Großbaustellen haben in der Regel wenig Charme. Meist zeichnen sie sich durch Lärm und Staub aus, im besseren Fall stehen sie nur im Weg herum, aber einen Erkenntnis- und Erlebnisgewinn haben sie üblicherweise nicht zu bieten. Und genau das möchte die Münchner SPD ändern.
Ihre Forderung im Stadtrat: »Macht die Großbaustellen zum Erlebnis!«
Der Winter ist vorbei, es geht wieder los: In allen Vierteln werden Straßen aufgerissen und Gruben gegraben, wird gebohrt und gemauert - die warme Jahreszeit ist auch die Zeit der Baustellen. In München gibt es darüber hinaus mehrere Großbaustellen, auf denen das ganze Jahr über gewerkelt wird. Eine Geduldsprobe, aber gleichzeitig notwendig. Und spannend, denn Baustellen können nicht nur störend wirken, sondern auch eine technische Faszination ausüben. Deshalb geht die SPD-Stadtratsfraktion damit in die Offensive.
Transparente Bauzäune und Aussichtspunkte:
erleben, wie etwas Neues entsteht
Erleben, so mag man sagen, kann man auf Münchens Großbaustellen auch jetzt schon einiges, denn Baustellen sind von Natur aus ein Eingriff ins Gewohnte: Es wird laut, oft schmutzig, der Verkehr muss manchmal umgeleitet werden, es geht drum herum etwas umständlicher zu. Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist: Man kann auf Baustellen beobachten, wie nach und nach etwas Neues entsteht, wie wichtige Projekte wachsen. Das soll die Stadt bei anstehenden Großbaustellen, wie etwa der zweiten S-Bahnstammstrecke, erlebbar machen.
Der SPD-Fraktionsvorsitzende Alexander Reissl , der hierzu den Antrag gestellt hat, sagt: »Großbaustellen sind eine doppelte Herausforderung: Für diejenigen, die bauen, aber auch für diejenigen, die sich für eine gewisse Zeit damit arrangieren müssen. Baustellen verlangen den Bürgerinnen und Bürgern Geduld ab.
Aber viele finden sie auch interessant. Um die faszinierenden Seiten der großen Bauprojekte zugänglich zu machen, wollen wir Baustellen erlebbar machen. Dazu soll es teilweise transparente Bauzäune geben und Aussichtspunkte errichtet werden, außerdem sollen Führungen angeboten werden. Um dies zum Beispiel gleich beim Projekt zweite S-Bahnstammstrecke umzusetzen, soll die Stadt mit der Bahn zusammenarbeiten. Großbaustellen können auf diese Weise beeindrucken. Ich erinnere mich da zum Beispiel an die große Holzbrücke, die Anfang der 1970er-Jahre über die Großbaustelle des damals entstehenden Stachusbauwerks mit S-Bahnhof führte. Sie war eine wichtige Verbindung, bot aber auch einen sehr interessanten Blick auf das Geschehen und den Baufortschritt.
Man konnte sehen: Da passiert was, da entsteht was. So etwas wünsche ich mir für aktuelle Großbaustellen in München auch. Die Stadt soll zeigen: Hier bauen wir für unsere Bürgerinnen und Bürger und hier geht etwas voran.«
Ob die SPD diese neue »Stadtrats-Baustelle« erfolgreich abschließen kann, ist offen. Sicher ist nur: Wenn Debatte und Beschluss positiv ausfallen, wird die Stadt keine Schwierigkeiten, Baustellen zu finden.