Veröffentlicht am 23.05.2017 00:00

Zweite Stammstrecke: Haidhauser fürchten Belastungen in der Bauzeit


Von red
Belastungen während der Bauzeit seien nicht zu vermeiden, erklärte Innenminister Joachim Herrmann (li.) bei der Bürgerversammlung. Oberbürgermeister Dieter Reiter versprach den Haidhausenern, die Belastungen so gering wie möglich zu halten.  (F: js)
Belastungen während der Bauzeit seien nicht zu vermeiden, erklärte Innenminister Joachim Herrmann (li.) bei der Bürgerversammlung. Oberbürgermeister Dieter Reiter versprach den Haidhausenern, die Belastungen so gering wie möglich zu halten. (F: js)
Belastungen während der Bauzeit seien nicht zu vermeiden, erklärte Innenminister Joachim Herrmann (li.) bei der Bürgerversammlung. Oberbürgermeister Dieter Reiter versprach den Haidhausenern, die Belastungen so gering wie möglich zu halten. (F: js)
Belastungen während der Bauzeit seien nicht zu vermeiden, erklärte Innenminister Joachim Herrmann (li.) bei der Bürgerversammlung. Oberbürgermeister Dieter Reiter versprach den Haidhausenern, die Belastungen so gering wie möglich zu halten. (F: js)
Belastungen während der Bauzeit seien nicht zu vermeiden, erklärte Innenminister Joachim Herrmann (li.) bei der Bürgerversammlung. Oberbürgermeister Dieter Reiter versprach den Haidhausenern, die Belastungen so gering wie möglich zu halten. (F: js)

Bei der außerordentlichen Bürgerversammlung zur zweiten S-Bahn-Stammstrecke haben die Haidhausener erwartungsgemäß erneut gegen das Bauvorhaben gestimmt.

Zweite S-Bahn-Stammstrecke in München Themenseite zur 2. S-Bahn-Stammstrecke (über- und unterirdisch) durch Münchens Zentrum

Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) und Innenminister Joachim Herrmann (CSU) betonten indes, weiterhin zu dem Projekt zu stehen und kündigten zusätzlich Planungen zum Ausbau des Süd- und des Nordrings der S-Bahn an. Reiter versprach den Anwohnern, die Belastungen durch den Tunnelbau möglichst gering zu halten.

Die Stadt München hat offenbar aus den Ereignissen vom Februar gelernt. Vor rund drei Monaten hatte die Bürgerversammlung zum Tunnelbau wegen des zu großen Andrangs abgesagt werden müssen. Beim Nachholtermin in der Tonhalle sorgten Mitarbeiter des Büros des Oberbürgermeisters dafür, dass zunächst nur Anwohner eingelassen wurden. Wer keine Haidhausener Adresse im Personalausweis vorweisen konnte, bekam erst kurz nach Veranstaltungsbeginn Zutritt.

So befanden sich schließlich rund 650 Besucher im Saal, als Reiter die Versammlung anmoderierte – und nicht alle stammten aus dem Viertel. Wie beim abgesagten Termin hatten die Tunnelgegner, die im Vorfeld vor der Halle im Werksviertel demonstriert hatten, ihre Transparente mit in die Halle genommen. Sämtlichen Anträgen, das Bauvorhaben zu stoppen, stimmten die Teilnehmer mit großer Mehrheit zu. Verabschiedet wurden außerdem Forderungen, die Finanzierungszusage der Stadt zurückzuziehen und die Kosten-Nutzen-Kalkulation der Planungen noch einmal zu überprüfen.

Reiter allerdings stellte seine Haltung zum geplanten S-Bahntunnel unmissverständlich klar. In der Stadt gebe es einen großen Bedarf und eine deutliche Mehrheit für das umstrittene Projekt. »Dieser Bypass ist notwendig für die Betriebssicherheit«, betonte Reiter. Er habe sich für eine zügige Umsetzung des Baus ausgesprochen. »Zu dieser Entscheidung stehe ich.«

Auch seitens des Bundes und des Landes gebe es eine breite Zustimmung zur zweiten Stammstrecke, sagte Innenminister Herrmann. Besonders wichtig sei der Tunnel für das Umland: »Wir brauchen mehr Züge.« Ziel der Versammlung sei jedoch nicht, die Gegner des Projekts umzustimmen. »Die Einwände derer, die grundsätzlich dagegen sind, werden wir nicht ausräumen können«, meinte Herrmann. Allerdings könne man den Ablauf während der Bauzeit klären.

