Gut 3800 Asylbewerber werden bis Ende des Jahres im Landkreis München erwartet. Untergebracht sind bislang rund 2300, davon 228 allein in Ismaning.
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So wurden in Kirchheim und Gräfelfing jetzt Turnhallen kurzfristig als Notunterkünfte für Asylbewerber hergerichtet. Grund: Eine Verzögerung bei der Errichtung der Traglufthallen forderte erneut das Improvisationsgeschick des Landratsamtes und die Kooperationsbereitschaft der Kommunen heraus. Eigentlich wollte man bereits Anfang der Woche mit der Belegung der zweiten Traglufthalle in der Gemeinde Neubiberg beginnen. Doch wie so oft waren es technische Details, die den guten, wenn auch eng gesteckten Zeitplan zunichte machten, heißt es vom Landratsamt München.
Auf die Schnelle wurden deshalb zwei, schon früher als mögliche Notunterkünfte ins Auge gefasste Turnhallen umfunktioniert und mit der Einrichtung begonnen. Vor ein paar Tagen zogen die ersten Asylbewerber in die Dreifachturnhalle des Gräfelfinger Kurt-Huber-Gymnasiums ein, die insgesamt 200 Menschen eine vorübergehende Bleibe bieten wird.
Weitere 50 Plätze stehen voraussichtlich ab dieser Woche in der Turnhalle der Silva in Kirchheim zur Verfügung.
Eigentlich war vorgesehen, im Zuge der Eröffnung der zweiten Traglufthalle in Neubiberg in dieser Woche mit der Schließung der ersten Turnhallen-Notunterkünfte zu beginnen. Auch wenn jetzt erst einmal weitere Sporthallen als Unterkünfte herangezogen werden müssen, ist weiterhin geplant, die Turnhallen zum Schuljahresbeginn wieder freigeben zu können.
»Es ist unser Bestreben alle Turnhallen vorm Schulstart wieder zu übergeben und wir sind trotz engem Zeitplan guter Dinge«, sagte Christina Walzner, Mitarbeiterin der Pressestelle des Landratsamtes München, auf Nachfrage dieser Zeitung.
Dass dies eingehalten werden kann, daran arbeitet die Herstellerfirma der Traglufthallen mit Hochdruck. Die Kapazitäten für Asylbewerber in dezentralen Unterkünften sind schon seit einiger Zeit erschöpft.
Rund 600 Menschen sind aktuell vorübergehend in verschiedenen Turnhallen des Landkreises München untergebracht. Und jede Woche werden es rund 90 mehr.
Der stellvertretende Landrat Ernst Weidenbusch und die Bürgermeister der betroffenen Gemeinden, Uta Wüst (Gräfelfing) und Maximilian Böltl (Kirchheim), informieren die Anwohner rund um die Hallen mit einem Informationsschreiben, das an die Haushalte in der näheren Umgebung verteilt wird. Sie bitten darin die Bevölkerung, offen auf die Asylsuchenden, die zum Teil schwere Schicksalsschläge erlitten haben, zuzugehen und berichten von den bisher gemachten positiven Erfahrungen im Landkreis.
Im Dauereinsatz sind derzeit auch die Helferkreise Asyl, in denen sich Ehrenamtliche um die Asylbewerber kümmern.
Doch wie verbringen die Asylbewerber ihren Tag? Da sie während des Asylverfahrens nicht arbeiten dürfen, müssen sie sich irgendwie beschäftigen.
»Die schlimmste Situation für unsere Asylbewerber ist, dass sie während des sehr langen Asylverfahrens zum Nichtstun verdammt sind«, berichtete der Helferkreis Asyl Unterschleißheim. Für sie gibt es verschiedenste Aktivitäten. Die wichtigste sei aber der Deutschunterricht: Jeden Wochentag bieten mehr als 20 ehrenamtliche Helfer hier mehrmals täglich Deutschunterricht an.
Und wie sieht die Zukunftsprognose aus? Mit einem spürbaren Rückgang der Anzahl der zugewiesenen Asylbewerber im Landkreis ist vorerst nicht zu rechnen. Die Anforderungen an die Helferkreise und an die Bevölkerung werden in Zukunft tendenziell eher noch zunehmen. Christine Henze