Noch vier Tage, dann übernehmen wieder die Narren das Zepter in München. Elfter Elfter, 11.11 Uhr. Dann gehts los. Für das Prinzenpaar der Narrhalla München, Cornelia II. und Christian II., ist dieses Datum der Beginn eines neuen Abschnitts.
Für sie hat die Faschingssaison schon im August begonnen. Und eigentlich sogar noch viel früher
»Für mich geht ein Kindheitstraum in Erfüllung«, sagt die designierte Prinzessin, Cornelia Heidler. »Mit fünf Jahren war ich beim Pumuckl-Ball der Narrhalla. Damals habe ich mich in Angela Wiedl verliebt.« Das war 1991. Inzwischen hat Angela Wiedl eine große Karriere als volkstümliche Schlagersängerin gemacht. Damals war sie die Faschingsprinzessin der Narrhalla.
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So seh ich das! Samstagsblatt München-Redakteur Carsten Clever-Rott über gute Nachrichten Artikel vom 07.11.2015
Auch wenn dieser Weg zur Prinzessin für Cornelia II. nicht unbedingt vorgezeichnet war, so ist er doch irgendwie logisch. Das gilt auch für Prinz Christian II., Christian Schöttl. Der 37-Jährige ist ein waschechter Münchner, aufgewachsen am Viktualienmarkt. Noch echter geht nicht. Als alter Hase im »Faschingsbusiness« er gehört dem Elferrat der Narrhalla an freut er sich auf den kommenden Mittwoch. »Wir leben dafür«, sagt Cornelia voller Überzeugung und das glaubt man ihr ohne Zögern.
Anders lässt sich der Termin-Marathon wohl auch nicht bewältigen. Ab Mitte Januar stehen bis zum diesmal frühen Faschingsdienstag, 9. Februar, für das Prinzenpaar zehn bis zwölf Termine täglich an. Es wird bunt, es wird schön und das alles hat seinen Preis, den das Prinzenpaar zu zahlen bereit ist.
So hat Prinzessin Cornelia ihre Jahresurlaub für ihr Ehrenamt geopfert. Aber darum geht es nicht. Es geht darum, den Menschen Freude zu machen. Eine tolle Show, die perfekt choreographiert ist, Kostüme, bei denen alles im Detail stimmen muss, ein Terminplan, der präzise abgestimmt ist, das alles mit einem Team, das sich mit einer unglaublichen Leidenschaft in diese Aufgabe stürzt damit sich die Münchner über all das und das gemeinsame Feiern freuen können. Einfach mal die kleinen und großen Sorgen vergessen, und wenn es nur für ein paar Stunden ist.
So erzählt Prinz Christian von einem Besuch in einem Seniorenheim. Dort habe es dann eine Polonaise mit Rollstühlen gegeben und er selbst habe mit einer restlos begeisterten 102-jährigen Bewohnerin, die selbst im Rollstuhl saß, getanzt. In seinem Übermut hat er den Rollstuhl im Kreis gedreht und dann ein wenig schuldbewusst gefragt, ob das in Ordnung sei. Doch die alte Frau habe geantwortet: »Drah nur weider, Bua!«. Das ist Fasching, wie er sein soll.
»Die Leute wollen den Fasching«, ist Prinz Christian überzeugt. Das erlebt er jedes Jahr aufs Neue und diesmal ist er eben mittendrin.
Die mit dem Amt verbundenen Annehmlichkeiten sind da ein angemessener Ausgleich und für ein Prinzenpaar mehr als standesgemäß. Die Tollitäten residieren in der Faschingszeit in zwei Suiten im Bayerischen Hof, haben eine komfortable Limousine mit Chauffeur und »das ist schon toll, wenn man jeden Tag über den roten Teppich schreiten darf«, gesteht das Prinzenpaar, das sich übrigens getrennt beworben hat und ausgewählt wurde, aber vom ersten Treffen an optimal harmoniert hat. Anders ist die große Aufgabe, und das ist ganz einfach, nicht zu stemmen.
München steht vor einer begeisternden fünften Jahreszeit unter dem Motto »Zirkus, Zirkus« und darauf dürfen sich die Menschen wirklich freuen. Ohne Fasching wäre München nicht München. Und ohne Narrhalla wäre Fasching nicht Fasching. Von Carsten Clever-Rott
Hintergrundinfo:
Die Geschichte des Münchner Faschings ist seit mehr als einem Jahrhundert aufs engste mit der Münchner Gesellschaft Narrhalla verbunden. Fasching, Fastnacht oder auch Karneval wurde schon Anfang des 15. Jahrhunderts gefeiert. München hat eine gewachsene Faschingstradition, die Ende des 19. Jahrhunderts mit den legendären »Münchner-Redouten« rauschenden Faschingsbällen u. a. mit ausgefallenen Kostümen zum Aushängeschild der Landeshauptstadt wurden.