Brotzeit ist die schönste Zeit denkt sich so mancher Schüler ab kommenden Dienstag wieder. Denn die Sommerferien sind zu Ende und die Schüler müssen wieder die Schulbank drücken.
Historisch: Markus Wasmeiers Freilichtmuseum Sportler des Jahres und Goldmedaillengewinner im Skirennlauf, Markus Wasmeier, ruft erfolgreich ein »altbayerischen Dorf« ins Leben
Die meisten eine Klasse höher als im vergangenen Jahr, manche natürlich auch nicht. Und ganz besonders ist der Tag selbstverständlich für die Kleinsten, die Erstklässler. Da ist die Aufregung groß, die Freude auch und stolz marschieren sie mit ihren Schultüten ins Klassenzimmer. Was für uns heute ganz normal ist, war bis ins 19. Jahrhundert hinein keine Selbstverständlichkeit.
Die allgemeine Schulpflicht wurde sogar erst 1919 eingeführt. Natürlich gab es schon vorher Schulen. In der Antike war ein Schulbesuch oder ein Privatlehrer allerdings nur für eine privilegierte Schicht möglich. Oft war es auch so, dass die Eltern selbst den Unterricht übernahmen, je nach ihren Möglichkeiten. Wenn ich mir vorstelle ich hätte meinen Kindern die höhere Mathematik beibringen müssen, bin ich froh, dass diese Zeiten vorbei sind. Ab dem Mittelalter nämlich, gab es auch im bayerischen Raum die ersten Schulen.
Anfangs waren dies allerdings kirchliche Einrichtungen, die zukünftigen Mönchen und Priestern vorbehalten waren. Dadurch erlangten die Klöster eine außerordentliche Stellung was die Macht über das Wissen der damaligen Zeit angeht. Die Klosterbibliotheken wuchsen stets und mit ihnen die Bildung der Geistlichen. Erst im 13. Jahrhundert wurden nach und nach auch staatliche Schulen gegründet. Schreiben mussten die Schüler von damals auf Holztafeln oder Wachsplatten, denn Papier war viel zu teuer. Überhaupt spielte das Geld eine große Rolle. Meist musste ein Schulgeld entrichtet werden, sodass es auch Bevölkerungsschichten gab, die sich einen Schulbesuch nicht leisten konnten. Und zusätzlich waren nicht alle von der Schule begeistert.
Die Kinder mussten damals speziell auf dem Land viel im elterlichen Betrieb mitarbeiten. Bei der harten Arbeit wurde jede Hand gebraucht, ein Schulbesuch bedeutete somit den Verlust einer wichtigen Arbeitskraft. Doch mit der Zeit setzte sich die Meinung durch, dass Bildung ein wichtiges Gut ist. Das spiegelte sich auch im Ansehen des Lehrers wider. Waren diese zuvor nur wenig geschätzt, bildeten sie im 19. Jahrhundert zusammen mit Pfarrer, Arzt und Apotheker die Honoratioren eines Dorfes. Für die Kinder war der Lehrer eine Respektsperson, nicht zuletzt, weil auch körperliche Züchtigung üblich war.
In den Schulen auf dem Land waren meist Schüler verschiedener Jahrgänge in einem gemeinsamen Klassenzimmer. Daraus ergab sich auch, dass ein großer Teil des Unterrichts aus Stillarbeit bestand. Andererseits bestand auch die Möglichkeit klassenübergreifend zu arbeiten, wobei die älteren Schüler die jüngeren unterstützten. Diese Einklassenschulen gab es auf dem Land noch bis in die 1960er Jahre.
In unserem altbayerischen Dorf gibt es zwar keine ganze Schule, aber zwei historische Schulbänke stehen schon bei uns im Freilichtmuseum im Riederhof. Vielleicht haben Sie ja ein Kind oder Enkelkind, das am Dienstag eingeschult wird und Sie möchten anschließend eine kleinen Ausflug machen? Da kann ich Sie nur einladen an den schönen Schliersee. Bei uns im Freilichtmuseum können Sie den Schulanfang inmitten der Schlierseer Berge genießen und die Kinder erfahren wie es früher zuging.
Mit frischer Kräuterlimonade und einer deftigen Brotzeit in unserem gemütlichen Biergarten können dann vielleicht sogar die ersten Leseversuche mit der Speisekarte gemacht werden. Oder die Kleinen entdecken doch lieber die verschiedenen Tiere, die bei uns auf dem Gelände verteilt leben. Von den Bienen über die Hühner bis hin zu den Wollschweinen ist einiges geboten. Und glauben Sie mir, dabei lernt man vielleicht mehr als in einem Klassenzimmer.
Ihr Markus Wasmeier