Veröffentlicht am 06.06.2015 00:00

Schliersee · Eine kleine Geschichte der althergebrachten Kräutergärten


Von red
12. bis 14. Juni: Bauerngartentage im Markus Wasmeier Freilichtmuseum Schliersee mit Kräuterführung, Kräuterküche und Kinderprogramm. 	 (Foto: Dieter Schnöpf)
12. bis 14. Juni: Bauerngartentage im Markus Wasmeier Freilichtmuseum Schliersee mit Kräuterführung, Kräuterküche und Kinderprogramm. (Foto: Dieter Schnöpf)
12. bis 14. Juni: Bauerngartentage im Markus Wasmeier Freilichtmuseum Schliersee mit Kräuterführung, Kräuterküche und Kinderprogramm. (Foto: Dieter Schnöpf)
12. bis 14. Juni: Bauerngartentage im Markus Wasmeier Freilichtmuseum Schliersee mit Kräuterführung, Kräuterküche und Kinderprogramm. (Foto: Dieter Schnöpf)
12. bis 14. Juni: Bauerngartentage im Markus Wasmeier Freilichtmuseum Schliersee mit Kräuterführung, Kräuterküche und Kinderprogramm. (Foto: Dieter Schnöpf)

Der erste Garten der Menschheitsgeschichte war wohl das Paradies. Nun kommt es ein bisschen darauf an, was man unter Paradies versteht. Für mich sind beispielsweise seit jeher die Bauerngärten in unserer Umgebung ein kleines und wildes Paradies.

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Deshalb warte ich schon gespannt auf unsere diesjährigen Bauerngartentage im Freilichtmuseum. Unsere »Kräuterfrauen« werden Ihnen in ausgedehnten Führungen erklären, nach welchem System die Gärten angelegt sind und wie die verschiedenen Kräuter wirken. Dieses Wissen erfreut sich in den letzten Jahren zunehmender Beliebtheit. Nicht alles in der Medizin muss von Pharmaunternehmen hergestellt werden, denn die Natur hat einen gut bestückten Medizinschrank. Zuerst kamen die Mönche in den Klostern hinter die Geheimnisse der Pflanzen. Sicherlich, auch in der übrigen Bevölkerung waren bestimmte Hausrezepte bekannt, doch die Mönche beherrschten die Schrift und waren daher einen Schritt voraus. Die Klöster sammelten zudem auch Werke antiker Autoren und vervielfältigten sie, womit sie auch über die frühesten naturheilkundlichen Verfahren Bescheid wussten.

Seinen »wilden« Ruf hat der Kräutergarten längst abgelegt

Der Bauerngarten fristete bis vor wenigen Jahren ein Dasein im kulturellen Schatten. In der darstellenden Kunst wurde der Bauerngarten gern als ungepflegt beschrieben, zum Teil aber auch zur Wildnis verklärt. Beides stimmt nicht. Wild war er nicht, sondern bewusst angelegt. Dass Nutzpflanzen mehr Berücksichtigung fanden als Zierpflanzen, lag in der Natur der Sache, denn der Garten musste immer zur Ergänzung des Speiseplans herhalten. Ungepflegt war er auch nicht, doch hatten die Bauern neben ihrer alltäglichen Arbeit nicht die Zeit und auch nicht die Muße, den Garten so zu gestalten, wie es seit der Renaissance in den Städten Mode war. Denn damals begann die Zeit der ausladenden und repräsentativen Gärten in der höfischen und bürgerlichen Welt. Die Mauern und Festungsanlagen der Burgen wurden nicht mehr gebraucht und die Städte öffneten sich. Es war Raum für durchkomponierte Gärten mit vielen Farben und geometrischen Formen. Im Barock erreichte die Gartenkunst den Höhepunkt der Geometrie. Ein schönes Beispiel hierfür ist die Gartenanlage von Schloss Nymphenburg. Im 18. Jahrhundert entstanden die englischen Gärten, bei denen wieder mehr die Natur im Mittelpunkt steht. Angeblich ist diese Art der Parklandschaft ursprünglich durch übermäßige Beweidung im Umfeld der Industriestädte entstanden, was mich wieder zum Bauerngarten führt. Denn sollte sich in diesem einmal ein Schaf zur »Beweidung« eingefunden haben, wurde es von der Bäuerin auf schnellstem Wege wieder hinauskomplimentiert. Der Bauerngarten war und ist eben ein Nutzgarten.

Jetzt habe ich Ihnen viel von den verschiedensten Gärten erzählt, doch einen typisch bayerischen Garten hätte ich fast vergessen – den Biergarten. Natürlich haben wir im altbayerischen Dorf zwischen den Bauerngärten auch diesen. Heute ein Erholungsort war der Biergarten früher ebenfalls einem Nutzen geschuldet. Über die Gewölbe der Bierkeller wurden meist Kastanien gepflanzt. Sie sind Flachwurzler und durch ihr dichtes Blätterdach schatteten sie die Keller gut ab. Schnell stellte man fest, dass es sich unter den Bäumen gut aushalten ließ und die Brauer stellten Tische und Bänke auf und schenkten Bier aus. Die zunehmende Konkurrenz zu den Wirtshäusern führte dazu, dass König Maximilian 1812 festlegte, dass in Biergärten keine Speisen mehr angeboten werden dürfen. Daher kommt es auch, dass in vielen Biergärten die Brotzeit noch heute selbst mitgebracht werden darf.

Bei uns im altbayrischen Dorf am Schliersee ist das nicht nötig, denn in unserem Wirtshaus »Beim Wofen« ist für jeden etwas dabei, egal ob Brotzeit oder warme Speisen, Kaffee oder Kuchen. Obwohl unter unserem Biergarten kein Keller ist, stellen wir unser eigenes Museumsbier her, das ich Ihnen nur empfehlen kann. Wer allerdings noch unter dem Eindruck der Bauerngartentage steht, unsere Kräuterlimonade ist ebenfalls ein Erlebnis!

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