Auf der Alm, da gibts koa Sünd, so heißt es. Und ich möchte hinzufügen: Weil es soviel Arbeit gibt. Jetzt im Juni, teilweise auch schon etwas früher, beginnt der Almsommer.
Markus Wasmeier-Kolumne Themenseite: Markus Wasmeier, Sportler des Jahres und Goldmedaillengewinner im Skirennlauf ruft erfolgreich ein »altbayerischen Dorf« ins Leben
Schon seit vielen Jahrhunderten nutzen die Menschen die Bergwiesen zur Beweidung. Es gibt archäologische Funde, die sogar bis in die Bronzezeit zurückreichen.
Für die Bauern war die Almwirtschaft eine Möglichkeit, zusätzliche Futterquellen zu erschließen. Dabei gab es nicht selten eine Nieder-, Mitter- und Hochalm, also Almen in verschiedenen Höhenlagen. Man zog im Frühsommer auf die Niederalm und wenn die Wiesen abgeweidet waren und das Wetter es zugelassen hat, ging es weiter auf die nächst höher gelegene Alm. Von der Hochalm ging es dann in umgekehrter Reihenfolge zurück. Man konnte so die niedriger gelegenen Weiden zweimal nutzen und verblieb nur über kurze Zeit in den kälteren Hochlagen.
Der Alltag auf der Alm ist hart,
entbehrungsreich und faszinierend
Der Bauer selbst konnte seinen Hof allerdings nicht so lange sich selbst überlassen, denn die Feld- und Waldarbeit musste weiterhin ordentlich erledigt werden. So wurden die Tiere von einem Senner oder einer Sennerin auf die Alm begleitet. Je nach Größe der Herde waren auch ein oder mehrere Hirtenbuben dabei. Ihre Aufgabe war es neben der Arbeit als Viehhirte den Austausch mit dem Tal aufrecht zu erhalten. Die Milch der Kühe wurde auf der Alm meist nur in transportfähigen Frischkäse und Butter verarbeitet und vom Hirtenbub je nach Menge zwei bis dreimal die Woche zu Fuß ins Tal getragen. Auf dem Rückweg konnte er Versorgungsgüter und die ebenso wichtigen Neuigkeiten und Nachrichten mit auf die Almhütte bringen.
Das Leben auf der Alm war hart und reich an Entbehrungen, aber es übt trotzdem eine gewisse Faszination auf mich aus. So freut es mich umso mehr, dass wir Ihnen seit dieser Saison eine Almhütte im altbayerischen Dorf präsentieren können. Den Wahlkaser, der auf der Gotzenalm stand, haben wir im letzten Jahr mit dem Helikopter von den Berchtesgadener Bergen ins Tal geflogen. Dazu musste der Blockbau natürlich komplett zerlegt, auf einen Lastwagen verladen und bei uns im Museum wieder aufgebaut werden. Wenn man nun die Almhütte betritt, hat man sofort einen Eindruck von der beengten Lebensweise während der Sommermonate. Aber nicht nur das, auch die Arbeit auf der Alm lässt sich gut nachvollziehen, für den Geruch hingegen braucht man viel Vorstellungskraft.
Besonders lebendig wird der Kaser an unseren Erlebnistagen. Denn dann besucht uns der ehemalige Senner Otto Zaiser im altbayerischen Dorf und zeigt, wie auf der Alm Frischkäse und Butter zubereitet wurden. Er war seit seinem 18. Lebensjahr Senner auf der vorderen Dalsenalm im Feichten-Kaser und kann Ihnen somit eindrucksvoll vom Leben auf der Alm berichten. Sein erster Besuch findet kommende Woche, am Dienstag, den 7. Juni statt und er wird heuer noch viermal bei uns im Kaser zu Gast sein. Ich bin schon sehr gespannt und neugierig auf seine Geschichten! Wenn es Ihnen genauso geht, dann besuchen Sie mich doch im altbayerischen Dorf und lassen Sie sich von den Berichten des Senners in eine andere Welt versetzen.
Nicht nur auf der Alm, unser Museum lässt Sie in vielen Bereichen eintauchen in eine längst vergangene Zeit. Wenn Sie dann im Biergarten unser selbstgebrautes Museumsbier verkosten, werden Sie feststellen, dass wir in Bayern bereits vor 300 Jahren wussten was Genuss ausmacht, beim Käse wie beim Bier.
Ich freue mich auf Ihren Besuch.
Ihr Markus Wasmeier