Bayerisches Brauchtum und Tanz sind untrennbar miteinander verbunden. Bayern und Tanz, da denkt man sofort ans Schuhplattln.
Markus Wasmeier-Kolumne Themenseite: Markus Wasmeier, Sportler des Jahres und Goldmedaillengewinner im Skirennlauf ruft erfolgreich ein »altbayerischen Dorf« ins Leben
Der Schuhplattler ist quasi schon eine Exportmarke, aber doch nur ein kleiner Ausschnitt aus dem großen Repertoire des bayerischen Volkstanzes. Generell entstanden Tänze schon früh in der Menschheitsgeschichte und man weiß, dass bereits im antiken Ägypten rituelle Tänze von professionellen Tänzern aufgeführt wurden. Neben den rituellen Tänzen gibt es aber auch viele weitere, die Geschichten des alltäglichen Lebens darstellen oder erzählen. Dazu gehören Tänze zur Brautwerbung genauso, wie Tänze über die Arbeit verschiedener Handwerksberufe.
An den Namen der Tänze kann man das oft noch erkennen, wie etwa beim Töpfertanz oder dem Tanz der Kesselflicker. Die Tänze veränderten sich aber auch. Der Schwerttanz aus dem 15. Jahrhundert beispielsweise, entwickelte sich weiter zum Messertanz der Nürnberger Messerschmiede, die mit dem Tanz ihre Zunft repräsentierten.
Es gibt zahlreiche solcher Tänze, am bekanntesten ist bei uns wahrscheinlich der Schäfflertanz, der Zunfttanz der Schäffler, also der Fasshersteller. Er soll der Legende nach im 16. Jahrhundert am Ende einer Pestepedemie entstanden sein, um das gesellschaftliche Leben der verängstigten Stadtbevölkerung wieder in Gang zu bringen . Ursprünglich gab es diesen Tanz nur in München, durch die Wanderschaft der Schäfflergesellen verbreitete er sich aber schnell in ganz Bayern.
In die Tanzfiguren dieser Zunfttänze flossen berufstypische Werkzeuge, Gewänder oder Gegenstände ein, bei den Schäfflern zum Beispiel Hammer und Fass in Form des Fasstrommlers oder auch mit den Reifenschwingern, die Weingläser in kreisenden Holzreifen balancieren. Die Reifen symbolisieren die Metallringe, die bei den Fässern die einzelnen Dauben zusammenhalten. Wie man gerade darauf kam, ein Weinglas darin kreisen zu lassen, weiß ich nicht. Aber ich kann mir gut vorstellen, dass dies in den Werkstätten durch eine Gaudi mit den Metallreifen der Fässer aufgekommen ist. Vielleicht nach Feierabend in lustiger Runde als Wette?
Daneben gibt es die klassischen Volkstänze, bei denen verschiedene Formen von Landler, Polka, Schottisch bis hin zum Zwiefachen getanzt wurden. Oft an bestimmten Anlässen, wie etwa beim Mai- oder Erntetanz, Kirchweih- oder Kathreintanz.
Als lebendiges Freilichtmuseum wollen auch wir den Volkstanz in unsere Mitte holen und veranstalten am Sonntag, den 28. Juni, den ersten Volkstanztag bei uns im altbayerischen Museumsdorf am Schliersee. Besuchen Sie das Freilichtmuseum und erleben Sie den Volkstanz wie er früher getanzt wurde. Unter der begeisternden Anleitung von Katharina Mayer, ihres Zeichens Tanzmeisterin des Münchner Kocherlballs, bleibt auch am Schliersee garantiert kein Tanzbein ungeschwungen. Getanzt werden Rundtänze, Figurentänze und Zwiefache. Viele Tänze werden Ihnen bekannt vorkommen, andere sind eher selten.
Kommen kann wer mag und wie er mag. Egal, ob in Tracht mit Dirndl und Lederhosen, oder nicht. Ob mit oder ohne Tanzerfahrung.
In unserem altbayerischen Wirtshaus »Zum Wofen« können Sie sich mit bayerischen Schmankerln und frisch gebrautem Museumsbier für den Tanz stärken. Musikalisch werden Sie von den Dellnhauser Musikanten aus der Hallertau begeistert. Sie sind bekannt für ihre schmissigen Zwiefachen und gelten bis zum heutigen Tag als die Volkstanzkapelle schlechthin in Bayern. Ein jeder ist herzlich willkommen, ich freue mich auf Sie.