etwas aus Holz, egal ob Zimmerer, Schreiner, Wagner, Schäffler oder Schindelmacher. Der letzte Beruf ist praktisch ausgestorben, aber gerade jetzt, bei den ergiebigen Sommerregen, bewundere ich diese Arbeit am meisten.
Das Wort Schindel stammt übrigens aus der Römerzeit und leitet sich von »scindere«, zu deutsch »spalten« ab, denn die Schindeln werden von einem Holzblock abgespalten und dann nachbearbeitet. Das Holz muss gerade gewachsen und astfrei sein. Durch das Abspalten wird der Faserverlauf des Holzes nicht zerstört und die Schindel haltbarer, denn das Wasser kann so parallel zur Faser ablaufen. Richtig behandelte Schindeldächer muss man immer wieder umdecken, damit sie über 100 Jahre lang ihren Dienst tun können.
Doch neben den aufgezählten Berufen, die Holz in etwas Bleibendes oder in Gebrauchsgegenstände verarbeiten, möchte ich Sie heute auf den ebenso wichtigen Beruf des Köhlers aufmerksam machen.
Seitdem die Menschen Metall und später auch Glas verarbeiten, ist es nötig, Feuer mit hoher Temperatur erzeugen zu können. Dies gelingt mit Holzkohle. Bereits seit dem Altertum wurden Holzscheite als Meiler aufgeschlichtet und mit einer luftdichten Schicht Erde und Moos bedeckt. In der Mitte in einem Feuerschacht wird Reisig entzündet und ab etwa 350° C beginnt der Verkohlungsprozess. Je nach Größe des Meilers, dauert dies einige Tage oder auch mehrere Wochen.
Schwierig für den Köhler ist es, dafür zu sorgen, dass der Meiler nicht erlischt, jedoch auch nicht abbrennt. An der Farbe des Rauches erkennt der Köhler, ob das Holz noch roh ist oder die Kohle fertig. Das erinnert ein bisschen an die Papstwahl in Rom, allerdings wartet der Köhler auf blauen Rauch, nicht auf weißen.
Köhler führten früher ein einsames abgeschiedenes Leben, denn sie mussten Tag und Nacht auf die Meiler achten und die standen meist tief im Wald. Bei uns soll der Köhler allerdings nicht alleine bleiben, denn er wird Ihnen bei uns im Freilichtmuseum in Schliersee dieses Handwerk zeigen. In unseren Köhlerwochen vom 29. August bis 7. September bauen wir mit den Köhlerfreunden aus Bad Kohlgrub einen Meiler auf unserem Gelände auf. Alle Arbeitsschritte können verfolgt werden. Am 31. August wird dann der Meiler beim Köhlerfest entzündet. Ab jetzt muss der Köhler gut aufpassen, muss mit Stangen Luftlöcher in die Ummantelung stechen und auch wieder verschließen, damit der Verkohlungsprozess gleichmäßig abläuft. Für unsere kleinen Besucher bauen wir einen eigenen Kindermeiler und wenn am Ende der Köhlerwochen der Meiler aufgebrochen wird, können Sie die Kohle natürlich im Museum erwerben. Wenn Sie dann später einmal damit grillen, werden Sie daran denken, wie viel Arbeit nötig war und ich verspreche Ihnen, das Grillfleisch schmeckt mit diesem Bewusstsein gleich noch besser.
Mit dem Essen brauchen Sie allerdings nicht warten bis Sie daheim sind. In unserem altbayerischen Wirtshaus »Zum Wofen« verwöhnen wir Sie auch während der Köhlerwochen mit bayerischen Schmankerln. Beim Kohlemeiler kann es auch etwas staubig werden und falls Sie daraufhin Durst bekommen, empfehle ich Ihnen unser selbstgebrautes Museumsbier. Ich freue mich auf Sie!