Sorge bereitet den Haidhausenern unter anderem, dass die Bauarbeiten Schäden an ihren Häusern verursachen könnten. Für Beschädigungen müsse die Bahn jedoch aufkommen, versicherte Markus Kretschmer, Projektleiter für die zweite Stammstrecke bei der Deutschen Bahn. Bei den betroffenen Gebäuden werde ein Beweissicherungsverfahren vorgenommen, bei dem der Zustand des Hauses vor und nach dem Tunnelbau durch einen Gutachter überprüft werde, erklärte er.

Spielplätze bleiben

fast alle erhalten

Auch den Verlust von Spiel- und Erholungsflächen fürchten die Anwohner. Nicht mehr nutzbar seien in der Bauphase etwa der Sportplatz und der Spielplatz in den Maximiliansanlagen. Vor allem für die Kirchenschule sei diese Einrichtung auf der Kobellwiese aber sehr wichtig, klagte eine Mutter. Weitere Spielplätze seien nicht betroffen, versprach Kretschmer. Auch der Spielplatz in der Kellerstraße, in dessen Nähe einer der Rettungsschächte gebaut wird, stehe weiterhin offen.

Um den Fortbestand ihrer Konditorei bangte eine Gewerbetreibende aus der Kellerstraße. Der Schachtbau an der Ecke der Milchstraße und der Pütrichstraße sei wegen des Baulärms und der Verschmutzung nicht mit ihrem Betrieb zu vereinbaren: »Dann kann ich jeden Tag Sand-

kuchen backen.« An allen größeren Baustellen würden jedoch Messgeräte zur laufenden Überprüfung der Feinstaub- und Lärmbelastung aufgestellt , sagte Kretschmer.

Wo mit einer Überschreitung der zulässigen Werte zu rechnen sei, sollen Schutzwände oder auch Schallschutzfenster eingebaut werden.

Gerade im Bereich der Rettungsschächte halte sich der Schwerverkehr in Grenzen. Zu rechnen sei dort mit etwa fünf bis zehn Lastwagen am Tag. Anders wird es an der Großbaustelle am Orleansplatz aussehen, an dem im nordöstlichen Areal und vor dem Kaufhaus Kaufring je ein großer Schacht errichtet wird, über den die unterirdischen Bauarbeiten durchgeführt werden. Insgesamt werde der Lkw-Verkehr durch den Tunnelbau um rund 80 Fahrzeuge täglich zunehmen, führte Kretschmer aus.

In Haidhausen werde es damit auf jeden Fall zu Belastungen kommen, sagte Herrmann. Auch Reiter beschönigte die Situation nicht: »Wenn ich sagen würde, es gäbe eine Lösung, die niemanden belastet, wäre ich ein Märchenonkel.« Jedoch werde er sich dafür einsetzen, den »Flurschaden gering zu halten«.

Den Wind aus den Segeln nahmen der Rathauschef und der Innenminister indes all denjenigen, die für den Südring als Alternative zur zweiten S-Bahnröhre plädieren. Sowohl der Ausbau des Südrings als auch des Nordrings könne parallel zum Tunnelbau geplant werden, sagte Reiter. Joachim Herrmann kündigte an, der Landtag versuche noch vor der Sommerpause ein Gesamtkonzept zum S-Bahn-Ausbau auf den Weg zu bringen, in dem auch der Außenring Thema sei.

Die Bauarbeiten zur zweiten Stammstrecke sollen im Stadtbezirk Au-Haidhausen Markus Kretschmer zufolge im dritten oder vierten Quartal 2018 beginnen. Abgeschlossen sein soll das Großprojekt, das knapp vier Milliarden Euro kosten wird, dann im Jahr 2026. Julia Stark

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