Gestern, an Mariä Himmelfahrt waren zahlreiche Besucher bei uns im Freilichtmuseum und haben dort den ältesten Marienfeiertag inmitten der Schlierseer Berge verbracht.
Hoamat Bayern Die Kolumne von Markus Wasmeier
Markus Wasmeier-Kolumne Themenseite: Markus Wasmeier, ehemals Skirennläufer, ausgezeichnet als Sportler des Jahres, stellt das Bauernhof- und Wintersportmuseum am Schliersee vor
Als ein Gast in unser altbayerisches Wirtshaus »Beim Wofen« ging, habe ich zufällig ein paar Gesprächsfetzen aufgeschnappt. Er sagte zum andern: »Hinein in die gute Stube«. Der wiederum entgegnete, dass es sich um das Gastzimmer handle und die Stube ja schließlich weiter drüben sei.
Sprache ist lebendig und ständig
Einflüssen ausgeliefert
Wer hat nun recht? In Bayern sprechen wir eigentlich immer von einer Gaststube und generell eher nicht von Zimmern. Aber warum ist das so? Das Wort Zimmer kommt aus dem Germanischen und leitet sich vom Wort »timbra« für Bauholz ab. Das heißt bei einem Zimmer handelt es sich eigentlich um einen grob gezimmerten Raum, wie ihn die Germanen in ihren Hütten vorgefunden haben.
Die Stube hingegen ist eines der vielen Überbleibsel aus der Römerzeit, denn mit dem lateinischen Wort »stuba« wird der Ofen bezeichnet. Die Stube ist also demnach ein beheizbarer Raum. Früher wurde im Haus meistens nur ein Raum beheizt und in den anderen Zimmern oder wie wir sagen Kammern blieb es kalt.
Kalt ist es im Moment noch nicht, aber im Übrigen ist genau jetzt die richtige Zeit für die Wetterprognose für den Winter mit der Königs- oder Wetterkerze. Denn an ihrem Blütenstand kann man um Mariä Himmelfahrt herum angeblich vorhersagen, wann es bei uns schneit oder nicht. Der Kolben der Pflanze ist der Zeitraum des Winters von November bis März. Wo am Kolben Blüten stehen, dürfen Sie im Winter mit Schnee rechnen. Also schauen Sie doch, wo bei Ihnen in der Nähe eine Königskerze steht und versuchen Sie Ihr Glück. Dann können Sie auch entscheiden, ob Sie lieber in einer Kammer oder einer Stube sitzen wollen.
Aktuell ist es aber kein Wetter für Stubenhocker und ich kann Sie nur einladen, unser Freilichtmuseum in Schliersee zu besuchen. Dort zeigen wir Ihnen Landleben, wie es einst war, altes Handwerk vom Bierbrauen oder Schnapsbrennen über das Uhrmacherhandwerk, Sattler, Korbflechter und viele andere mehr. Mit unseren Handwerkern können Sie gerne auch über sprachliche Spitzfindigkeiten diskutieren, zum Beispiel mit unserem Bäcker ob es Semmeln, Brötchen oder Wecken sind, die er zubereitet. Aber Vorsicht, fragen Sie das nicht, wenn er gerade Vinschgerl bäckt, sonst fühlt er sich vielleicht noch angegriffen! So hat einmal ein Besucher unseren Schmied, als der gerade für jeden erkennbar ein Messer schmiedete, danach gefragt was das denn Schönes werde. »Wenn es das nicht wird was es werden soll, dann mach ich eine Schaufel daraus!« frotzelte daraufhin der Schmied zur Freude der Umstehenden.
Nehmen Sie das Thema auch nicht zu ernst. Sprache ist lebendig und ständig Einflüssen von außen ausgeliefert, des Weiteren regional sehr unterschiedlich. Allein durch die hohe Mobilität, die wir heute haben, ändern sich die Sprachgewohnheiten laufend und es gibt selten nur eine Wahrheit.
Ganz sicher kann ich aber sagen, dass Sie zu unserem Schweinebraten einen Knödel serviert bekommen, gerne auch zwei, allerdings keinen Kloß. Dazu empfehle ich Ihnen das selbst gebraute Museumsbier, dass in unserer historischen Schöpfbrauerei wie vor 300 Jahren zubereitet wird und ich verspreche Ihnen, dann wird erst einmal gar nicht mehr gesprochen sondern still genossen.
In diesem Sinne, ich freue mich auf Ihren Besuch!